Das bedeuten Trumps Strafzölle für Anleger

Interview mit Profi-Einschätzung
10:41 Uhr

Der Mann im Weißen Haus hat ernst gemacht: US-Präsident Donald Trump stürzt mit seinen Strafzöllen die Börsen in Turbulenzen. Worauf müssen sich Anleger jetzt einstellen?

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„Schwarzer Montag“ im Anmarsch?

Bereits am späten Freitag deutscher Zeit haben die Märkte auf die Äußerungen des mächtigsten Mannes der Welt in Bezug auf die Strafzölle gegen Kanada, Mexiko und China umgehend reagiert – die Aktienkurse gingen zum Handelsschluss auf Talfahrt. Zum Wochenauftakt riecht es nach einem „Schwarzen Montag“. So rauscht etwa der Bitcoin ab und notiert aktuell unter 96.000 US$.

Was bedeutet Trumps Aktion für die eigenen Investments? Börsenprofi Miriam Kraus ordnet die Lage im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra ein und zeigt im Detail auf, womit Anleger jetzt rechnen müssen.

US-Präsident Donald Trump macht ernst und verhängt Strafzölle gegen Kanada, Mexiko und China. Was bedeutet das für die Börsen?

Miriam Kraus: Nun, der inflationäre Aufwärtsdruck, den ich ja in den letzten Monaten immer wieder angesprochen hatte und der sich erwartungsgemäß mit der schon im Wahlkampf aufgezeigten US-Handelspolitik verstärken wird, ist nun kaum noch zu leugnen. Die Börsen müssen sich also auf die Konsequenzen aus teurer werden US-Verbraucherprodukten einstellen. Ebenso auf eine abnehmende Effizienz der Lieferketten sowie auf steigende Kosten für Bürokratie und Lobbyarbeit in den USA.

Die Zölle könnten auch zu erheblichen wirtschaftlichen Störungen führen, da die nordamerikanischen Lieferketten eng miteinander verbunden sind. Auf Kanada, Mexiko und China entfällt immerhin mehr als ein Drittel der in die USA eingeführten Produkte.

Die erste Konsequenz, der sich die Börsen aus diesen zu erwartenden Entwicklungen stellen müssen, ist die Frage, wie nachhaltig die aktuell teilweise sehr hohen Gewinnerwartungen gegenüber den US-Unternehmen noch sein können. Steigende Preise müssen entweder von den Unternehmen selbst getragen werden, was die Margen schmälert, oder sie werden an die Kunden weitergegeben, was den inflationären Aufwärtsdruck weiter erhöht und schließlich zu Nachfrageeinbußen führt.

Miriam Kraus Goldherz Report

Miriam Kraus Goldherz Report

Ein Blick auf Donald Trumps erste Amtszeit verrät uns, dass die Kosten der damals verhängten Zölle gegen China fast vollumfänglich an die amerikanischen Verbraucher weitergegeben wurden – das dürfte auch dieses Mal nicht anders sein und wird zu höheren Preise in den Lebensmittelgeschäften, bei Autohändlern und an der Tankstelle führen.

Laut den Wirtschaftsexperten von S&P Global sind die mexikanische Auto- und Elektroindustrie sowie die kanadische Mineralienverarbeitung am stärksten von den umfassenden Zöllen betroffen. In den USA bestehen die größten Risiken für die Landwirtschaft, die Fischerei, die Metall- und die Automobilproduktion.

Nach ersten Schätzungen von Goldman Sachs dürften allein die Zölle auf Kanada und Mexiko zu einem Anstieg der US-Kerninflation um 0,7 % und zu einem Rückgang des US-Bruttoinlandsprodukts um 0,4 % führen.

Ich befürchte allerdings, dass diese weitreichenden Konsequenzen überwiegend noch nicht eingepreist sind.

Die Folgen für den Ölmarkt

Welche Folgen sind speziell für Edelmetalle und Rohstoffe sowie entsprechende Aktien zu erwarten?

Miriam Kraus: Im Mittleren Westen der USA, wo 23% der US-Raffineriekapazitäten angesiedelt sind, sind die Raffinerien so sehr auf kanadische Lieferungen angewiesen, dass die Pipelines, die früher Öl von der Golfküste in den Mittleren Westen transportierten, stillgelegt wurden, so dass die Kraftstoffhersteller kaum Zugang zu alternativen Ölsorten haben.

Die erste direkte Implikation im Ölmarkt bedeutet steigende Kraftstoffpreise in den USA. Allerdings könnte der Spread zwischen US- und kanadischem Öl zunächst ansteigen. Doch wenn die kanadischen Erzeuger ihr Öl von der Golfküste aus ohne Zölle an Käufer außerhalb der USA exportieren dürfen, würde dies die kanadischen Ölpreise weniger stark treffen. Unklar ist auch, wie sich die Zölle auf das westkanadische Öl auswirken werden, das auf dem Weg zu den kanadischen Raffinerien in Ontario und Montreal durch die USA transportiert wird.

Außerdem beginnt die Wartungssaison in den Ölsandvorkommen in der Regel um den April herum und reduziert die Rohölproduktion, so dass diese Arbeiten ebenfalls dazu beitragen könnten, die Auswirkungen der Zölle zu mildern. Kanada hat einen weiteren teilweisen Schutz gegen die Zölle: die kürzlich erweiterte Trans Mountain-Pipeline, die von Alberta zu einem Seeterminal in der Nähe von Vancouver führt.

