DAX-Analyse: Neue Hochs oder erstmal Korrektur?

Am Allzeithoch
02.09.24 um 9:25

Die letzte Handelswoche im August hatte es in sich. Erneut schloss der DAX (WKN: 846900) im positiven Terrain und bildete neue Rekordmarken aus. Wir nehmen dies zum Anlass, auf die Performance im Monatsranking zu blicken und das Thema Gegenreaktion auf eine Rallye genauer zu beleuchten. Welche Bedeutung hat ein Allzeithoch statistisch und was sollte man dabei im Trading mental beachten?

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Allzeithoch im DAX

Die Handelsspanne des DAX umfasst vom 5. August bis zum Freitag mehr als 1.900 Punkte. Das bedeutet für das aktuelle Jahr ein Plus von mehr als 13% bisher und parallel nur zwei negative Monate im bisherigen Kalenderjahr. Man darf also schon jetzt sagen, dass im schlimmsten Fall die Hälfte aller Monate des Gesamtjahres im Gewinn geschlossen haben.

Blicken wir auf die Monatsbilanz des DAX, so ist der Monat selbst kein Ausreißer gewesen und gänzlich anders als die Statistik es zeigt, sogar deutlich im Plus gewesen. Das oft benannte „Sommerloch“ fiel zudem in diesem Jahr sehr klein aus:

Beeindruckende Dynamik

Bei der Dynamik, mit der dieses Plus erzeugt wurde, ist eine beeindruckende Statistik entstanden. Anhand der Übersicht der Xetra-Handelsergebnisse mit Auflistung der Hochs und Tiefs sowie der Spanne des jeweiligen Tages sieht man, dass ab dem 6. August nur drei Handelstage im Minus schlossen:

Das ist sehr selten und als Überblick könnten wir nun auch die Handelstage mit Gewinn in Folge zählen. Der absolute Rekord liegt hier im Jahr 2005 mit 18 Handelstagen:

Starkes Signal für Marktteilnehmer

Auch wenn nun auf das neue Allzeithoch eine Korrektur statistisch ebenfalls wahrscheinlich ist und eine Fortsetzung dieser Serie eher einem Jahrzehnt-Ereignis gleichkommt, so ist letztlich der genaue Zeitpunkt einer Umkehr sehr schwer zu fassen.

So erfolgte zwar vor einer Woche ein Ausbruch aus dem Aufwärtstrend im DAX, beginnend ab dem 5. August, doch dieser lief zunächst seitwärts in eine Konsolidierungsphase ein, um danach weiter Dynamik auf der Oberseite zu entfalten. Damit kam es dann zum neuen Rekord im DAX – einem neuen Allzeithoch!

Ein Allzeithoch ist ein starkes Signal für die Marktteilnehmer, dass die Nachfrage nach einem bestimmten Wertpapier oder Marktsektor besonders hoch ist. Es deutet darauf hin, dass Investoren zuversichtlich sind, dass die zugrunde liegenden wirtschaftlichen oder finanziellen Bedingungen positiv sind und dass weiteres Wachstum bevorsteht.

Aus Sicht der Wirtschaftsdaten, wie dem ifo oder ZEW, die wir jüngst gesehen hatten, kann man dies nicht unterstreichen. Aber die nachgebende Inflation (es wurden nur 1,9 Prozent Inflationsrate gemeldet) und auch das internationale Umfeld mit Rekorden an der Wall Street strahlen positiv auf den DAX ab.

Positive Aufmerksamkeit

Dieses eher technische Ereignis wird von Investoren, Analysten und der Finanzpresse intensiv beobachtet, da es als Indikator für die Stärke und das Vertrauen in einen Markt oder ein Unternehmen gilt. Ein Allzeithoch kann verschiedene Reaktionen hervorrufen, von Euphorie und Optimismus bis hin zu Vorsicht und Skepsis.

Als positive Aufmerksamkeit von Investoren ist oftmals ein Anstieg des Handelsvolumens und weiterer Kursgewinn zu beobachten. Einzelne Unternehmen nutzen solche Phasen oft, um Kapital durch die Ausgabe neuer Aktien aufzunehmen oder um Übernahmen und Fusionen zu finanzieren. Das Schwergewicht SAP steht an einem solchen Punkt, auch über diesen Wert berichteten wir bereits ausführlich.

Psychologische Effekte

Die Erreichung eines Allzeithochs wird immer auch psychologische Effekte hervorrufen, die die Marktstimmung beeinflussen. Einerseits kann das Überschreiten eines bisherigen Höchststands den sogenannten „FOMO-Effekt“ (Fear of Missing Out) auslösen, bei dem Anleger in den Markt einsteigen aus Angst, weitere Kursgewinne zu verpassen. Dies kann zu einer weiteren Überhitzung des Marktes führen, bei der die Preise möglicherweise von den Fundamentaldaten abgekoppelt werden und spekulative Blasen entstehen.

Andererseits können Allzeithochs auch zur Vorsicht mahnen. Einige Investoren sehen sie als Anzeichen dafür, dass der Markt „überkauft“ ist und eine Korrektur bevorsteht. Diese Anleger könnten Gewinne realisieren und ihre Positionen abbauen, was zu kurzfristigen Rücksetzern im Markt führen kann. Auf welcher Seite stehen wir gerade?

DAX-Chartanalyse am Allzeithoch

Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Beginnen wir mit der Statistik. Historisch gesehen haben viele Märkte und Aktien nach dem Erreichen eines Allzeithochs weiterhin starke Performance gezeigt, insbesondere wenn das Umfeld von robustem wirtschaftlichen Wachstum und günstigen finanziellen Bedingungen unterstützt wird.

Beispielsweise hat der S&P 500, einer der wichtigsten Aktienindizes der Welt, im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Allzeithochs erreicht, oft gefolgt von weiteren Zugewinnen, da die US-Wirtschaft und die darin enthaltenen Unternehmen weiterhin expandierten.

Allerdings gibt es auch Fälle, in denen ein Allzeithoch den Höhepunkt einer spekulativen Blase markierte. Ein bekanntes Beispiel ist das Platzen der Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre, als viele Technologieaktien nach einem rasanten Anstieg auf Allzeithochs plötzlich dramatisch an Wert verloren.

Dieses Ereignis zeigt, dass nicht jedes Allzeithoch nachhaltig ist und dass Anleger stets die Fundamentaldaten und die Marktbedingungen im Auge behalten sollten.

Kommt jetzt eine Korrektur?

Auf Basis des schnellen Anstieges ab dem 5. August tendiere ich dazu, die Augen eher auf eine Korrektur auszurichten. Hierbei gilt das Unterschreiten eine Vortagestiefs für mich eher als Träger denn als eine Trendlinie. Denn wie wir schon am Montag/Dienstag sahen, löst dies häufig auch „nur“ eine Seitwärtsphase aus, aber kein direktes Short-Signal.

Anhand der Xetra-Daten von 9 Uhr bis 17.30 Uhr im Chartbild stelle ich die technische Situation dar:

Lassen wir das Allzeithoch daher objektiv als ein bemerkenswertes Ereignis, das sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringt, im Kopf verankert und uns davon nicht beeinflussen. Solche Höchststände sollten also nicht isoliert betrachtet werden, sondern im Kontext der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der langfristigen Perspektiven.

Dabei spielt womöglich auch die Politik nun in Deutschland eine tragende Rolle…

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