Dr. Hönle: Aktie mit Kaufsignal, nur leider...

Wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, vielleicht wissen, bin ich durchaus ein großer Freund des Neuen Marktes. Dabei ist mir – ich habe die damalige Zeit als Trader hautnah miterlebt – durchaus klar, dass es dort viel Lug und Trug gab. Zwar war ich seinerzeit nicht bei ComROAD an Bord, aber durchaus (leider) bei Phenomedia. All diesen Betrügereien zum Trotz wurden damals aber auch viele langfristig erfolgreiche Unternehmen geboren – und eine davon war und ist Dr. Hönle (WKN: 515710)!

Bei Dr. Hönle handelt es sich um eines der weltweit führenden Unternehmen aus dem Gebiet der UV-Technologie für industrielle Anwendungen. Dazu zählen beispielsweise UV-Bestrahlungsgeräte zur Farb- und Lacktrocknung oder der Kleb- und Kunststoffhärtung. Darüber hinaus konzentriert sich die Gesellschaft noch auf die Fluoreszenzanregung, die Oberflächenentkeimung oder auch die Sonnensimulation.

Somit kommen Produkte von Dr. Hönle in Fertigungsprozessen der Elektronik, der Feinmechanik, der Mikroelektronik oder der Optik zum Einsatz. Die Kunden stammen folgerichtig aus der Automobil-, der Druck-, der Luftfahrt- sowie der Pharmaindustrie. Aber auch im Bereich der Telekommunikation ist das Unternehmen, zum Beispiel mit Smart Cards oder optischen Speichermedien, unterwegs.

Sehr spezialisiertes, aber auch zyklisches Geschäftsmodell

Zurzeit des Neuen Marktes gab es übrigens zwei Unternehmen, die dieses Geschäftsmodell verfolgten. Neben Dr. Hönle war das Advanced Photonics, kurz: Adphos. Adphos stand jedoch lange Zeit mit einem Bein vor der Insolvenz und musste diese schließlich im Zuge der Finanzkrise, im Jahr 2009, auch anmelden. Auch die Aktie von Dr. Hönle war seinerzeit alles andere als ein Highflyer. So notierte das Papier nach dem Ende des Neuen Marktes unter 2,00 Euro und stieg dann zwischenzeitlich bis auf über 9,00 Euro an – nur um 2009 wieder auf ca. 3,50 Euro zurückzufallen.

Ich schreibe deshalb an dieser Stelle so ausführlich über Adphos, weil die Geschichte dieses Unternehmens zeigt, dass ein Investment in Dr. Hönle durchaus spekulativ ist. Denn auch wenn man sich sehr, sehr stark spezialisiert hat, ist das Geschäft am Ende eben doch sehr zyklisch. Ich glaube jedoch, dass Dr. Hönle heute so stark aufgestellt ist, dass man auch einen zyklischen Abschwung überstehen kann. Dennoch hat man Ende 2018 gesehen, wie schnell und tief die Aktie im Zuge eines solchen zyklischen Abschwungs fallen kann.

 

Umsatz- und Gewinnentwicklung zuletzt...

Wirft man einen kurzen Blick in die Bilanz, stellt man fest, dass Dr. Hönle in den letzten Jahren eine ziemlich konstante Verschuldung zwischen 30 und 40 Mio. Euro aufwies. Zugleich stiegen die liquiden Mittel sukzessive immer weiter an, zuletzt auf 12,0 Mio. Euro. Daher halte ich die Verschuldung für völlig unproblematisch, zumal es sich bei dem Unternehmen um ein Wachstumsunternehmen handelt.

So steigerte Dr. Hönle den Jahresumsatz zwischen 2014 und 2018 von 82,1 Mio. auf 126,5 Mio. Euro. Dies entspricht einer Umsatzsteigerung um ca. +54,1% respektive ca. +11,4% p.a. Zugleich steigerte die Gesellschaft ihren Jahresüberschuss zwischen 2014 und 2018 überproportional von 6,3 Mio. auf 21,7 Mio. Euro – und somit um ca. +244,4% respektive ca. +36,2% p.a. Allerdings kam es von 2015 auf 2016 durchaus auch mal zu einem Gewinnrückgang um knapp -20%, was die Zyklik des Geschäftsmodells auch nochmal unterstreicht.

Fazit: Fundamental teuer, charttechnisch mit Kaufsignal!

Gegenwärtig wird also ein Jahresumsatz von 126,5 Mio. Euro sowie ein Jahresüberschuss von 21,7 Mio. Euro mit einem Börsenwert in Höhe von ca. 317,5 Mio. Euro belegt. Dies entspricht einem aktuellen KUV von ca. 2,5 sowie einem aktuellen KGV von knapp 15. Allerdings erwartet der Vorstand der Gesellschaft für das laufende Geschäftsjahr 2019e einen leichten Umsatz- sowie Gewinnrückgang.

Konkret hat das Management einen Jahresumsatz zwischen 115 und 130 Mio. Euro sowie ein operatives Ergebnis (EBIT) zwischen 22 und 30 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Im arithmetischen Mittel läge der Jahresumsatz somit bei 122,5 Mio. Euro (ca. -3,2%) sowie das EBIT bei 26 Mio. Euro (ca. -14,5%). Der Jahresüberschuss dürfte somit auf ca. 19 Mio. Euro (ca. -12,5%) zurückgehen. Damit würde das KUV 2019e auf knapp 2,6 sowie das KGV 2019e sogar auf knapp 17 ansteigen.

 

Fundamental ist das leider kein absolutes Schnäppchen-Niveau mehr, wenngleich auch nicht absurd überteuert. Charttechnisch hat die Aktie zuletzt mit dem Sprung über die Marke von 54,00/55,00 Euro sogar ein Kaufsignal mit Kursziel bei 65,00 Euro generiert. Auf diesem Kursniveau läge das KUV 2019e dann bei über 2,9 sowie das KGV 2019e bei knapp 19. Für ein Unternehmen, das sich in einem zyklischen Abschwung befindet, wäre das sicherlich das Maximum dessen, was noch vertretbar erscheint.

Kurzfristige Trader setzen sich den Titel daher jetzt auf die Beobachtungsliste und kaufen eine mögliche Pullbackbewegung an die 54,00/55,00 Euro-Marke mit kurzfristigem Kursziel 65,00 Euro. Langfristig denkende Anleger können dieses Szenario kurzfristig natürlich auch spielen. Um 65,00 Euro sollte man dann aber in jedem Fall seine Kursgewinne realisieren. Die Aktie kann dann zwar gerne auf der Watchlist bleiben, aber als langfristiges Investment ist sie erst zu Kursen unter 50,00 Euro interessant.

Zugehörige Kategorien: Dividenden Small Caps Technologie