Daimler: CEO Dr. Z verärgert Aktionäre zum Abschied!

Marc Rendenbach
06.02.19

Nicht nur in den USA läuft zurzeit die Berichtssaison auf vollen Touren, sondern auch bei uns. Nachdem gestern beispielsweise Infineon seine aktuellen Geschäftszahlen vorgelegt hatte, war heute nun der Stuttgarter Autobauer Daimler (WKN: 710000) an der Reihe.

Die Erwartungen an Daimler waren dabei im Vorfeld bereits nicht besonders hoch. Überraschenderweise schaffte es der Konzern jedoch diese bereits sehr niedrigen Erwartungen noch zu unterbieten. Aber der Reihe nach! Laut Management kletterte der Konzernumsatz in 2018 zwar um +2% auf 167,3 Mrd. Euro, das war dann aber auch schon die beste Nachricht.

Denn belastet vom Handelskonflikt der USA mit China sowie dem neuen Abgastest WLTP konnte der Absatz nur leicht gesteigert werden, bei gleichzeitig jedoch hohen Kosten. Deshalb brach der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um -22% auf 11,1 Mrd. Euro ein. Unterm Strich verdiente Daimler mit 7,6 Mrd. Euro sogar ca. 3 Mrd. Euro weniger als noch im Vorjahr.

Angesichts dieser noch schwächer als erwarteten Entwicklung sah sich das Management um CEO Dr. Dieter Zetsche daher dazu gezwungen die Dividende von 3,65 Euro auf nur noch 3,25 Euro je Aktie zu kürzen. Zwar war auch hier mit einer Kürzung gerechnet worden, allerdings hatten Analysten im Durchschnitt mit 3,45 Euro gerechnet. Kein Wunder also, dass sich auch die Aktionäre "not amused" zeigten.

Man soll immer gehen, wenn es am schönsten ist?

Dies war zugleich – nach nunmehr 13 Jahren – die letzte Präsentation einer Jahresbilanz durch CEO Dr. Zetsche. Denn dieser wird im Mai das Zepter an den bisherigen Entwicklungschef Ola Källenius übergeben. Umso größer war daher die Wut einiger Aktionäre über diese Dividendenkürzung. Wenn Dr. Zetsche gehen wollte, wenn es am schönsten ist, hat er den richtigen Zeitpunkt für seinen Abgang definitiv verpasst. Zumal er seinem Nachfolger alles andere als ein bestelltes Feld überlässt.

Dies zeigte sich heute im ebenfalls sehr enttäuschenden Ausblick. Zwar lief wenigstens die Lkw-Sparte Daimler Trucks, dank einer hohen Nachfrage in den USA, sehr gut. Dafür aber läuft es bei der wichtigsten Konzernmarke Mercedes-Benz umso schlechter. So lag die Rendite bei dieser Kernmarke schon im abgelaufenen Jahr mit 7,8% unter der Zielmarke von 8-10%. Nun wurde diese Zielmarke auf 6-8% gesenkt. Konkret bedeutet das natürlich, dass es – zumindest in naher Zukunft – noch nicht viel besser laufen wird.

Abschied von Tesla war großer Managementfehler!

Dies ist angesichts neuer Herausforderungen, Stichwort: E-Mobilität, auch wenig verwunderlich. Denn hier sind in den kommenden Jahren massive Investitionen notwendig. Nun zeigt sich wie schlecht die Entscheidung von CEO Dr. Zetsche seinerzeit war, die Beteiligung an Tesla zu verkaufen. Besser wäre wohl gewesen diese zu behalten und die Zusammenarbeit zu intensivieren, zumal gestern bekannt wurde, dass nun selbst der innerdeutsche Konkurrent Kunde der Amerikaner ist.

Statt dessen ließ sich Dr. Zetsche für den Verkauf der Beteiligung mit den Worten "damit ist Daimler der erste und einzige Autobauer, der jemals Geld mit Elektromobilität verdient hat" auch noch feiern. Wie Nachfolger Ola Källenius alle dieser Herausforderungen meistern will, entzieht sich noch meiner Kenntnis. Aber es handelt sich immerhin um den bisherigen Entwicklungschef des Konzerns – wer, wenn nicht er ist daher für den Job besser prädestiniert?

Aktie hält sich noch erstaunlich gut, aber...

Führt man sich dies alles vor Augen, müsste man heute eigentlich einen deutlich Kursrücksetzer erwarten. In der Tat war Daimler mit knapp -2% einer der schwächsten Titel im DAX. Allerdings kann sie sich problemlos über der runden 50,00 Euro Marke behaupten. Wenn man bedenkt, dass sie noch Anfang Januar unter 45,00 Euro notierte, ist das vergleichsweise stark. Insofern verbietet es sich derzeit auch hier noch auf weiter fallende Kurse zu wetten.

Anscheinend haben die Aktionäre im Zuge der Marktkorrektur bis Ende letzten Jahres schon das absolute Horrorszenario eingepreist und sehen der Zukunft unter dem neuen CEO Ola Källenius positiv entgegen. Das ist prinzipiell okay, immerhin wurde der Wechsel auf dem CEO-Posten von Herrn Dr. Schrempp zu Herrn Dr. Zetsche vor ca. 13 Jahren an der Börse noch richtig gefeiert. So schlecht wie sein Vorgänger war Dr. Zetsche allerdings auch nicht. Daher sollte sich die Party unter den Anlegern an der Börse dieses Mal auch in Grenzen halten.

Fazit

Auf dem aktuellem Kursniveau sehe ich die Aktie daher als Halteposition an. Ein Stoppkurs unterhalb von 50,00 Euro sichert die Position ab. Man sollte sich, als Aktionär, aber klar machen, dass die Aktie schon in den letzten Jahren kein Highflyer im DAX war und es so schnell auch nicht werden wird. Im besten Fall sind Kursziele bis 60,00 Euro möglich, in erster Linie setzt man mit der Aktie aber auf die Dividende.

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