Deutsche Bank: Die "Bad Bank" plant eine "Bad Bank"

In einem relativ lustlosen Handel gehört die Aktie der Deutschen Bank (WKN: 514000) heute ausnahmsweise mal zu den Gewinnern im DAX. Schlusslicht ist dagegen das Papier der Deutschen Lufthansa, die gestern Abend eine Gewinnwarnung veröffentlichen musste. Ich halte diese Information für wichtig, auch für die Einschätzung der Aktie der Deutschen Bank. Warum, werde ich in diesem Artikel darlegen. Aber lassen Sie uns zuerst gemeinsam einen Blick auf die neuen Pläne der Deutschen Bank werfen!

Wie verschiedene Medien in Deutschland schon gestern Abend übereinstimmend berichteten, plant die Deutsche Bank – endlich – einen großen Wurf zur nachhaltigen Lösung aller Probleme. So soll der Vorstand um CEO Christian Sewing sogar darüber nachdenken eine "Bad Bank" einzurichten. In diese Auffangbank sollen dann Anlageprodukte im Volumen von bis zu 50 Mrd. Euro eingebracht werden, hieß es aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen.

Bei diesen Anlageprodukten handele es sich im Wesentlichen um langlaufende Derivate, bspw. Swaps. Darüber hinaus möchte man jedoch auch das Aktien- und Zinshandelsgeschäft außerhalb Europas deutlich reduzieren respektive sogar völlig aufgeben. Auf der anderen Seite aber sollen das Devisen- und Rentenhandelsgeschäft, in dem die Bank zu den fünf größten Instituten der Welt gehört, beibehalten werden.

Weniger Risiko bedeutet aber auch weniger Rendite

Sollte sich das so bestätigen, werden nun viele Dinge rückabgewickelt, die man in den vergangenen zwei Jahrzehnten noch bewusst forciert hat. So wurde seinerzeit der Schweizer Josef Ackermann auch deshalb zum neuen CEO, weil die Bank mit ihm endlich eine große Nummer im weltweiten Investmentbanking werden wollte. Kurzfristig hat das sogar geklappt, dann aber kam es zur Finanzkrise 2007/2008 und die Herrlichkeit war schnell wieder vorbei.

Da die Nachfolger von Ackermann, Jürgen Fitschen und Anshu Jain sowie später dann John Cryan die Fehler der Ackermann Ära nicht schnell genug adressieren und korrigieren konnten, ging es mit der Bank immer weiter abwärts. Insofern scheint der nun geplante Schritt des neuen, jungen CEOs Christian Sewing durchaus richtig. Allerdings wird man durch eine deutliche Schrumpfung der Bank nicht nur das Risiko verringern, sondern auch die Rendite.

Von einer Eigenkapitalrendite in Höhe von 25%, wie sie einst noch Ackermann forderte, hat sich die Bank ja schon längst verabschiedet. Mit einer weiteren Reduktion der Risiken wird man jedoch das Renditeziel weiter absenken müssen. Während selbst nicht so stark aufgestellte US-Großbanken hier immerhin über 10% schaffen, liegt man in Europa im Durchschnitt bei ca. 2% und die Deutsche Bank noch deutlich darunter.

Deutsche Bank CEO Christian Sewing - bei seiner Rede auf der ordentlichen Hauptversammlung in Frankfurt (am Main)

US-Großbanken völlig enteilt, jetzt begibt man sich auf die Spuren der Commerzbank

Nachdem man kürzlich ja noch einen Zusammenschluss mit der Commerzbank geprüft hat, scheint man nun von dieser lernen zu wollen. So zielen die Maßnahmen von CEO Christian Sewing letztlich genau darauf ab, die Deutsche Bank ein wenig nach dem Vorbild des großen innerdeutschen Konkurrenten umzubauen. Dies ist insofern interessant, da ausgerechnet die stark geschrumpfte Commerzbank zuletzt eine Eigenkapitalrendite von mehr als 3% geschafft hat.

Würde die Deutsche Bank auch nur eine Eigenkapitalrendite von 2-3% schaffen, wären viele Anleger wohl schon zufrieden. 2018 jedenfalls war man froh überhaupt profitabel geblieben zu sein, die Eigenkapitalrendite lag bei schwachen 0,4%. Ich gehe davon aus, dass CEO Christian Sewing den Umbau – wie kolportiert – umsetzen wird. Damit wird man international den Anschluss an die US-Großbanken zwar verlieren. Mittelfristig dürften sich die Strategie aber auszahlen.

Fazit: Kurzfristig noch weitere Schmerzen zu erwarten!

Kurzfristig sieht es dagegen weiterhin schlecht aus. So befinden wir uns in Deutschland bzw. Europa wohl schon in einer Rezession (siehe die Gewinnwarnung der Deutschen Lufthansa!), was die Zinsen weiterhin unter Druck halten wird. Ohne deutlichen Zinsanstieg wird man aber auch das risikoärmere, klassische Bankgeschäft, dass ja in erster Linie in einer Fristentransformation besteht, nicht gerade hochprofitabel betreiben können.

Daher wird es kurzfristig erst noch schlimmer, ehe es mittelfristig wieder besser werden kann. Mittelfristig, auf Sicht von 3-5 Jahren, traue ich der Deutschen Bank dann jedoch durchaus eine Eigenkapitalrendite zwischen 4-5% zu. Damit könnte der Jahresgewinn in einigen Jahren wieder bei 2,5 bis drei Milliarden Euro liegen. Hierauf würde ich maximal ein KGV von acht anwenden, was wiederum einen fundamental fairen Wert von mindestens 20 Mrd. Euro implizieren würde.

Dies wiederum würde einem Aktienkurs zwischen 9,50 und 11,50 Euro entsprechen. Mehr erscheint derzeit nicht machbar – und selbst das nur, wenn es keine Kapitalerhöhung geben wird. Insofern sollte man aktuell nach wie vor die Finger von der Aktie lassen. Erst zu Kursen deutlich unter 5,00 Euro wird die Aktie langsam interessant. Dann mit einem Kursziel von 10,00 Euro auf Sicht einiger Jahre. Insofern gibt es sicherlich deutlich bessere Aktien – das Drama ist leider noch längst nicht vorbei!

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