Ecopetrol & Petrobras: Sind das jetzt echte Schnäppchen?

Ölaktien unter Druck

Während die Märkte von einem Hoch zum nächsten eilen, leidet eine Branche derzeit sehr stark: Die Ölpreise geben immer weiter nach. Was steckt dahinter? Und sind Aktien wie Ecopetrol (WKN: A0Q9ZL) oder Petrobras (WKN: 932443), die in der Vergangenheit mit üppigen Dividenden überzeugt haben, jetzt aussichtsreich oder tappen Anleger beim Kauf in eine Falle?

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Edelmetallpreise klettern

Gold und Silber werden immer teurer. Der Goldpreis notiert am Montagmorgen bei 2.745 US$ je Unze, Silber kostet 34,218 US$. Woran liegt das? Und droht hier eine Überhitzung oder geht es gerade erst los?

Börsenprofi Miriam Kraus befasst sich seit Jahrzehnten mit Edelmetallen und entsprechenden Aktien. Im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra schätzt die Chefanalystin des Rohstoff Anleger Club die Lage ein.

Und sie wirft einen Blick auf die Ölbranche. Warum fallen die Ölpreise? Sind Ölaktien jetzt Schnäppchen oder sollten Anleger sie besser meiden?

Die Preise für Edelmetalle steigen immer weiter. Woran liegt das?

Miriam Kraus: Um es in einem Wort zusammenzufassen: Sicherheit. Begonnen hatte die Rallye mit dem Wunsch nach Absicherung der BRICS- und Schwellenländer, insbesondere nach dem Einfrieren russischer Vermögen in Westwährungen nach dem Angriff auf die Ukraine. Und immer mehr globale Zentralbanken springen auf diesen Zug auf angesichts der vielfältigen geopolitischen Probleme.

So ist China zwar sicher der größte Vertreter der De-Dollarisierung, das heißt, China nutzt vor allem seine enormen US-Dollar-Reserven, um damit Gold zu kaufen. Doch die polnische Notenbank hat zuletzt zum Beispiel ihre Rubel-Reserven für den Kauf von Gold genutzt.

Und dieser grundlegende Trend der globalen Notenbanken hin zur Absicherung in Form von Gold und realen Vermögenswerten (Russland kauft beispielsweise auch Silber, Platingruppenmetalle und Diamanten zur Diversifizierung und Absicherung seiner Reserven) wird noch lange bestehen bleiben. Erst vor ein paar Tagen hatten Vertreter der Zentralbanken von Mexiko, der Mongolei und Tschechien bekannt gegeben, auch weiterhin an der Gold-Strategie festhalten zu wollen. Hinzu kamen vor allem in diesem Jahr zunehmend die chinesischen Investoren, die vor dem Hintergrund des schwachen chinesischen Immobilienmarktes in Gold eine Alternative gefunden haben.

Ganz langsam sehen wir nun auch, dass die westlichen Investoren zunehmend auf den Goldzug aufspringen. Tatsächlich sind die Bestände der börsengehandelten Goldfonds über weite Strecken des Jahres 2024 zurückgegangen, während die Spot-Goldpreise neue Höchststände erreicht haben. Die ETF-Ströme drehten erst im Mai schließlich ins Positive, wobei die westlichen Fonds ganz neu erst im August die Nase vorn hatten.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen haben die westlichen Investoren überwiegend einen Teil der Rallye verschlafen und holen dies jetzt nach. Zum anderen gibt es natürlich eine ganze Reihe konkreter Gründe, um auf verstärkte Absicherung zu setzen: Das Thema Inflation (das eigentlich nie wirklich verschwunden war, beobachtet man die globale Inflationsentwicklung) wird auch in den USA wieder auf den Tisch gebracht und nicht zuletzt sollte die Tatsache, dass wir derzeit gleich zwei heiße Kriege haben, in denen mindestens eine Industrienation verwickelt ist, sowie die Ungewissheit in Bezug auf die Entwicklung nach den US-Präsidentschaftswahlen zu denken geben.

Westliche Anleger hinken hinterher

Ist es schon zu spät, Gold- und Silber-Aktien zu kaufen, oder geht es gerade erst los?

Miriam Kraus: Nun, die Tatsache, dass die Anleger im Westen dem Gold-Trend größtenteils hinterherhinken, ist der Grund, weshalb die Rallye in den Goldaktien erst spät in Fahrt gekommen ist. Denn Anleger in Shanghai investieren nicht in Aktien, die in Nordamerika gelistet sind, und schon gar nicht in kanadische Juniors. Und sogar für indische Anleger ist das eher ein Novum, da das bis vor kurzem noch recht kompliziert war.

Es sind also die Anleger im Westen, die eine Rallye in den Goldaktien antreiben und damit dann auch die – aufgrund steigender Margen und Gewinne – zu erwartende Hebelwirkung auslösen.

Wir sehen aktuell, dass sich die Goldaktien noch entlang der Goldpreisentwicklung, aber ohne Hebelwirkung bewegen. Angesichts der anstehenden Berichtssaison erwarten wir hier bei vielen Bergbauunternehmen aus dem Edelmetallbereich Überraschungspotenzial nach oben. Denn mit steigenden Goldpreisen und steigender Produktion steigen Margen und Gewinne. Dies senkt die KGVs und könnte den Beginn einer neuen Rallye in den Goldminenaktien legen.

Ich persönlich würde ja gerne noch einmal einen Rücksetzer sehen, aber wir werden sehen, ob mir der Markt diesen Gefallen tut.

Miriam Kraus

Miriam Kraus

Globaler Ölmarkt im Defizit

Auf der Gegenseite fallen die Ölpreise stark. Braucht die Welt kein Öl mehr?

