DocMorris-Aktie marschiert trotz hoher Verluste – zu Recht?

Die Aktie der E-Apotheke DocMorris (WKN: A0Q6J0) ist seit Juni um rund +122% hochgeschossen. Der Halbjahresbericht hat den Anstieg Mitte August weiter befeuert. Wie geht es aus Anlegersicht jetzt weiter?

docmorris.com

ℹ️ DocMorris vorgestellt

Die DocMorris AG, vormals Zur Rose Group, gehört zu den führenden E-Commerce-Apotheken. Nach dem der Verkauf des Schweizer Geschäftes und der parallelen Umfirmierung konzentriert sich das Unternehmen ausschließlich auf den deutschen Markt. Vertrieben werden apothekenübliche Gesundheits- und Pflegeprodukte. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 775 Millionen SFR.

Neuausrichtung holprig verlaufen

Die volle Fokussierung auf den deutschen Markt läuft bei DocMorris noch nicht so richtig rund: Die Kundenzahl hat sich gegenüber Ende 2022 mit 11,5 Millionen Kunden deutlich verringert. Der größte Rückgang fand im ersten Quartal statt, im zweiten Quartal ging die Zahl nochmals um 500.000 auf 9 Millionen zurück.

Das Unternehmen argumentiert, dass der zukünftige Schwerpunkt auf aus Firmensicht profitablen Kunden liegen werde. Somit wurde der Rückgang eingeplant. Neben der Kundenqualität soll sich auch die Konversionsrate (Umsatz pro Kunde) verbessern.

Mit der Neugestaltung der Webseite und des Internetshops wird eine deutliche Verbesserung im zweiten Halbjahr erwartet. Die technischen Voraussetzungen für den Beginn des E-Rezeptes in Deutschland wurden weitestgehend abgeschlossen. Der Start soll 2024 beginnen.

Das DocMorris-Management verwies zuletzt darauf, dass gegenüber dem ersten Quartal eine Umsatzsteigerung von 2% stattgefunden hat. Zudem werde seit zwei Monaten an einem Effizienzsteigerungs-Programm gearbeitet. Die Auswirkungen sollen sich im zweiten Halbjahr bemerkbar machen.

Bilanz verbessert

Der Verkaufserlös aus dem Schweizer Geschäft betrug 360 Millionen SFR. Diese wurden überwiegend zur Entschuldung genutzt. So kauft das Unternehmen vorzeitig mehrere Schuldverschreibungen vollumfänglich zurück.

Die Eigenkapitalquote verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 31,9% auf 49%. Diese Verwendung ist positiv zu werten, hierdurch werden die künftigen Zinskosten deutlich sinken.

Geschäftsentwicklung unbefriedigend verlaufen

Nach der Neuausrichtung wurden die Halbjahreszahlen mit Spannung erwartet. Der am 17. August veröffentlichte Halbjahresbericht fiel insgesamt enttäuschend aus. Der Umsatz sank von 510,6 Millionen SFR im Vorjahreszeitraum auf 463 Millionen SFR. Der Außenumsatz im ersten Halbjahr lag bei 501,4 Millionen SFR, hier sind Versandhandelsumsätze von Apotheken einbezogen. In dem Aktionärsbrief verweist das Management ausdrücklich auf die Umsatzverbesserung im zweiten Quartal.

Die Ertragslage hat sich insgesamt verbessert, ist jedoch noch immer unbefriedigend. Der operative EBITDA-Verlust reduzierte ich zwar von 48,6 Millionen SFR auf 28,1 Millionen SFR. Begründet wurde dies mit höheren Marketingausgaben, um zukünftig besser positioniert zu sein, sowie mit logistischen Aufwendungen neuer Versandzentren. Unterm Strich verblieb ein Nettoverlust von 58,2 Millionen SFR – ein Jahr zuvor lag er bei 83,6 Millionen SFR.

Ein Vergleich der Werte mit den Vorjahreszahlen ist möglich, da das verkaufte Schweizer Geschäft herausgerechnet wurde.

Prognose bestätigt

Das Schweizer Unternehmen sieht sich in der Geschäftsentwicklung des ersten Jahres bestätigt und hält daher an der Jahresprognose fest. Danach wird mit einem Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Der operative EBITDA-Verlust soll zwischen 20 und 40 Millionen SFR liegen. An Investitionen sind weiterhin 30 bis 40 Millionen SFR vorgesehen.

Für 2024 wird der Break-Even angestrebt. Mittelfristig soll die operative EBITDA-Marge dann auf 8% steigen.

Um diese vorgesehenen Jahreswerte zu erreichen, muss die Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr deutlich besser ausfallen.

Wie ist die Aktienentwicklung einzuschätzen?

Der Kursanstieg zuletzt zeigt, dass das Vertrauen in die DocMorris-Aktie zugenommen hat. Einige Analysten haben ihre Einschätzungen angehoben. Die Deutsche Bank hat ihren Zielkurs von 49 auf 60 SFR Kurs erhöht, auch die kritische eingestellte UBS hat den fairen Wert von 27 auf 29,50 SFR angehoben, bleibt jedoch weiterhin skeptisch. Die Experten der Schweizer Großbank argumentieren, dass die meisten Kunden trotz E-Rezept weiterhin bei ihrer lokalen Apotheke bleiben. Die Analysten von Jefferies sind mit einem Zielkurs von 90 SFR hingegen sehr zuversichtlich.

Meiner Meinung sind die vorgesehenen Maßnahmen des Unternehmens richtig, ob sie eine schnelle Wirkung zeigen ist jedoch ungewiss. Bis zum Erreichen des Break-Even-Point ist es noch ein weiter Weg. Im nächsten Quartal wird sich zeigen, wohin die Reise geht. Ich bin momentan eher bei den Analysten der Deutschen Bank.

Mein Fazit: Einen Einstieg halte ich vorerst für verfrüht. Erst muss sich zeigen, dass es mit dem operativen Ergebnis aufwärts geht.

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