Deutsche Bank: Keine Fusion mit der Commerzbank
Wie sowohl die Deutsche Bank (WKN: 514000) als auch die Commerzbank (WKN: CBK100) heute früh bestätigten, werden die beiden größten deutschen Banken nicht fusionieren. Damit sind die vor sechs Wochen offiziell bestätigten formellen Gespräche über einen Zusammenschluss gescheitert. Als Grund für die Absage eines möglichen Deals wurde angegeben, dass dieser "keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde", insbesondere "im Hinblick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergingen".
Die Entscheidung über die Absage eines Zusammenschlusses gaben beide deutsche Großbanken nahezu zeitgleich kurz nach 10:30 Uhr bekannt. Bereits zuvor berichteten jedoch einige Zeitungen darüber, so dass die Aktie der Deutschen Bank schon relativ stark und die Aktie der Commerzbank relativ schwach in den heutigen Handelstag gestartet war. Dem Vernehmen nach soll letztlich insbesondere Deutsche Bank-Chef Christian Sewing gegen einen Deal gewesen sein.
Dies ist auch kein Wunder – hatten sich doch zuletzt mehrere Großaktionäre der Deutschen Bank, wie bswp. BlackRock, der aktivistische Investor Cerberus sowie das Emirat Katar gegen einen solchen Zusammenschluss ausgesprochen. Auch wurde in den Medien kolportiert, dass Deutsche Bank-Chef Sewing von Anfang an kein großer Freund eines solchen Zusammenschlusses gewesen sei. Daher verhandelte er auch wohl nur durch Druck überhaupt über einen solchen Deal.
Zusammenschluss leider nur eine (Schnaps)Idee von Politikern...
Druck auf Sewing soll dabei von Seiten der Deutschen Bank insbesondere Aufsichtsratschef Paul Achleitner ausgeübt haben. Kein Wunder, hätte dieser sich nach einem Zusammenschluss endlich in Ruhe aus dem Aufsichtsrat der (neuen) Großbank zurückziehen können. Denn auch wenn Achleitner seinerzeit ein hervorragender Allianz-Chef gewesen sein mag, agierte er als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank eher unglücklich. Generell jedoch war der nun geplatzte Zusammenschluss eine (Schnaps)Idee von Politikern.
So soll insbesondere der ehemalige Goldman Sachs Co-Deutschland-Chef Jörg Kukies die treibende Kraft hinter diesem Projekt gewesen sein. Dieser nämlich habe erkannt, dass Deutschland eine international wettbewerbsfähige Großbank brauche – und dies könnte eine fusionierte Deutsche Commerzbank in seinen Augen durchaus werden. Sein Chef, Finanzminister Olaf Scholz, folgte dieser Einschätzung wohl, so dass das Bundesfinanzministerium starken Druck auf Deutsche Bank-Chef Christian Sewing ausgeübt habe.
Es wäre wohl ein sehr kurzsichtiger Deal gewesen
Wäre es am Ende doch zu diesem Zusammenschluss gekommen, wäre das – zumindest aus Sicht der Steuerzahler – wohl nur kurzfristig gut gewesen. Denn dann hätte der deutsche Staat seine, noch im Zuge der Finanzkrise 2007/2008 eingegangene, Beteiligung an der Commerzbank in Höhe von 15% des Aktienkapitals gut los geworden. Allerdings hätte man einen solchen Merger wohl am Ende finanziell begleiten müssen und der mit der Fusion einhergehende Abbau von Arbeitsplätzen wäre alles andere als schön gewesen.
Insofern haben die Anleger an den Finanzmärkten die Absage des Zusammenschlusses wohl ganz richtig bewertet. Denn der größte Verlierer eines Deals wäre am Ende wohl die Deutsche Bank gewesen, die ohnehin noch immer sehr tief im Schlamassel steckt. Daher kann ich sehr gut nachvollziehen, dass die Aktie der Deutschen Bank mit Kursgewinnen auf diese Nachricht reagiert hat. Etwas weniger nachvollziehbar sind für mich jedoch die Kursverluste in der Aktie der Commerzbank. Denn für die soll es ja durchaus noch mehr Interessenten geben!
Kommt es zur Commerzbank-Übernahme? Die Aktie ist eine Spekulation darauf wert!