Miriam Kraus: Ganz im Gegenteil, der globale Ölmarkt befindet sich derzeit in einem Defizit. Im dritten Quartal dieses Jahres gab es einen Angebotsmangel an Öl in Höhe von 0,77 Millionen Barrel pro Tag, was einem Defizit von 70,84 Millionen Barrel entspricht. Und für das letzte Quartal dieses Jahres dürfte das Defizit etwa 0,61 Millionen Barrel pro Tag oder 56,12 Millionen Barrel betragen.

Für dieses Jahr prognostizieren alle Organisationen ein Marktdefizit, doch für das kommende Jahr gehen die Prognosen auseinander. Vieles hängt dabei natürlich von der OPEC ab. Diese wird sich aber wohl kaum ins eigene Fleisch schneiden und würde in eine Nachfrageschwäche hinein nicht die Produktion erhöhen. Dabei bleibt es ebenso abzuwarten, ob die Nachfrageschwäche in China denn tatsächlich so stark ausfällt. Immerhin gehen die Meinungen in Bezug auf das chinesische Konjunkturpaket ebenfalls stark auseinander.

Hinzu kommt, dass in den USA, aktuell der größte Ölproduzent der Welt, die Zahl der gebohrten, aber noch nicht fertig gestellten Bohrlöcher (DUC) weiter zurückgeht, und zwar bereits seit Anfang letzten Jahres. Das heißt, es wird weniger exploriert. Das hat einerseits mit dem langsamen Wandel der US-Schiefervorkommen in Richtung Erdgasförderung zu tun, andererseits aber auch mit dem niedrigen Ölpreisniveau.

US-Ölproduzenten benötigen nicht nur höhere Preise, sondern auch mehr Preissicherheit. Doch selbst wenn diese schließlich gegeben ist, besteht jedoch eine zeitliche Verzögerung zwischen den Bohrungen/Fertigstellungen und dem Zeitpunkt, an dem das Öl tatsächlich auf den Markt gelangen kann. Somit dürfte das Potenzial für zusätzliche Ölproduktionssteigerungen vorerst in gewissem Maße begrenzt sein.

Überdies darf man nicht vergessen: Sollte der Nahe Osten in einen größeren Konflikt geraten, wäre es verrückt, nicht mit Ölpreisen zu rechnen, die wesentlich höher sind als die heutigen. Denn der Markt preist sträflicherweise diese Risiken aktuell nicht ein. Aber selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, kann ich mir nur schwer ein Szenario vorstellen, in dem die Preise unter 70 US$ pro Barrel fallen und dort für längere Zeit verharren.

Kaum etwas günstiger als Ölaktien

Sind Öl-Aktien wie Ecopetrol oder Petrobras gerade kaufenswert oder sollten Anleger besser noch warten?

Miriam Kraus: Aus Bewertungssicht gibt es derzeit kaum etwas Günstigeres als Ölaktien. Ecopetrol wird dabei nur noch mit einem KGV von 4,2 bewertet und Petrobras mit einem KGV von 5. Das sind gesunde Unternehmen mit starkem Produktionswachstum und erfreulichen Dividenden, sie bleiben vor diesem Hintergrund aktuell definitiv kaufenswert.

Schließlich wird die Welt noch eine ganze lange Zeit Erdöl zur Herstellung von Treibstoff benötigen. Und wenn diese Verwendung schließlich endet, bleiben noch unzählige andere Verwendungen. Erdöl steckt in unseren Smartphones, Fußbodenbelägen, Kleidung, Waschmitteln, Frostschutzmitteln, Autoreifen, Straßenbelägen, Medikamenten, Kosmetika, Kaugummis und sogar Matratzen, um nur ein paar zu nennen. Diesen Tatsachen tragen die aktuellen Bewertungen von Ölaktien in keiner Weise Rechnung.

Uran läuft, Lithium spannend

Welche anderen Rohstoffe und entsprechende Aktien sollten Anleger derzeit besonders in den Blick nehmen?

Miriam Kraus: Uran ist wieder sehr gut angelaufen. Wir hatten es kommen sehen und im Rohstoff Anleger Club (RAC) unsere Club-Mitglieder fast mit präzisem Timing Anfang September auf die zweite Bullenphase der Uran-Rallye eingestimmt.

So hatten wir unsere Wochenausgabe vom 1. September komplett unter das Motto „Uranmarkt“ gestellt und Kaufempfehlungen für 3 Uran-Titel ausgesprochen. Diese liegen seitdem +8%, +14% und +35% im Gewinn. Wir hatten es seit Monaten auch immer wieder in allen Formaten, selbst außerhalb vom RAC betont: Die Nachfrage nach Uran ist hoch und steigt.

Abgesehen davon bietet der aktuelle Kupferrücksetzer interessante Chancen und auch im Silbermarkt eröffnet sich gerade eine heiße Phase – Nachzügler wie eine Fortuna Mining (FSM) könnten hier kurzfristig noch Potenzial bieten.

Im Lithiummarkt könnte sich langsam endlich ein Boden herauskristallisieren, aber ein Engagement hier erfordert Nerven und einen längerfristigen Anlagehorizont.

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Interessenkonflikt: Der Autor und Mitarbeiter des Herausgebers halten Aktien der erwähnten Unternehmen Ecopetrol, Petrobras und Sierra Madre. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor und Mitarbeiter des Herausgebers beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Ein weiterer erheblicher Interessenkonflikt besteht darin, dass der Herausgeber für seine Berichterstattung über Sierra Madre vom Unternehmen vergütet wurde. 

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