Deutsche Bank: Vertrauen schwindet wieder
Die Zinsen steigen, doch den Aktienkurs der Deutschen Bank (WKN: 514000) beflügelt das keinesfalls. Rund -17% stehen seit Jahresbeginn zu Buche. Aktuell dümpelt das Papier bei 9,30 bis 9,40 €. Dabei hatte es Mitte Februar noch zum Höhenflug angesetzt und war auf knapp 14,50 € geklettert. Warum kommt der Titel nicht wirklich vom Fleck?
Die Deutsche Bank ist nach Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl das mit Abstand größte Kreditinstitut Deutschlands. Das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main ist als Universalbank tätig und unterhält bedeutende Niederlassungen in London, New York City, Singapur, Hongkong und Sydney.
Eine Story, die niemand gerne erzählt
Die Geschichte der Deutschen-Bank-Aktie ist eine, die niemand gerne erzählt. Weil sie unschön ist. Es ist gerade mal 15 Jahre her, Mitte Mai 2007, da standen 92 € auf dem Kurszettel – was man heutzutage kaum noch glauben kann. Wer damals investiert hat, ist fast sein ganzes Kapital losgeworden.
Auf der anderen Seite hat sich der Wert von seinen absoluten Tiefs unter 6 € im April 2020 schon wieder deutlich gelöst.
Eine Aktie also irgendwo im Niemandsland?
Milliarden an Geschädigte gezahlt
Zunächst mal ist festzustellen, dass die Deutsche Bank wieder Probleme mit der Justiz in den USA hat. Unglaublich viel Geld musste das Institut in den Jahren nach 2008 aufgrund unlauterer Hypothekengeschäfte in Amerika zahlen. So flossen 2016/2017 rund 3,1 Milliarden Dollar Bußgeld und 4,1 Milliarden US$ als Wiedergutmachung an geschädigte Hausbesitzer, Kreditnehmer und Gemeinden.
Die damalige US-Justizministerin Loretta Lynch erklärte seinerzeit: „Dieser Beschluss zieht die Deutsche Bank für illegales Gebaren und verantwortungslose Kreditvergabepraktiken zur Verantwortung, die Investoren und der US-Bevölkerung ernsthaften und dauerhaften Schaden zugefügt haben.“
Als der neue CEO Christian Sewing im April 2018 anheuerte, kehrte Ruhe ein. Deswegen mag der geneigte Leser sich jetzt fragen, warum in diesem Artikel die alten kriminellen Machenschaften ausgegraben werden. Ganz einfach: Weil die Deutsche Bank offenbar wieder von ihrer Vergangenheit heimgesucht wird.
Razzien wegen Geldwäschevorwürfen
So kam es im April zu einer Razzia wegen Ermittlungen im Zusammenhang mit Geldwäscheverdachtsmeldungen, die das Institut selbst abgegeben hatte. Vor zwei Wochen wurden die Fahnder erneut vorstellig, diesmal gab es Durchsuchungen bei der Bank und deren Tochter DWS Group. Und in den USA klagen jetzt Aktionäre wegen des vermuteten Verstoßes gegen Geldwäscheauflagen.
Das alles wiegt umso schwerer, als die Deutsche Bank geschäftlich gesehen durchaus erfolgreich unterwegs ist und ihre Anteilseigner mit sehr guten Ergebnissen im ersten Quartal überrascht hat, laut Konzernchef Christian Sewing sogar die besten seit neun Jahren. Unterm Strich haben die Frankfurter einen Nettogewinn von 1,2 Milliarden € eingefahren, das waren 18% mehr als im Vorjahr.
Der Ausblick konnte sich ebenfalls sehen lassen, denn laut Finanzvorstand James von Moltke geht man davon aus, dass die selbst gesteckten Ziele für das laufende Geschäftsjahr erreicht werden.
Tja, und nun? Soll man als Aktionär lieber auf die verbesserten Geschäftszahlen schauen und auf den radikalen Konzernumbau mit dem Streichen Tausender Stellen, der sich mittelfristig immer mehr bezahlt machen wird? Oder blickt man eher besorgt darauf, dass Staatsanwälte sich wieder die Klinke beim Geldhaus in die Hand geben?
Fazit: Kein Investment für mich
Für mich ist die Sache einfach: Schon in diesem Artikel war ich der Ansicht, dass die Deutsche Bank den US-Großbanken hoffnungslos hinterherhinkt und Anleger lieber dort nach Investmentchancen suchen sollten. Jetzt habe ich erst recht kein Vertrauen mehr zu den Managern und damit kein gutes Gefühl mit diesem Wert.
Wie eingangs erwähnt: Die Geschichte der Aktie ist eine, die niemand gerne erzählt – möglicherweise wird man das in ein paar Jahren erneut so schreiben können...
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