Doc Morris-Aktie -16%: Ist das gerechtfertigt?

Erwartungen verfehlt
12.07.24 um 9:50

Das war ein Paukenschlag, die Aktie der Versandapotheke DocMorris (WKN: A0Q6J0) verlor am Donnerstag in der Spitze rund -19%, konnte den Rückgang zum Börsenschluss wieder leicht verringern. Auch heute bleibt sie zum Börsenstart schwach und steht aktuell bei 48 SFR. Die Ursache hierfür war, dass die Umsatzzahlen die Analystenerwartungen verfehlten. Wie sind die Aussichten auf eine rasche Erholung? Ist der Kurseinbruch zu hoch ausgefallen?

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Analystenerwartungen verfehlt

Nachdem das erste Quartal erfolgreich ausgefallen war, bestätigten die meisten Analysehäuser ihre Zielkurse. Jefferies mit 110 SFR sowie die Baader Bank und Warburg Research mit jeweils 100 SFR hielten ihre Zielkurse für gerechtfertigt. Die Basis für diese Einschätzungen war, dass die Aktie in dem Zeitraum von November 2023 bis April von 38 auf rund 90 SFR gestiegen war.

Der damalige Anstieg war dadurch gerechtfertigt, dass die Ertragslage sich im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz gesunkenem Umsatz deutlich verbesserte. Die eingeleitete Kostenoptimierung durch eine Umorganisation machte sich positiv bemerkbar. Zudem fielen die Zahlen für das erste Quartal gut aus. Der operative Verlust als auch der Periodenverlust reduzierten sich deutlich.

Im Hinblick auf die damalige Gesamtkonstellation waren die optimistischen Analysen berechtigt. Es gab aber auch eine kritische Einschätzung. Die UBS senkte ihre Einschätzung zuletzt von 31,90 SFR auf 29 SFR. Ihr Argument ist, dass die Erwartungen viel zu hoch sind.

Die am 11. Juli gemeldeten Umsatzzahlen für das zweite Quartal entsprachen nicht den hohen Erwartungen. Zudem entwickelte sich der Wettbewerber Redcare deutlich besser. Beide Entwicklungen führten letztlich zu dem heftigen Kurssturz.

Umsatz weiter gewachsen

Die vorläufigen Umsatzzahlen des zweiten Quartals fielen zweigeteilt aus. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist der Außenumsatz um 5,9% auf 267 Millionen SFR gestiegen. Gegenüber dem Vorquartal fiel das Umsatzwachstum mit 1,8% geringer aus. Der Anteil der verschreibungspflichtigen Medikamente (Rx) sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,5% auf 42,6 Millionen SFR. Gegenüber dem Wert des Vorquartals verbesserte er sich jedoch um 21%.

Insgesamt ist das Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum zufriedenstellend, gegenüber dem Vorquartal jedoch unbefriedigend. Die endgültigen Quartalszahlen, inklusive der Ertragszahlen, werden am 21. August veröffentlicht.

Kurseinbruch übertrieben ausgefallen

Dass die Erwartungen der Analysten verfehlt wurden, ist offensichtlich. Wahrscheinlich wurden auch die internen Unternehmenserwartungen verfehlt. Positiv ist dennoch, dass die Rx-Umsätze gegenüber dem ersten Quartal deutlich gestiegen sind. Der Card-Link für das E-Rezept wurde erst Mitte April eingefügt. Hier dürften die Umsätze in den nächsten Quartalen weiter deutlich steigen.

Richtig ist auch, dass der Wettbewerber Redcare sich deutlich besser geschlagen hat. Er konnte seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um rund ein Drittel auf 590 Millionen € steigern. Momentan ist Redcare deutlich besser positioniert.

Insgesamt halte ich den Kurseinbruch jedoch für vollkommen überzogen. Wichtig ist, dass die Richtung beim E-Rezept stimmt. Hier dürfte in den nächsten Quartalen eine deutliche Zunahme erfolgen. Spannend wird, ob die Jahresprognose weiterhin aufrechterhalten wird. Demnach soll das operative Ergebnis bestenfalls die schwarze Null erreichen. Sollte dies der Fall sein, ist ein schneller Rebound möglich.

Insgesamt sehe ich die verfehlten Erwartungen entspannter. Meiner Meinung nach gingen die Analysten von einem zeitlich zu schnellen Wachstum aus. Im Vergleich zu Redcare sehe ich bei DocMorris mehr Potenzial. Das Verhältnis Marktkapitalisierung zu Umsatz liegt bei Redcare bei 1,4 und bei DocMorris bei 0,6.

Mein Fazit: Der Kurseinbruch fiel übertrieben hoch aus, das bietet langfristig wieder günstigere Einstiegschancen.

ℹ️ DocMorris in Kürze

  • Die DocMorris AG mit Sitz in der Schweiz, vormals Zur Rose, vertreibt Arzneimittel und ist Europas größte Versand-Apotheke.
  • Der Hauptsitz befindet sich in der schweizerischen Stadt Frauenfeld. Das Unternehmen konzentriert sich fast ausschließlich auf den deutschen Markt.
  • Die Aktie wird an der Schweizer Börse gehandelt; die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 618,5 Millionen SFR.

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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens DocMorris. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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