Doc Morris-Aktie: Droht hier eine Überhitzung?
Die Aktie der Versandapotheke DocMorris (WKN: A0Q6J0) verbessert sich nach dem gestrigen starken Kursanstieg weiter und steht aktuell bei 70,60 Schweizer Franken (SFR). Zuletzt fiel sie auf durch einen enormen Anstieg sei Oktober auf – insgesamt ging es um rund +80% rauf. Anleger und Aktionäre fragen sich, was jetzt die beste Strategie ist.
ℹ️ DocMorris vorgestellt
Die DocMorris AG, vormals Zur Rose Group, gehört zu den führenden E-Commerce-Apotheken. Nach dem der Verkauf des Schweizer Geschäftes konzentriert sich die Geschäftstätigkeit ausschließlich auf den deutschen Markt. Gleichzeit mit dem Verkauf erfolgte auch die Umfirmierung in DocMorris. Vertrieben werden apothekenübliche Gesundheits- und Pflegeprodukte. Der Hauptsitz befindet sich in der schweizerischen Stadt Frauenfeld. Die Marktkapitalisierung beträgt knapp 831 Millionen SFR.
E-Rezept beschlossen
Endlich ist es soweit: Der Bundestag hat am 14. Dezember das E-Rezept beschlossen. Mit Beginn 2024 ist es für alle Arztpraxen und Krankenhäuser verpflichtend. Damit hält die Digitalisierung Einzug in die Medikamentenversorgung.
Die Schweizer Versandapotheke hat sich ganz drauf konzentriert und erwartet mit diesem Schritt eine deutliche Belebung ihres Geschäftes. Einen sprunghaften Anstieg des Umsatzes dürfte es vorerst nicht geben. Die meisten Patienten werden ihre Medikamente weiter bei ihren Apotheken vor Ort beziehen. So nach und nach wird dann aber doch eine teilweise Verlagerung hin zu Versandapotheken stattfinden. Ein weiteres Szenario dürfte sein, dass örtliche Apotheken mit dem Online-Geschäft beginnen, um den Ausfall zu kompensieren. Das geschah auch bei anderen Branchen so ähnlich.
Insgesamt ist es positiv für DocMorris, die positiven Auswirkungen dürften jedoch zeitversetzt eintreten.
Organisationsstruktur verschlankt
Mit dem Verkauf des stationären Geschäfts in der Schweiz begann das Neuausrichten auf das reine Versandgeschäft. Um die bisherige Konzernstruktur zu vereinfachen und die Kosten zu senken, wurden verschiedene Maßnahmen eingeleitet. Hierzu gehörte die Integration der Marken Medpex und Eurapon. Mit diesem Schritt entfallen die Kosten für die Markenpflege und deren Marketingkosten.
Der Vorstand wurde von sechs auf fünf Mitglieder reduziert. Der bisherige Deutschlandchef Matthias Peuckert verlässt das Unternehmen. Die Position wird nicht neu besetzt. Es ist zwar ein kleiner Schritt, dennoch trägt er zur Kostenreduktion bei.
Walter Hess, CEO von DocMorris, erläutert die Schritte so:
Wir verschlanken die Organisationsstruktur, verkürzen Entscheidungswege, verkleinern das Führungsteam und heben Synergien. Das wird dazu beitragen, den Break-even im Basisgeschäft und die Wachstumsziele mit dem E-Rezept ab 2024 noch besser zu erreichen.
Geschäft weiter rückläufig
Wie in den beiden Vorquartalen fiel der am 19. Oktober veröffentlichte Quartalsbericht nicht zufriedenstellend aus. Der Rückgang beim Umsatz der beiden Vorquartale fiel im dritten Quartal geringer aus. Gegenüber dem Vorjahreswert reduzierte sich der Umsatz jedoch um 5,8% auf 256 Millionen SFTR, damit lag er unter den Markterwartungen.
Auf Sicht der ersten neun Monaten betrug der Umsatzrückgang 13,5% und lag bei 757,5 Millionen €. Zum operativen EBITDA wurden keine Angaben gemacht, im ersten Halbjahr verringerte sich der Verlust jedoch deutlich.
Der Jahresausblick wurde weiter angepasst. Der Umsatzrückgang soll jetzt im höheren einstelligen Prozentbereich liegen. Beim operativen Verlust wurde die Bandbreite auf 30 bis 40 Millionen SFR erhöht – zuvor lag der untere Wert bei 20 Millionen SFR.
Was ist jetzt ratsam?
Generell wird sich das Geschäft durch die Verpflichtung zum E-Rezept positiv beleben. In dem starken Kursanstieg ist dieser Effekt jedoch meiner Meinung nach weitgehend eingepreist. Unbefriedigend ist, dass beim Ertragsausblick mit einem höheren operativen Verlust gerechnet wird. Dies zeigt, dass die Kostenreduzierung noch nicht ausreichend greift. Hier besteht weiterhin Nachholbedarf.
Unter dieser Gesamtsituation ist die Wahrscheinlichkeit einer Kurskorrektur meiner Meinung nach sehr hoch. Der Jahreschart zeigt, dass nach jedem starken Anstieg ein ebenso starker Kurseinbruch erfolgte. Das könnte sich wiederholen. Ich halte die Aktie derzeit für überbewertet.
Analysten uneinig
Selten sind sich die Analysten so uneinig bei ihren Einschätzungen. Die Bandbreite der Zielkurse geht von 29 SFR der UBS bis zu 90 SFR von Stifel. Letztere erwarten eine deutliche Geschäftsbelebung durch das E-Rezept. UBS sieht zwar auch die Bemühungen, den Break-even in 2024 zu erreichen, allerdings sei die Realität von den Unternehmenserwartungen noch weit weg.
Mein Fazit: Aktionäre mit Kursgewinnen sollten über einen Verkauf nachdenken, an Gewinnmitnahmen ist noch keiner verarmt. Alle anderen Anleger sollten eine Kurskorrektur abwarten.
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