Deutsche Post: Starke Zahlen, aber Probleme voraus
Die Deutsche Post (WKN: 555200) legt überraschend starke Quartalszahlen vor: Umsatz und Gewinn steigen deutlich zweistellig, was der DAX-Konzern dem anhaltenden Chaos im Welthandel zu verdanken hat. Der Markt reagiert jedoch zurückhaltend: Die Aktie fällt am Vormittag um -0,75% auf 40 €. Sobald sich die Weltwirtschaft normalisiert, dürften die Defizite des Unternehmens wieder in den Vordergrund rücken.
Die Deutsche Post AG ist ein börsennotiertes Logistik- und Postunternehmen, das 1995 aus der staatlichen Behörde Deutsche Bundespost hervorging. Der Konzern, der seit 2015 unter dem Namen Deutsche Post DHL Group auftritt, hat einen aktuellen Börsenwert von über 52 Milliarden €.
Q1-Zahlen übertreffen Analystenschätzungen, Prognose bestätigt
Nach dem Rekordjahr 2021 hat die Deutsche Post im Auftaktquartal Gewinn und Umsatz prozentual zweistellig gesteigert und damit die Analystenschätzungen übertroffen. So stiegen die Konzernerlöse zwischen Januar und März gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast ein Fünftel auf 22,6 Milliarden €.
Der operative Gewinn (EBIT) kletterte ebenfalls kräftig: von 1,9 auf 2,2 Milliarden €. Unter dem Strich blieb für die Aktionäre ein Überschuss von 1,35 Milliarden € oder 1,10 € je Aktie – im Vorjahresvergleich ein Plus von rund 14%.
Die von Visible Alpha befragten Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Umsatz von 21,3 Milliarden € gerechnet sowie mit einem Nettogewinn von 1,19 Milliarden € oder 0,96 € je Anteilsschein.
Die starken Ergebnisse sind dem Unternehmen nach auf die globalen Logistikaktivitäten zurückzuführen. Die florierenden B2B-Geschäfte hätten demnach die erwartete Normalisierung im Onlinehandel überkompensiert. Post-CEO Frank Appel kommentierte:
Wir hatten einen guten Start in das Jahr und haben erneut die Stärken unseres Portfolios in einem schwierigen Umfeld unter Beweis gestellt.
Profitieren konnte der Logistikdienstleister im ersten Quartal von den weltweit gestiegenen Frachtraten. So hat die Sparte beim Umsatz erstmals in der Unternehmensgeschichte die Express- und Postgeschäfte überflügelt. Die Frachteinnahmen stiegen gegenüber dem Vorjahresquartal um knapp 55% auf 7,4 Milliarden €. Den operativen Gewinn hat der DAX-Konzern in dem Segment sogar annähernd verdreifacht.
Die kurz- und mittelfristigen Finanzziele bestätigte die Post. So erwartet das Management für das laufende Jahr weiterhin ein stagnierendes EBIT von 8 Milliarden € – mit einer möglichen Abweichung bis zu 5% nach oben oder nach unten. 2024 peilt das Unternehmen wie gehabt einen operativen Gewinn von 8,5 Milliarden € an.
Hohe Personalkosten und Investition
In fast allen Sparten profitiert die Deutsche Post vom anhaltenden Chaos in der Weltwirtschaft. Kaum schienen die Folgen der Corona-Pandemie für den globalen Handel abzuklingen, sorgten der Ukraine-Krieg und neue Lockdowns in China für weitere Probleme.
In absehbarer Zeit dürften sich die Lieferketten jedoch entspannen und die Logistikpreise damit wieder normalisieren. Sobald diese Dynamik abgeflacht ist, werden sich die Defizite des Bonner Konzerns deutlich offenbaren: Die Post steuert in den nächsten Jahren auf immer weiter steigende Kosten zu, sodass Analysten bei den Gewinnen allenfalls eine Seitwärtsbewegung erwarten.
In den vergangenen zwei Jahren ist die Briefmenge um 10% gesunken, was die Zustellung teurer gemacht hat. Zum Jahresende dürften die Personalkosten in der Sparte Post & Paket nochmals erheblich ansteigen: Die Gewerkschaft Verdi wird sich bei den anstehenden Tarifverhandlungen voraussichtlich nicht zurückhalten angesichts von Rekordgewinnen im Vorjahr und einer stark gestiegenen Inflation.
Etwa 7 Milliarden € muss der DAX-Konzern bis 2030 zudem zusätzlich ausgeben, um seine CO2-Emissionen um mehr als 10% zu senken. Da die Bonner bis 2050 klimaneutral werden wollen, dürften die Folgeinvestitionen ebenfalls sehr hoch ausfallen.
Das Post-Dilemma
Da die Post ihr starkes Auftaktquartal dem weltweiten Handelschaos verdankt, steckt das Unternehmen in einem Dilemma: Je besser es heute noch läuft, desto schwieriger wird es morgen. Denn die starke Dynamik aus den globalen Lieferkettenproblemen wird sich zwangsläufig bald abschwächen. Steigende Kosten beim Brief- und Paketgeschäft sowie hohe Nachhaltigkeits-Investitionen werden dann Druck auf die Margen verursachen.
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