Deutsche Post: Geschäftsmodell langfristig unter Druck
Grundsätzlich muss man konstatieren, dass Aktien von Unternehmen, an denen Staaten eine größere Beteiligung halten, meistens nicht so gut laufen. Dies mag den ein oder anderen Anleger überraschen, weil ein solcher Großaktionär ja über tiefe Taschen verfügt und das Unternehmen somit absichert, wie wir spätestens seit den Bankenrettungen aus der Zeit der Finanzkrise wissen. Aber leider reden dann eben auch Politiker bei geschäftlichen Entscheidungen mit, was kontraproduktiv ist. Insofern stellt die Deutsche Post (WKN: 555200) in gewisser Weise eine Ausnahme dar.
Denn diese Aktie hat sich in den letzten Jahren gar nicht so schlecht entwickelt. Aber Ausnahmen bestätigen leider nur die Regel. Zudem fiel selbst die lange sehr gut laufende, ehemalige Aktie Gelb, in den letzten Wochen und Monaten deutlich zurück. Inzwischen hat sich das Papier allerdings wieder gefangen und notiert über der Marke von 30,00 Euro. Viele Anleger und Analysten bewerten zudem die Zukunftsaussichten extrem positiv, da der Siegeszug des eCommerce erst so richtig begonnen habe – und online bestellte Artikel eben versendet werden müssen.
Eigentlich eine schlüssige Argumentation, der man folgen und die Aktie blindlings kaufen könnte. Nur wie so oft gibt es da leider einen Haken. Denn erstens ging mit dem Siegeszug des eCommerce der Niedergang von Katalogbestellungen (Neckermann und Quelle sind bereits vom Markt verschwunden!) einher, so dass es letztlich in gewisser Weise nur zu einer Substituierung kam. Zweitens haben große eCommerce-Unternehmen wie Amazon.com, JD.com oder Zalando bereits eigene Logistikzentren aufgebaut und testen intensiv neue Auslieferungsformen wie Drohnen.
Aktuelle Unternehmenssituation
Auch wenn es daher aktuell noch anders erscheinen mag, trüben sich langfristig die Geschäftsaussichten eher ein. So gut daher die aktuelle Aufstellung des Unternehmens auch sein mag, sollte sich das Management nicht auf dem zuletzt erreichten ausruhen. Denn letztlich könnte es dem Paketgeschäft auf längere Sicht durchaus ähnlich ergehen wie das beim klassischen Briefgeschäft – dank eMail – bereits der Fall ist.
Allerdings mit dem Unterschied, dass es in diesem Geschäftsbereich bereits einen erheblichen Wettbewerbsdruck durch private Konkurrenten wie FedEx oder UPS gibt. Daher wird die Deutsche Post in diesem Geschäftsbereich auch nicht auf die Unterstützung von staatlicher Seite hoffen können, so gerne der ein oder andere Politiker das vielleicht tun würde. Mit anderen Worten: Preiserhöhungen sind aufgrund des Wettbewerbsdrucks, den es so im klassischen Briefgeschäft nicht gibt, kaum durchsetzbar, auch wenn sie in diesem Fall nicht genehmigt werden müssen.
Umsatz- und Gewinnentwicklung zeigt Konjunkturabhängigkeit
Die Deutsche Post ist ein Supertanker, der zuletzt fast 500.000 Menschen beschäftigte. Allerdings ist der Konzern auch hoch verschuldet. Nachdem die Verbindlichkeiten jahrelang relativ konstant um 26 Mrd. Euro lagen, stieg die Verschuldung in 2018 auf über 36 Mrd. Euro an. Trotzdem ist die Verschuldung, insbesondere natürlich im aktuellen Nullzins- respektive Negativzinsumfeld, natürlich noch längst in keinster Weise bedrohlich, zumal diesen Schulden ja auch entsprechende Assets gegenüber stehen.
Darüber hinaus gelang es dem Konzern in den vergangenen Jahren seinen Jahresumsatz stetig zu steigern. Bis zum Jahr 2017 ging dies auch mit einer Steigerung der Gewinne einher. 2018 jedoch kam es zu einem Gewinneinbruch um ca. -24%. Dies dürfte auch einer der Gründe für den deutlichen Kursrückgang der Aktie zuletzt gewesen sein. Aber schauen wir uns an dieser Stelle die Umsatz- und Gewinnentwicklung etwas näher an.
