Deutsche Bank: Bedroht das Retail-Chaos die Stabilität der Aktie?
Die Deutschen Bank (WKN: 514000) hat ihren Aktienkurs seit Januar um knapp +17% gesteigert und wird das Börsenjahr damit voraussichtlich versöhnlich beenden. Lange hinkte der Titel der Branche hinterher, doch nun können sich Aktionäre im kommenden Jahr auf üppige Renditen – wenn ihnen nicht das chaotische Privatkundengeschäft des Konzerns einen Strich durch die Rechnung macht.
ℹ️ Deutsche Bank vorgestellt
Die Deutsche Bank AG ist der größte Bank-Konzern in Deutschland und zählt auch weltweit zu den führenden Finanzdienstleistern. Als Multispezialbank bietet sie Kunden eine breite Palette an Bankdienstleistungen an.
Neben dem Hauptsitz in Frankfurt am Main unterhält der Bank-Konzern rund 2.000 Niederlassungen in 150 Ländern. Der Börsenwert beträgt aktuell 24,4 Milliarden €.
Privatkunden-Chaos noch schlimmer als gedacht
Das Kunden-Chaos bei der DB-Privatkundentochter Postbank hat offenbar ein weitaus größeres Ausmaß als bislang angenommen.
Monate nach einer verpfuschten IT-Migration hat das Geldhaus einen massiven Rückstau an ungelösten Kundenbeschwerden entdeckt, berichtet die Londoner Financial Times am Freitag unter Berufung auf Insider.
Den Angaben nach stellte sich heraus, dass es sich um deutlich mehr vergessenen Reklamationen handelt, als man bislang geschätzt hatte. Das interne Workflow-System der Postbank hat es demnach nicht geschafft, Tausende von ungelösten Tickets ordnungsgemäß zu kennzeichnen und zu bearbeiten.
Der Deutschen Bank blüht damit massiver Ärger seitens der Finanzaufsicht BaFin, die das Kreditinstitut schon vor Monaten öffentlich rügte und mit „aufsichtlichen Maßnahmen“ drohte.
Verdi will 15,5% mehr Lohn
Obendrein sieht sich das Retail-Geschäft des Bank-Konzerns mit gewerkschaftlichen Forderungen konfrontiert.
So berichtete Bloomberg News am Donnerstag, dass Verdi für die Beschäftigten im Einzelhandel der Postbank höhere Gehälter fordert. Dem Bericht zufolge verlangt die Interessenvertretung satte 15,5% mehr Lohn für rund 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
In einer Zeit, in der Vorstandschef Christian Sewing Aktionären versprochen hat, die Rentabilität zu steigern, kommt der Verdi-Vorstoß freilich zur Unzeit.
Milliarden-Ausschüttungen für Aktionäre
Während es bei der Deutschen Bank die gewohnten Turbulenzen in diversen Bereichen gibt, waren die geschäftlichen Ergebnisse zuletzt blendend.
Für das dritte Quartal meldete der Konzern gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +3% gestiegene Nettoerträge. Für das Gesamtjahr rechnet man unter dem Strich mit einer Verbesserung von +6,6% auf 29 Milliarden US$. Zusätzliche Optimierungsmaßnahmen und geringere Auswirkungen von Basel III werden voraussichtlich weitere 3 Milliarden € an Kapital freisetzen.
Die Bank ist damit auf dem besten Weg, in den nächsten drei Jahren durchschnittlich 2 Milliarden € an die Aktionäre auszuschütten.
Lieber bei der Konkurrenz investieren
Die Aussicht auf stattliche Ausschüttungen hat gepaart mit der allgemeinen Marktrallye der letzten Monate bei der Deutschen Bank für ein versöhnliches Ende des Börsenjahres gesorgt. Nach langer Stagnation ist die Aktie des Frankfurter Konzerns auf Jahressicht knapp 17% im Plus.
Dass das Kreditinstitut überhaupt derart hohe Überschüsse erzielt hat, hat es in erster Linie dem erheblichen Makro-Rückenwinden der letzten 18 Monate zu verdanken.
Vieles deutet jedoch darauf hin, dass es mit den Zinsen im kommenden Jahr wieder abwärts geht – wenn auch nicht in dem gleichen Tempo, in dem sie gestiegen sind.
Die skandalösen Verhältnisse im Privatkundengeschäft sind für mich ein Indiz dafür, dass das Missmanagement vergangener Jahre immer noch im Konzern präsent ist.
Trotz der schicken Renditen, die Anleger ab 2024 erwarten können, bin ich daher weiterhin der Meinung, dass es im europäischen und US-Bankensektor bessere Investment-Alternativen gibt.
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