DocMorris-Aktie: Erneuter Kurseinbruch – zu Recht?
Die Aktie von DocMorris (WKN: A0Q6J0) kommt nicht zur Ruhe. Nachdem sie bereits am 11. Juli deutliche Verluste hinnehmen musste, verlor sie gestern nochmals im hohen zweistelligen Prozentbereich und fiel kurzfristig unter 40 Schweizer Franken (SFR). Dabei waren die jetzt bestätigten Zahlen größtenteils bekannt. Am Mittwoch startet das Papier mit einem aktuellen Kurs von 41,90 SFR in den Handel. Ist dieser erneute Einbruch gerechtfertigt?
Hoher Verkaufsdruck belastet
Nach der Veröffentlichung der bestätigten Quartals- und Halbjahreszahlen am 20. August führten hohe Verkaufsaufträge zu dem extremen Kurssturz. Es ist zu beobachten, dass nach jeder Meldung von Geschäftszahlen das Handelsvolumen extrem ansteigt. Danach beruhigt es sich wieder. Dies zeigt, dass die zittrigen Hände noch immer in hohem Maße vertreten sind.
Wer hier investiert ist, sollte wissen, dass die Ertragslage der Versandapotheke das Hauptproblem ist. Trotz einer Verbesserung dauert es noch bis zum Break-Even-Point, dieser dürfte frühestens im ersten Halbjahr 2025 erreichbar sein.
Ausblick reduziert
Bedingt durch die Umstellung auf eRx (E-Rezept) sowie der Unsicherheit bei Rx (verschreibungspflichtiges Papierrezept) wurden die Jahreserwartungen gesenkt. Der Außenumsatz soll statt 10% jetzt nur noch um 5 bis 10% wachsen. Beim bereinigten EBITDA wird ein Verlust von 50 Millionen SFR erwartet – zuvor lagen die Erwartungen zwischen 0 und einem Verlust von 35 Millionen SFR. Durch den reduzierten Umsatz fehlt der Deckungsbeitrag.
Die vorgesehenen Investitionen sollen von 30 bis 40 Millionen SFR jetzt auf 30 Millionen € reduziert werden. Bei den Erwartungen über das laufende Geschäftsjahr wird mittelfristig weiterhin mit einer EBITDA-Marge von 8% gerechnet.
Analystenerwartungen verfehlt
Die Geschäftsentwicklung in den ersten sechs Monaten ist insgesamt zufriedenstellend ausgefallen. Auch wenn die veröffentlichten Zahlen nicht den Erwartungen der Marktexperten entsprachen. Der Außenumsatz verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6% auf 530 Millionen SFR. Der operative EBITDA-Verlust blieb mit 20,1 Millionen SFR konstant. Der Nettoverlust reduzierte sich von 58 auf 38 Millionen SFR; hier stimmt die Richtung hin zum Break-Even.
Analysteneinschätzungen bleiben bestehen
Die einhellige Meinung bei den Analysten ist zwar, dass deren Erwartungen verfehlt wurden, dennoch hielten sie ihre Zielwerte aufrecht. Das ist ein gutes Zeichen für die weitere Kursentwicklung.
Die UBS mit ihrem Zielkurs von 29 SFR hält die Aktie weiterhin für überbewertet und rät zum Verkauf. Warburg Research mit 60 SFR und Jefferies mit 110 SFR sind da ganz anderer Meinung. Sie sehen mittelfristig eine deutlich verbesserte Geschäftsentwicklung.
Was ist hier weiterhin zu erwarten?
Für den hohen Kursrückgang war die Prognosesenkung verantwortlich, das kam nicht gut an. Die Erholung im gestrigen Tagesverlauf zeigt jedoch, dass der Kursrückgang übertrieben hoch ausfiel. Richtig ist, dass die Geschäftsentwicklung weiterhin holprig und im Gegensatz zu Redcare Pharmacy unbefriedigend ist.
Für die weitere Kursentwicklung ist es entscheidend, wie das Wachstum beim E-Rezept ausfällt. Dort liegt das größte Wachstumspotenzial.
Meiner Meinung nach ist die Aktie unterbewertet. Bei der Vorlage der vorläufigen Geschäftszahlen war bereits zu erkennen, dass die Ertragserwartungen verfehlt wurden. Für das zweite Halbjahr erwarte ich eine leicht verbesserte Ertragslage. Die hohen Marketingausgaben dürften sich erst im nächsten Geschäftsjahr positiv auf die Erträge auswirken.
Mein Fazit: Der Kursrückgang fiel übertrieben hoch aus. Mittelfristig besteht ein hohes Kurspotenzial. Für Neuanleger ist der Einstieg günstiger geworden.
Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens UBS. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.
ℹ️ DocMorris in Kürze
- Die DocMorris AG gehört zu den führenden E-Commerce-Apotheken.
- Der Hauptsitz befindet sich in der schweizerischen Stadt Frauenfeld. Das Unternehmen konzentriert sich fast ausschließlich auf den deutschen Markt.
- Die Aktie wird an der Schweizer Börse gehandelt; die Marktkapitalisierung beträgt 539 Millionen SFR.
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