Encavis-Aktie: Nach dem Kursverfall unterbewertet?
Die Aktie des Wind- und Solarstromerzeugers Encavis (WKN: 609500) kennt seit August 2022 nur noch eine Richtung – nämlich abwärts. Seit dem damaligen Kurs von rund 25 € hat sie derzeit mit knapp 12,40 € halbiert. Dies ist umso gravierender, da in der erneuerbaren Stromerzeugung die Zukunft liegt. Lohnt sich hier ein Einstieg?
ℹ️ Encavis vorgestellt
Der Hamburger Konzern baut und betreibt Solar- und Windparks und ist eines der führenden Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energie. Mittlerweile ist das Unternehmen in elf Ländern vertreten und betreibt 200 solcher Stromparks. Neben den eigenen Parks übernimmt die Firma auch den Betrieb fremder Parks. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 2 Milliarden €.
Ausbau massiv vorangetrieben
Die Erzeugung aus Wind und Solar wird von dem Hamburger Unternehmen energisch vorangetrieben. Hierzu wurden zahlreiche neue Windparks übernommen. Aber auch das größere Segment der Solarstromerzeugung wurde weiter deutlich ausgebaut.
Erstmals investiert der Konzern auch in das Batteriegeschäft. Ziel hierbei ist es, den Strom dann zu speichern, wenn die Marktpreise niedrig sind. Steigen diese, erfolgt die Abgabe des gespeicherten Stromes. Somit kann die Stromvermarktung deutlich effizienter erfolgen.
Ebenfalls neu ist die Beteiligung an einem Stromvermarktungsunternehmen. Durch eine Minderheitsbeteiligung an dem jungen Vermarktungsunternehmen TokWise profitiert Encavis von dessen Kompetenz. Mit dessen Plattform können Anbieter und Verbraucher direkte Verträge abschließen. Das fördert die Bindung der Stromverbraucher an das Energieunternehmen.
Insgesamt zeigt sich, dass das Geschäftsmodell funktioniert und weiter kräftig wachsen wird. Allerdings wirken sich die geplanten Vorhaben erst zukünftig auf die Geschäftsentwicklung aus.
Operative EBITDA-Marge gesunken
Aus dem am 14. August veröffentlichten Halbjahresbericht wird ersichtlich, dass der operative Ertrag in den ersten sechs Monaten rückläufig war. Das EBITDA reduzierte sich um 11% auf 151,6 Millionen €. Die sich daraus ergebende EBITDA-Marge verringerte sich auf Konzernebene auf 65%. Dies basiert darauf, dass die Zahlen des Energiedienstleisters Stern Energy in die Geschäftszahlen eingeflossen sind. Dessen EBITDA-Marge liegt deutlich unter den Margen der Wind- und Solarstromerzeugung mit 75%.
Der Halbjahresumsatz ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 226,3 Millionen € nahezu konstant geblieben. Der Solaranteil hat sich mit 153 Millionen € verringert. Diesen Rückgang wurde durch das Windsegment vollständig kompensiert.
An der Jahresprognose wird festgehalten. Danach soll der Umsatz bei 460 Millionen € liegen, das entspricht einem Rückgang von rund 27 Millionen € gegenüber dem Vorjahr. Beim EBITDA wird mit einem Wert von 310 bis 350 Millionen € gerechnet – zuletzt wurden 340 Millionen € erreicht.
Dr. Christoph Husmann, Sprecher des Vorstands und CFO der Encavis AG, kommentierte die Entwicklung so:
Erneut hat unser Geschäftsmodell seine Widerstandsfähigkeit auch in diesen turbulenten und schwer planbaren Zeiten bewiesen. Stabile Umsätze und ebenso stabile Ergebnisse je Aktie verdanken wir unserem konsequenten Wachstumspfad, ohne dabei den Fokus auf zukünftige Renditen zu verlieren.
Ist der Rückgang gerechtfertigt?
Auch wenn der Rückgang sehr dramatisch wirkt, so ist er doch zu relativieren. Zu Beginn der Ukraine-Krise und in den Folgemonaten explodierten die Strompreise. Hiervon profitierte auch die Aktie von Encavis.
Mittlerweile ist diese Sondersituation vollkommen vorbei. Dennoch liegt der Kurs unter dem Vorkrisenniveau. Diese Situation ist untypisch, da die erneuerbare Stromerzeugung durch staatliche Subventionen stark gefördert wird. Das Hamburger Unternehmen ist heute besser aufgestellt als damals. Dies sollte sich im Kurs positiv auswirken.
Momentan werden alle alternativen Stromerzeugungsunternehmen in Sippenhaft genommen, was sich in deren Kursrückgängen zeigt. Auffallend ist, dass Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrates seit längerem Aktien des Unternehmens erwerben.
Meines Erachtens entspricht das jetzige Kursniveau nicht dem tatsächlichen Unternehmenswert. Dies sehen auch die Marktexperten so, deren Einschätzungen liegen mehrheitlich um die 20 €. Ich bin aufgrund der aktuellen Börsensituation etwas vorsichtiger. Ein erstes Kursziel von mir liegt bei 15 €, das entspricht einem aktuellen Potenzial von rund +20%.
Mein Fazit: Das jetzige Kursniveau eignet sich zum sukzessiven Einstieg.
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