Dürr-Aktie -20%: Was ist hier los?
Die Aktie des Anlagenbauers Dürr (WKN: 5556520) ist nach der Bekanntgabe der Prognosesenkung regelrecht eingebrochen. In der Spitze lag der Rückgang fast bei einem Fünftel. Im weiteren Tagesverlauf stabilisierte sich der Kurs. Die Aktie ging am Freitag mit einem Tagesverlust von -8,3% aus dem Markt und steht bei knapp 20 €. Haben die Marktteilnehmer hier übertrieben?
ℹ️ Dürr vorgestellt
Dürr ist ein weltweit führender Anlagen- und Maschinenbaukonzern, der für seine Kunden komplexe Fertigungsanlagen fertigt und auch Serviceleistungen übernimmt. Der Schwerpunkt des Geschäftes entfällt auf die Automobilbranche: Durch die Übernahme der Homag AG gehören auch Anlagen der holzverarbeitenden Industrie. Weltweit gibt es 92 Standorte in 28 Ländern, der Hauptsitz ist im baden-württembergischen Bietigheim-Bissingen. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 1,37 Milliarden €.
Erwartungen reduziert
Aufgrund der sich eintrübenden Nachfrage nach Holzbearbeitungsmaschinen senkte das Unternehmen in einer Ad-hoc-Mittelung die Prognosewerte seiner Tochtergesellschaft Homag. Der Rückgang des Auftragseingangs für den Zeitraum vom Januar bis September liegt demnach bei 32%.
Die jetzigen Auftragseingänge machen sich erst im laufenden Geschäftsjahr bemerkbar. Daher bezieht die Prognosesenkung sich auch nur auf das Geschäftsjahr 2024.
Die für 2024 angestrebte operative EBIT-Marge von 8% sei nicht mehr zu erreichen, so der Vorstand. Stattdessen erwartet der Konzern jetzt eine operative Marge von 4,5 bis 6%. Zurzeit werden bei der Tochter Homag Maßnahmen erarbeitet, um eine Unterschreitung der Marge von 2% zu verhindern. Hierzu eignen sich sowohl flexiblere Arbeitsmodelle als auch ein Kapazitätsabbau.
Ab 2025 geht der Anlagenbauer dann wieder von einer verstärkten Nachfrage nach Holzverarbeitungsmaschinen aus. Durch die Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen sieht man sich dann wieder gut gerüstet.
Bei den anderen Konzernsegmenten besteht kein Anpassungsbedarf. Doch auch wenn bei den übrigen Geschäften alles nach Plan läuft, konnte das die Ausfälle bei Homag nicht kompensieren.
Jahreswerte 2023 bestätigt
Für das laufende Geschäftsjahr wurden die Prognosewerte bestätigt. Demnach wird mit einer Konzern-EBIT-Marge von 6 bis 7% gerechnet. Aufgrund der eingeleiteten Kostensenkungen dürfte der Nettogewinn zwischen 160 Millionen € und 210 Millionen € liegen.
Beim Umsatz wird mit einem Wert von 4,5 bis 4,8 Milliarden € gerechnet. Der Auftragseingang hatte sich zuletzt zwar etwas abgeschwächt, insgesamt verfügt der Konzern aber über einen hohen Auftragsbestand.
Bisheriges Wachstum dynamisch
War das erste Quartal noch etwas schwächer, so verlief das zweite Vierteljahr sehr dynamisch. Insbesondere das operative Ergebnis verbesserte sich überproportional. Das führt insgesamt zu einem sehr zufriedenstellenden ersten Halbjahrergebnis.
Der Umsatz in den ersten sechs Monaten verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9,2% auf 2,13 Milliarden €. Aufgrund des sehr starken zweiten Quartals verbesserte sich das EBIT vor Sondereffekten um 23% auf 104,5 Millionen €. Die operative Marge stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 4,3%. Unterm Strich verblieb ein Nettogewinn von 58,4 Millionen €, nachdem er im Vorjahreszeitraum bei 42,5 Millionen € lag.
Wie sind jetzt die weiteren Aussichten?
Die Erholung der Dürr-Aktie im gestrigen Tagesverlauf zeigt, dass die Reaktionen anfangs übertrieben waren. Die Schwäche des Titels beruht jedoch nicht nur auf dieser Ad-hoc-Mitteilung. Insgesamt summiert sich der Kursverlust seit Februar auf rund -44%. Der Kurs liegt damit wieder auf dem Niveau vom Herbst 2022. Mitverantwortlich für den Rückgang sind auch die schwache Konjunkturlage sowie die krisenbedingten Unsicherheiten.
Insgesamt halte ich diese Entwicklung für nicht gerechtfertigt. Das Unternehmen hat im Halbjahresbericht gezeigt, dass es gut aufgestellt ist und hochprofitabel arbeitet. Die eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen sprechen ebenfalls für das Management.
Wenn sich der erste Schock gelegt hat und keine weitere Verschlechterung der allgemeinen Börsenlage eintritt, rechne ich mit einer Kurserholung. Mein erstes Kursziel liegt bei 28 €. Dass die Aktie unterbewertet ist, zeigen auch die Analysten-Einschätzungen vom 20. Oktober. Hauck Aufhäuser sieht den fairen Kurs bei 30 €, Warburg rechnet mit 37 € und schließlich kommt die Baader Bank auf eine Bewertung von 38 €. Die Einschätzungen von Warburg und der Baader Bank teile ich aber vorerst nicht.
Es wird jetzt spannend, wie die getesteten Quartalszahlen ausfallen.
Mein Fazit: Für risikoorientiert Anleger bietet das jetzige Kursniveau günstige Einstiegschancen. Alle anderen Anleger sollten vorerst die Quartalszahlen abwarten.
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