Der Fall Kodak - Patente als letzte Chance

Marc Rendenbach
22.01.12

Es ist ein weiterer großer amerikanischer Insolvenzfall: Der Fotopionier Eastman Kodak (EKDKQ:US) hat Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt und versucht sich nun in der Pleite neu aufzustellen. Die Aktie des Unternehmens, einst über 100 Dollar wert, notiert längst im Pennybereich - zuletzt bei kaum über 30 US-Cent. Für Aktionäre besteht neben dem Risiko des Totalverlusts die berechtigte Hoffnung auf eine lohnenswerte Spekulation. Denn: Eine Liquidation Kodaks ist zunächst nicht zu befürchten. So hat die US-Großbank Citigroup dem Unternehmen eine Massedarlehen in Höhe von 950 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt, das die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs gewährleisten und Kodak bis 2013 wieder aus der Insolvenz führen soll.

Im Insolvenzantrag bezifferte Kodak seine Assets auf 5,1 Milliarden Dollar, während demgegenüber 6,8 Milliarden Dollar Schulden standen. Auf den ersten Blick sieht es also düster aus für Aktionäre, welche in der Gläubigerliste an hinterster Stelle stehen. Doch die Hoffnung liegt im riesigen Patentpaket, das der Fotoriese im Laufe von Jahrzehnten geschnürt hat und dessen wahrer Wert sich nicht in der Bilanz wiederfindet. Analysten schätzen den Wert der zum Verkauf stehenden Patente auf 2 bis 3 Milliarden Dollar. Mit einem entsprechenden Erlös würde Kodak also sämtliche Gläubiger beruhigen und aller Voraussicht nach das Insolvenzverfahren in nicht allzu ferner Zukunft hinter sich lassen können. Dass selbst Aktionäre bei einem derzeitigen Kodak-Marktwert von nur noch rund 85 Millionen Dollar große Spekulationsgewinne einfahren könnten, erscheint logisch.

Allerdings versucht Kodak schon seit vielen Monaten sein Patentportfolio zu veräußern - ohne Erfolg. Ein Grund hierfür liegt offensichtlich in der unsicheren Geschäftslage Kodaks. So haben mögliche Käufer im Rahmen der Insolvenz eine höhere Sicherheit hinsichtlich der Transaktion. Um die Schlagkraft seiner Patente zu verdeutlichen und deren Wert zu erhöhen, feuerte Kodak kurz vor dem Insolvenzantrag noch einmal eine Reihe von Klagen gegen Weltkonzerne wie Apple, Samsung, Research in Motion, HTC und Fujifilm. Allein von den Klagen gegen Apple und RIM verspricht sich Kodak einen weiteren Milliardenbetrag. Dass die Patente tatsächlich von enormem Wert sind, belegt die Tatsache, dass Kodak zwischen 2003 und 2010 3 Milliarden Dollar an Lizenzgebühren im Bereich Digitalfotografie eingenommen hat. Das Unternehmen hat mittlerweile eine spezielle Website veröffentlicht, die sich voll und ganz der Reorganisation unter Chapter 11 widmet. Kodak wurde der schnelle Wandel von der Analog- zur Digitalfotografie zum Verhängnis. Mit Hilfe des Insolvenzverfahrens soll dieser Prozess nun beschleunigt werden.

Die Eastman-Kodak-Aktie dürfte in den kommenden Wochen für Trader eine der interessantesten überhaupt sein. Im Zuge von Marktgerüchten über die Veräußerung des Patentportfolios erwarten wir einen sehr großen Hype mitsamt Vervielfachungspotenzial. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang gerne an die Bieterschlacht um Patente der Firma Nortel Networks im vergangenen Jahr. Obwohl sich Nortel im Gegensatz zu Kodak bereits mitten in der Liquidation befand und keine Chance auf eine Sanierung hatte, konnte sich die Nortel-Aktie kurzzeitg um mehrere 100% nach oben bewegen.

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