So gab es zuletzt Medienberichte, dass sich für den Fall, dass der Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank scheitern würde, sowohl die italienische Unicredit als auch die niederländische ING ein Übernahmeangebot für die Commerzbank vorstellen könnten. In der Tat würde ein solcher Schritt, also ein Zusammenschluss innerhalb Europas, durchaus mehr Sinn ergeben als ein innerdeutscher Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank.
Ich kann mir daher durchaus sehr gut vorstellen, dass schon in Kürze irgendeine europäische Großbank ein Übernahmeangebot für die Commerzbank vorlegen wird. Am Ende sollte dann ein solcher Deal auch zustande kommen. Daher würde ich auch den heutigen kleinen Kursrutsch in der Aktie der Commerzbank zum Aufbau oder Ausbau von Positionen nutzen. Dabei würden Kurse unterhalb von 7,50 Euro eine ideale Kaufbasis darstellen, denn ich rechne durchaus mit einem Übernahmeangebot im zweistelligen Bereich, sprich zu über 10,00 Euro!
Geschäftsentwicklung und fundamentale Bewertung der Deutschen Bank
Nach massiven Verlusten im Jahr 2015, liefen die Geschäfte bei der Deutschen Bank zuletzt wieder etwas besser. So wurde im Geschäftsjahr 2018 sogar nach längerer Zeit am Ende endlich mal wieder ein Gewinn ausgewiesen. Allerdings lag dieser bei nur gut 340 Mio. Euro, was aus Sicht der US-amerikanischen Großbanken "Peanuts" sind. Denn diese verdienen allesamt in einem Monat mehr Geld als die Deutsche Bank im gesamten Jahr.
Für das bereits laufende Geschäftsjahr 2019e möchte die Deutsche Bank daher nun eigentlich einen Gewinn in Höhe von über zwei Milliarden Euro ausweisen. Im ersten Quartal 2019 – die vorläufigen Zahlen hat die Bank heute veröffentlicht – lag der Überschuss jedoch bei "nur" rund 200 Mio. Euro. CEO Christian Sewing kommentierte daher auch vorsichtig, dass er die Bank auf einem guten Weg sehe ihre Kostenziele zu erreichen.
So schön das ja sein mag, die Profitabilitätsziele scheinen meines Erachtens zu hoch gegriffen und daher in Gefahr. So wäre ich schon mit einem Gewinn zwischen 1,0 und 1,5 Mrd. Euro sehr froh. Dies scheinen die Analysten ähnlich zu sehen, denn diese erwarten im arithmetischen Mittel einen Gewinn von knapp 1,2 Mrd. Euro. Dementsprechend weist die Aktie zurzeit ein KGV 2019e von gut 13 auf.
Fazit: Aktie der Deutschen Bank mittel- bis langfristig durchaus aussichtsreich
Für 2019e bin ich pessimistischer als das Management, aber einen Tick optimistischer als die Analysten. Daher weist die Aktie auf Basis meiner Umsatz- und Gewinnerwartungen ein KGV von knapp unter 12,5 auf. Auf Basis meiner Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2020e fällt das KGV 2020e dann sogar auf deutlich unter 9. Die US-Großbanken wie Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, JPMorgan, Morgan Stanley oder Wells Fargo weisen allesamt KGVs 2019e zwischen neun und elf auf.
Insofern scheint die Aktie der Deutschen Bank zumindest nicht mehr zu teuer zu sein. Wichtig wird aber, dass es CEO Christian Sewing gelingt, diese wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zurückzuführen. Schafft er das, verfügt der Titel mittel- bis langfristig, sprich auf Sicht von mindestens zwei bis drei Jahren, über ein durchaus ansehnliches Kurspotenzial. Das Kursziel jedenfalls sehe ich dann bei bis zu 12,50 Euro. Längerfristig wäre dann sogar noch deutlich mehr drin.
Gelingt es jedoch Christian Sewing nicht die Bank wieder in Form zu bringen, wird es kritisch. Denn dann würde die Aktie bestenfalls noch einige Zeit seitwärts laufen – und am Ende wohl nach unten wegbrechen. Ich jedoch vertraue dem noch relativ neuen CEO und betrachte die Aktie daher zu Kursen zwischen 7,00 und 7,50 Euro als (Nach)Kaufkandidaten. Gegenwärtig erscheinen somit die Aktien beider deutscher Großbanken kaufenswert. Wobei die Deutsche Bank mittel- bis langfristig ein Comeback feiern könnte, wohingegen das Papier der Commerzbank eine kurzfristige Übernahmespekulation darstellt...