Die erweiterte Pipeline, die im Mai in Betrieb genommen wurde, ist wegen ihrer teuren Mautgebühren aktuell nicht ausgelastet, könnte sich aber füllen, um die zollfreien Lieferungen nach Asien auf Kosten der kalifornischen Raffinerien zu maximieren, die jetzt etwa die Hälfte des Öls aus der Pipeline importieren.

Somit sind die Auswirkungen vor allem für die US-Raffinerien ein Problem und dürften schließlich zu Aufwärtsdruck auf die US-Ölpreise führen.
Was den Abwärtsdruck auf das kanadische Öl angeht, so hatte dieses schon im Vorfeld in Erwartung der Zölle abgegeben. Ich würde ebenfalls so weit gehen zu sagen, dass auch die meisten Aktien einen 10%igen Zoll bereits eingepreist haben.

Was das mexikanische Öl angeht, könnte die Alternative darin bestehen, die Langstreckenverkäufe nach Europa und Asien zu steigern, was zwar zunächst die Gewinnspannen der staatlich kontrollierten Ölgesellschaft Petroleos Mexicanos unter Druck setzen würde, aber ebenfalls zum langfristigen Aufwärtsdruck auf die Ölpreise beiträgt.  Steigende Kraftstoffkosten in den USA würden sich zudem indirekt auf Mexiko auswirken, da das Land der größte Abnehmer von Diesel und Benzin aus den USA ist, was in Mexiko ebenfalls den inflationären Druck verstärkt.

Was ist mit Gold und Silber?

Im Gold und Silber sehen wir bereits die Auswirkungen der erwarteten Zölle. So sind seit dem Wahlsieg Donald Trumps 14 Millionen Unzen Gold und 45 Millionen Unzen Silber in die USA importiert worden, da durch die Zölle der Import von Gold und Silber ab sofort teurer wird, was Gold in der vergangenen Woche zu einem neuen Allzeithoch verholfen und aktuell schon zu Verknappungen in London geführt hat.

Obwohl in diesem Punkt also schon ein Gutteil in den Edelmetallpreisen eskomptiert ist (es sei denn, Trump führt weitere Zölle als Antwort auf die Gegenzölle ein und der Handelsstreit eskaliert völlig, was dann zu Preisexplosionen bei den Edelmetallen – und nicht nur dort – führen dürfte), dürften die langfristigen Implikationen der eskalierenden US-Handelspolitik die Nachfrage nach dem sicheren Hafen unterstützen.

Im Rohstoff Anleger Club gibt es jetzt eine erweiterte Strategie. Worin besteht sie und was sind die Hintergründe?

Miriam Kraus: Wir führen neu ein kurzfristig orientiertes Trading-Depot, das wir als Ergänzung zu unserer längerfristig ausgerichteten, dividendenorientierten Vermögensstrategie betrachten.

Wir setzen hierbei auf Erfolgswahrscheinlichkeiten mit mittelfristig ausgerichteten Swingtrades. Damit können wir die kurz- bis mittelfristigen Schwankungen im Rohstoffmarkt wunderbar für Extra-Gewinne ausnutzen. Diese Strategie der Swingtrades hat sich über Jahrzehnte als erfolgreich bewährt, bietet einen hervorragenden Zusatzservice zu unserer bestehenden Strategie und ist zudem wesentlich stressfreier als Daytrading.

Wir streben hierbei eine Haltedauer von einigen Tagen bis drei Monaten an. Wobei drei Monate aber eher selten sind. Da muss ein Tradingwert schon einen richtigen tollen Nonstop-Trend nach oben haben.

Jetzt die Cash-Quote erhöhen?

Welche Werte werden im Trading-Depot gespielt?

Miriam Kraus: Swingtrading basiert vor allem auf dem Momentum einer Aktie. Die Aktie generiert ein charttechnisches Kaufsignal. Beispielsweise den Ausbruch aus einer Konsolidierungsformation. Dadurch werden neue Käufer angezogen – mit jedem Kursanstieg mehr und mehr. Es baut sich ein positives Momentum auf, das den Aktienkurs steigen lässt.

Dies lässt sich auf kurzfristiger Ebene in den Rohstoffmärkten gut umsetzen. Denn die hochkomplexen Rohstoffmärkte, für deren tiefere Analyse starkes Fachwissen gebraucht wird, funktionieren zwar mittel- bis langfristig fundamental, aber kurzfristig eben auch emotional. Ab sofort nutzen wir diese Emotionalität des Marktes zusätzlich für die Sicherung kurzfristiger Gewinne.

Ist es angesichts der meisten Indizes auf Höchstständen angezeigt, seine Cash-Quote zu erhöhen, oder haben Sie Aktien ausgemacht, die man gerade jetzt kaufen sollte?

Miriam Kraus: Es ist in der aktuellen Börsenphase mit massiven Überbewertungen im US-Technologie-Bereich sicher nicht verkehrt, sich eine gewisse Cash-Quote zu bewahren, um spätere Perlen aufzusammeln.

Doch auch im aktuellen Umfeld finden sich vielfach unterbewertete Titel, die aus Value-Sicht Kaufanreize bieten, vor allem im Rohstoffbereich. Man sollte auch nicht vergessen, dass sich in einem zunehmenden inflationären Umfeld nichts besser entwickelt als Rohstoffe.
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