Deutsche Bank: Gleich an zwei Fronten unter massivem Druck

Marco Messina
21.09.20

Schlechte Nachrichten für Aktionäre des Bankenprimus Deutsche Bank (WKN: 514000).  Die Schweizer Großbank UBS soll ihre Fühler ausgestreckt haben. Diese Neuigkeit wird aber von einem neuen verheerenden Geldwäscheskandal überdeckt.


Immer wenn in meinem Nachrichtenfilter das Kürzel DBK aufleuchtet, dann glänzen meist auch meine Augen. Ob ich dabei lachen oder weinen muss, verrate ich dir aber nicht. Fast 16 Jahre lang habe ich meist gerne in diesem Bankhaus gearbeitet. Insbesondere meine ersten Lehrjahre Anfang der 90er-Jahre waren immer noch stark durch die Handschrift vom Alfred Herrhausen geprägt.

Doch von dieser Nostalgie und den schönen Erinnerungen ist in der jetzigen Zeit leider nicht mehr viel übrig geblieben. Die Außendarstellung ist mittlerweile so schlimm, dass viele ehemalige Mitarbeiter von mir nicht mehr mit Stolz sagen, wer ihr Arbeitgeber ist.

Die Nachfolger von Herrhausen haben es geschafft, dass der Bankenprimus so desolat heruntergewirtschaftet wurde, dass keine 31 Jahre nach seiner Ermordung erneut die Übernahme der einstigen mächtigsten Bank Deutschlands von einem ausländischen Institut zur Debatte steht.

Dabei gibt es Dinge im Unternehmen, die heute im technologischen Jahr 2020 nahezu noch genauso gemacht werden wie damals, als ich 1993 erstmalig mit meiner Personalzugangskarte die Bank betreten habe. Technologischer Fortschritt ist nicht die Stärke dieses Bankinstituts.

Wie die meist gut informierte Schweizer Boulevardzeitung SonntagsBlick in Erfahrung gebracht haben will, sondiert der UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber die Möglichkeit einer Übernahme der Deutschen Bank. Ausgerechnet Weber, kaum ein Bankmanager außerhalb der Deutschen Bank kennt eben diese so gut wie er.

Als Präsident der Deutschen Bundesbank war er von Mitte 2004 bis zum Mitte 2011 eine der Schlüsselfiguren während der weltweiten Finanzkrise und dürfte aus dieser Zeit noch einige gute Kontakte in den Zwillingstürmen besitzen.

Nun soll er angeblich mit dem größten Schweizer Bankkonzern – die UBS weist eine Bilanzsumme in Höhe von rund 972,2 Milliarden US-Dollar aus – nach der blauen Bank aus Frankfurt greifen.

Ich kann es kaum glauben, dass die sich die Probleme tatsächlich selber ins Haus holen wollen, auch wenn die Deutschen trotz immensen Abbaus immer noch eine Bilanzsumme in Höhe von 1,4 Billionen Euro auf die Waage bringen.

Kann eine solche Übernahme gelingen?

Wenn im Bankensektor die Gerüchteküche brodelt und Übernahmen sondiert werden, dann wird natürlich häufig die Deutsche Bank genannt. Auch wenn der Konzern eigentlich am Boden liegt, ist er weiterhin extrem wichtig im Bankengefüge.

Als die Gerüchteküche zu einer Fusion der Commerzbank mit der Deutschen Bank brodelte, konnte ich damals aus meinem Netzwerk bei der Commerzbank in Erfahrung bringen, dass das viel Rauch um nichts sei. Nach dem Debakel mit der Dresdener Bank wollte man ein ähnliches Fiasko vermeiden. Nach den hausgemachten Problemen im Investmentbanking, den unzähligen Skandalen, ist der Ruf mittlerweile massiv ramponiert.

Die Deutsche Bank muss fit für die Zukunft gemacht werden. Alleine die Investitionen in eine moderne, zukunftsweisende Technologie, dürfte Nerven und jede Menge Geld kosten. Ich habe das Unternehmen im Jahr 2006 verlassen und noch heute arbeiten meine ehemaligen Kollegen teilweise mit Programmen, mit denen ich damals gearbeitet habe.

Auch wenn das Privatkundengeschäft mittlerweile teilweise flottgemacht wurde, ist die massiv zusammengestrichene Filialstruktur im Privat- und Firmenkundengeschäft eine Katastrophe. So hat das Unternehmen – wer weiß, was die Berater für diesen Geistesblitz verdient haben – die Privat- und Firmenkundenbank wieder mit dem Konzern fusioniert.

Rund 3,5 Millionen Kunden, die für rund 3 Milliarden Euro der Erträge stehen, können nun wieder unter einem Dach betreut werden. Schon damals bei Ausgliederung der Bank 24 haben wir das für Blödsinn erachtet und Wetten abgeschlossen, wann das wieder rückgängig gemacht wird. Auch die vielen Filialzusammenlegungen aus den letzten zwei Jahren sind noch überhaupt nicht richtig verarbeitet. Die Mitarbeiter vor Ort pfeifen sprichwörtlich aus dem letzten Loch.

Ist eine Übernahme in der jetzigen Situation dann überhaupt sinnvoll?

Nächster Geldwäscheskandal steht vor der Tür

Ob in der Schweiz die Pläne für eine Übernahme seit Sonntagabend abrupt gestoppt worden sind, ist bisher nicht überliefert, besser wäre es allerdings.
In einem Datenleak, welches unter anderem durch die Investigativ-Journalisten der Süddeutsche Zeitung aufgearbeitet wurde, wird die Bank erneut massiv unter Druck gesetzt.

So sollen die internen Sicherheitssysteme bei Geldwäschegeschäften in Russland innerhalb der Bank versagt haben. Bereits in 2017 hatte der Bankenprimus eine saftige Geldstrafe in Höhe von 600 Millionen US-Dollar akzeptiert, um sich von Geldwäschetransaktionen aus Russland namens "Mirror-Trading" in Höhe von rund 10 Milliarden USD freizukaufen.

Wie die Daten aus dem Leak aufzeigen sollen, war die gewaschene Summe anscheinend viel höher und sollen die Transaktionen auch nach der Strafzahlung weitergelaufen sein. Das Bild ist verheerend.
Aus meiner aktiven Bankzeit kenne ich noch einen Kollegen, der in den 90er-Jahren mehrere Monate in Moskau arbeiten durfte, um die Geschäfte der Bank dort aufzubauen.

Damals wie heute gilt anscheinend, dass man jeden Kunden nehmen würde, und alles versuche, um dessen Wünsche umzusetzen. Notfalls schaut man zum richtigen Zeitpunkt in die falsche Richtung, um nichts zu sehen.

Ob mit einer solchen Unternehmenskultur und dem daraus resultierenden rückwirkenden Risiko ernsthaft ein anderes Bankinstitut die Übernahme in Erwägung zieht, wage ich derzeit zu bezweifeln.
Weitere massive Verfehlungen von Mitarbeitern sind nicht ausgeschlossen und da schlummert ja immer noch die Bilanz mit teilweise toxischen Papieren in Milliardenhöhe. Wer weiß, wann diese nächste Baustelle aufgemacht wird.

In einem schwachen Markt gibt die Aktie der Deutschen Bank aktuell fast -7,5% auf nur noch 7,10 Euro nach.

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