Deutsche Lufthansa: Akute Absturzgefahr?
Das Jahr 2017 war nicht nur das Jahr der Air Berlin-Pleite, sondern – dadurch bedingt – auch das Jahr der Deutschen Lufthansa AG (WKN: 823212). So startete die Aktie mit Kursen von ca. 12,58 Euro in das Jahr und beendete es schließlich mit einem Mehrjahreshoch bei 31,12 Euro. Dies entsprach einem Kursplus von sage und schreibe ca. +147,5%. Für eine Aktie aus dem DAX nicht schlecht, oder? Dies gilt natürlich umso mehr, wenn man sich die Performance der Aktie zuvor anschaut.
Denn auf lange Sicht war – und ist! – die Aktie kein gutes Investment. So bewegte sie sich mehr oder weniger in einer breiten Seitwärtsrange, wobei man sie unter 10,00 Euro stets einsammeln aber über 20,00 Euro auch stets wieder verkaufen konnte. Bleibt natürlich noch die Dividende, die stets um die 4% lag, was dann zumindest im Nullzinsumfeld nach der Finanzkrise einen kleinen Anreiz bot sich die Aktie näher anzusehen. Wenn man das aber tut, kommt man schnell darauf, dass in dieser Branche andere das große Geld machen!
Ich kann das auch deshalb sehr gut beurteilen, da mein Vater Dipl.Ing. für Elektrotechnik mit Spezialisierung auf Flugnavigation war. Wenn man mal von Ausnahmen wie Ryan Air (und selbst die bekommen zunehmend Probleme!) absieht, verdienen in der Luftfahrtbranche Flugzeugbauer wie Airbus oder Boeing, deren Zulieferer wie MTU Aero Engines sowie Infrastrukturanbieter wie Thales viel Geld. Die Fluggesellschaften hingegen nicht, weil deren Geschäft einerseits sehr kapitalintensiv ist und es andererseits, besonders in Europa, einen hohen Konkurrenzdruck gibt.
Air Berlin-Pleite zeigte das Grundproblem der Branche bestens auf
Ich gebe zu, dass ich die Aktie der Deutschen Lufthansa im Jahr 2017 unterschätzt habe. Zwar war mir durchaus klar, dass der Konzern von der Pleite des größten Konkurrenten Air Berlin profitieren würde. Denn schließlich war und ist ja der hohe Wettbewerbsdruck in Europa ein Hauptproblem dieser Branche. So ist es zum Einen ohnehin fragwürdig, ob es staatliche Airlines geben muss. Aber wenn schon, dann braucht sicherlich nicht jeder kleinste Staat wie Luxemburg (Luxair) seine eigene staatliche Fluggesellschaft.
Zumal Staaten ja Verluste, die womöglich eingeflogen werden, immer kompensieren und diese staatlichen Fluglinien somit massive Wettbewerbsvorteile genießen. Gerade wie stark sich sowohl die Geschäfte – als auch in der Folge dann der Aktienkurs – entwickelten, als nur der Wettbewerber Air Berlin verschwand, zeigt uns damit aber das Grundproblem der Branche umso deutlicher auf. Mit anderen Worten: Würde man in Europa in diesem Bereich auf Marktwirtschaft setzen, würden viele Airlines verschwinden und die verbleibenden würden gutes Geld verdienen.
Warum die Deutsche Lufthansa von einer wirklich grünen Politik profitieren würde...
Grundsätzlich ist es ja so, dass die Grünen offiziell für Umweltschutz stehen und daher gerne mal gegen den Ausbau von Flughäfen sowie den Flugverkehr im allgemeinen wettern. Tatsächlich liegen sie damit sogar richtig, denn unter Umweltgesichtspunkten wäre eine Reduzierung des Flugverkehrs wünschenswert. Allerdings sollte man dann als Grüne/r mit gutem Beispiel voran gehen und vielleicht nicht über Weihnachten nach Kalifornien oder nach Südamerika in die Anden jetten. Aber sei's drum, denn hier soll es ja nicht um Politik gehen.
Fakt ist aber, dass die grünen Ziele leichter erreichbar wären, wenn in dieser Branche Marktwirtschaft herrschen würde. Denn dann würden viele Airlines vom Markt verschwinden, was zu steigenden Preisen und letztlich weniger Flügen führen würde. Dennoch würden die übrig bleibenden Airlines – und ich habe wenig Zweifel daran, dass die ja sehr gut gemanagte Deutsche Lufthansa zu diesen gehören würde – dann, dank der höheren Preise, deutlich profitabler werden. Würden Politiker also weniger Sonntagsreden schwingen und statt dessen handeln, könnte es für uns alle zwar unangenehmer werden. Aber der Umwelt würde es gut tun.
Im Moment überwiegen die Risiken die Chancen!
Aber keine Angst! Denn das Politiker in Deutschland es mal Ernst meinen, darauf können wir vermutlich noch lange warten. Ergo wird es wohl beim Status quo bleiben, mit dem die Deutsche Lufthansa ja durchaus klar kommt, mit dem die Aktie aber leider keine langfristige "Gewinneraktie" werden kann. Vielmehr befinden sie sich wieder weitestgehend im alten Trott und dieser besagte ja, dass man den Titel unter 10,00 Euro einsammeln kann, ihn aber über 20,00 Euro besser verkaufen sollte.
Gegenwärtig notiert die Aktie bei knapp 23,00 Euro und damit über 20,00 Euro. Ergo sollte man sie tendenziell eher als Verkaufskandidaten betrachten. Unterstützt wird diese Einschätzung denn auch von den Fundamentals. Denn zwar laufen die Geschäfte bei dem Konzern noch ganz gut. Es stellt sich aber die Frage wie lange noch? Denn die zuletzt gemeldeten Konjunkturdaten deuten auf eine klare Abkühlung der Weltwirtschaft, insbesondere jedoch der Wirtschaft in der Eurozone hin. Und läuft es wirtschaftlich nicht mehr rund, sparen Firmen gerne mal an Geschäftsreisen und die normalen Leute am Urlaub.
Fazit: Die Aktie der Deutschen Lufthansa ist leider akut absturzgefährdet
Vor diesem Hintergrund kann ich persönlich die positive Stimmung gegenüber der Aktie, die zurzeit vorherrscht, so weder verstehen noch teilen. Ich gebe gerne zu, dass ich die Aktie im Jahr 2017 deutlich unterschätzt habe. Dies ist mir insofern etwas unangenehm, da ich ja das Grundproblem der Branche kannte. Aber okay, das ist Schnee von gestern. Aktuell jedenfalls halte ich die Aktie für eher teuer und – sollte sich die Weltkonjunktur wirklich so schlecht entwickeln, wie es die Daten gerade anzeigen – akut absturzgefährdet. Ich gebe aber gerne zu, dass zumindest in Sachen Konjunkturentwicklung wichtige Notenbanken wie die Fed schon gegen lenken.
Sollten Sie daher meinen Konjunkturpessimismus nicht teilen, könnten Sie auch die Aktie der Deutschen Lufthansa natürlich positiver bewerten als ich. Aber mal angenommen Sie liegen richtig: Wohin, glauben Sie, kann die Aktie dann noch steigen? Im "Best Case" wären wohl die alten Hochs um 30,00 Euro möglich, was ca. +30% entsprechen würde. Im "Worst Case" aber kann die Aktie in Richtung 10,00 Euro fallen und sich damit mehr als halbieren. Die Wahrheit wird am Ende wohl, wie immer, in der Mitte liegen. Somit ist das Chance/Risiko-Verhältnis jedoch eher schlecht. Finden Sie nicht auch?
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