Die Fed und die Zinsen – das müssen Anleger jetzt wissen

Die US-Notenbank lässt die Leitzinsen wie erwartet unverändert und peilt gleichzeitig für dieses Jahr nur eine Zinssenkung an. Im März hatte die Fed noch drei angekündigt. Was bedeutet das für die Aktienmärkte? Welche Branchen und Sektoren könnten profitieren, welche dürften leiden? Börsenprofi Marco Messina ordnet im Interview die Lage ein.

stock.adobe.com/Pcess609

US-Inflation leicht rückläufig

Der Super-Mittwoch ist vorüber und hat die Aktienmärkte weniger durchgeschüttelt, als viele Anleger offenbar befürchtet hatten. Zunächst herrschte noch Euphorie, nachdem sich die US-Verbraucherpreise im Mai rückläufig entwickelt haben. Sie legten um 3,3% zu und lagen damit sowohl unter der Teuerungsrate im April von 3,4% als auch unter den Erwartungen von Experten, die für Mai ebenfalls mit 3,4% gerechnet hatten. Zum Vergleich: Anfang 2022 hatte die Inflation noch bei über 8% gelegen.

Gleichzeitig fiel auch die viel beachtete Kerninflationsrate, welche die volatilen Preise für Lebensmittel und Energie nicht berücksichtigt und von der US-Notenbank zum Maßstab genommen wird, von 3,5% im April auf 3,4% im Mai.

Infolgedessen beließ die Fed den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50%. Das hatten die Märkte auch so erwartet. Doch was bedeuten der Zinsentscheid und vor allem die weitere Projektion für 2024 und 2025 für die Aktienmärkte? Darüber hat SD-Chefredakteur Frank Giarra mit SD-Börsenprofi Marco Messina gesprochen.

Was der Zinsentscheid bedeutet

Die Katze ist aus dem Sack: Die US-Notenbank lässt die Leitzinsen unverändert. Wie bewertest Du das?

Marco Messina: Im Endeffekt ist genau das eingetreten, was ich seit Wochen im Aktien Navigator schreibe: Die Investoren sollten ihre Erwartungen für Zinssenkungen in diesem Jahr zurückschrauben und nur noch von maximal einer Zinssenkung zum Ende des Jahres ausgehen.

Die Zinsentscheidung der Fed am Mittwoch kam daher wie erwartet. Und obwohl der Fed-Vorsitzende Jerome Powell die Tür für weitere Zinssenkungen offenhielt und betonte, dass die neuen Prognosen einen konservativen Ansatz darstellen, glaube ich nicht wirklich dran, dass wir vor der US-Präsidentschaftswahl im November eine Veränderung der Zinssätze sehen werden.

Im März waren für 2024 noch drei Zinssenkungen vorgesehen, jetzt kommt nur eine. Welche Folgen wird das für die Aktienmärkte haben?

Marco Messina: Das liegt meiner Meinung nach insbesondere daran, dass die Inflationsprognosen angehoben wurden, obwohl die zuvor veröffentlichten besseren Verbraucherpreisdaten eigentlich Anlass zu Optimismus gegeben haben sollten. Mitglieder der Fed sprechen aber immer noch von zwei möglichen Senkungen und halten den Marktteilnehmern sprichwörtlich die Karotte vor der Nase.

Der Fed-Vorsitzende Powell hat in seiner Pressekonferenz sogar die Bedeutung der Prognosen kleingeredet. Ein Vorgang, den ich sehr merkwürdig finde, wenn wir einmal berücksichtigen, wie weit er sich im Herbst letzten Jahres zu möglichen Zinssenkungen in 2024 aus dem Fenster gelehnt hatte.

Man signalisiert nun, dass auch im September eine Zinssenkung kommen könnte. Ich halte das für fatal. Aber es reicht, um den US-Aktienmarkt weiter bei Laune zu halten. 

Wachstumswerte beobachten

Welche Branchen und Sektoren könnten profitieren, welche könnten darunter leiden?

Marco Messina: Zunächst einmal sehen wir einen kleinen Währungseffekt, solange die Zinsen in den USA auf dem hohen Niveau verharren. Das verbessert natürlich derzeit nicht die Situation für die Emerging-Market-Börsen, wo auch viele Unternehmen in US-Dollar verschuldet sind.

Branchen, die kapitalintensiv sind und ihr Fremdkapital variabel verzinst haben, dürften auch nicht gerade frohlocken und eine mögliche Zinssenkung im September herbeibeten wollen. Aber diese leben mit der aktuellen Situation ja nicht erst in diesem Jahr und dürften die letzten Monate jetzt auch noch damit zurechtkommen.

Neben Banken sind natürlich die Big-Tech-Firmen Apple, Alphabet oder Microsoft Profiteure von hohen Zinsen. Letztere verfügen über sehr hohe Bestände an Barmitteln, für welche sie Zinsen kassieren.

In Anbetracht dessen, dass voraussichtlich in sechs Monaten die Leitzinsen niedriger sind als heute, sollten Anleger aber vermehrt schon mal die Wachstumswerte in Augenschein nehmen, die Kapitalbedarf haben und bei denen sich Zinssenkungen positiv auswirken werden.

Deutsche Aktien unterbewertet

Gibt es spezielle Aktien, die Du jetzt ins Visier nimmst?

Marco Messina: Ich bin derzeit verstärkt im deutschen Sektor unterwegs, da ich hier viele Value-, aber auch Wachstumsaktien finde, die im Vergleich zu den amerikanischen Aktien deutlich unterbewertet sind. Gerade im Sektor Infrastruktur muss in Europa in den kommenden Jahren viel investiert werden, die sinkenden Zinsen in der EU erleichtern die Finanzierung der Kosten dafür.

Auf diese Karte habe ich auch im Aktien Navigator im Januar frühzeitig gesetzt. Mit einer Position aus diesem Sektor liegen wir derzeit im Echtgelddepot rund 23% im Plus. Und das ist für mich erst der Anfang der Wachstumsstory. 

Hier gibt's die nächsten Rendite-Raketen

Wer auf der Suche nach außergewöhnlichen Renditen ist, könnte sich einmal den exklusiven No Brainer Club (NBC) ansehen. Hier geht es vor allem um günstig bewertete Papiere aus dem Biotech-Sektor. Die Rendite von +71,28% von NBC-Chefanalyst Jens Lion in 2023 spricht für sich.

💬 Spannende Aktien: Jetzt diskutieren!

Hochwertige Diskussionen und echte Informationsvorsprünge: Profitiere ebenso wie Tausende andere Anleger von unserem einzigartigen Live Chat, dem Börsen-Forum der neuen Generation.

Zugehörige Kategorien: Sonstiges