Von 2014 bis 2018 stieg der Konzernumsatz um ca. +8,66% von 56,6 auf 61,5 Mrd. Euro. Dies entsprach einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum um ca. +2,1%. Der Gewinn stieg gleichzeitig von 2014 bis 2017 um ca. +28,6% respektive ca. +8,7%. Allerdings waren auch da die Schwankungen stark, denn von 2014 auf 2015 war sogar ein deutlicher Gewinnrückgang um fast -29% zu beklagen. Schon in der Vergangenheit war die Deutsche Post also nicht nur kein wirkliches Wachstumsunternehmen, sondern auch zwischenzeitlich sehr konjunkturabhängig.
Ausblick auf 2019e und 2020e positiv
Nachdem das Geschäftsjahr 2018, nach einem noch relativ guten Start, am Ende eher ein schwaches Geschäftsjahr war, wurde daher auch die Geschäftsentwicklung der Deutschen Post getroffen, was sich dann auch an der Aktienkursentwicklung zeigte. Der Ausblick für 2019e und 2020e ist jedoch derzeit gar nicht so schlecht. So dürfte 2019e zwar zu Beginn noch relativ schwach verlaufen. Anschließend sollte sich jedoch die Konjunktur zunehmend aufhellen und bis mindestens Mitte 2020e der Deutschen Post wieder in die Karten spielen.
Ergo darf man für 2019e am Ende ein leichtes Umsatzplus erwarten, ehe das Umsatzwachstum in 2020e an Dynamik gewinnen sollte. Zugleich möchte die Deutsche Post ihren Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) in 2019e auf über vier Milliarden steigern und ihn dann in 2020e auf ca. fünf Milliarden Euro – gegenüber 2018 – verdoppeln. Somit kalkuliere ich für 2019e mit einem Jahresumsatz von 63,2 Mrd. Euro (ca. +2,7%) sowie für 2020e mit einem Jahresumsatz von 65,5 Mrd. Euro (+3,6%).
Das Gewinnwachstum liegt hingegen für diese beiden kommenden Geschäftsjahre bei ca. +100% respektive ca. +41,4% p.a. Die Dividende, die zuletzt bei 1,15 Euro je Aktie lag, sollte auf mindestens 1,65 Euro je Aktie ansteigen. Damit würde die Dividendenrendite auf Basis des aktuellen Aktienkurses wieder über 5% betragen. Das liest sich alles nicht schlecht und dürfte die Aktie kurz- bis mittelfristig weiter stützen bzw. beflügeln.
Fazit: Noch zwei, drei gute Jahre – aber dann...
Vor diesem Hintergrund komme ich bei der Aktie der Deutschen Post zu folgendem Fazit: Kurz- bis mittelfristig, also maximal auf Sicht der nächsten zwei bis drei Jahre, sieht es hier noch ganz gut aus. Die Deutsche Post wird ihre kommunizierten Geschäftsziele also voraussichtlich erreichen, sofern es nicht vor Ende 2020e zu einer größeren Rezession kommt. Daher sollte die Aktie auch über ein gewisses Kurspotenzial, mindestens in Richtung der Marke von 35,00 bis 36,00 Euro (auf Sicht von 12-18 Monaten) verfügen.
Über kurz oder lang aber werden der Deutschen Post die Großkunden wie Amazon verloren gehen, so dass sich die Geschäftsaussichten deutlich eintrüben. Der Vorstand um CEO Dr. Frank Appel versucht in gewisser Weise bereits dieser Entwicklung entgegen zu wirken, aber meines Erachtens wird das sehr schwierig zu managen sein. Daher ist die Aktie aus meiner Sicht keine langfristige Investition mehr, durchaus allerdings eine kurz- bis mittelfristige. Zumal man neben dem Kurspotenzial von ca. +20% auch noch eine ansehnliche Dividende erhält.
Verpassen Sie – als Aktionär – aber nicht den Absprung! Spätestens zu Beginn des kommenden Jahres 2020, sollte man hier über Gewinnmitnahmen nachdenken...