Epigenomics: Wird das in einer Pleite enden?
Heute früh, um Punkt 8:00 Uhr, veröffentlichte das kleine deutsche Biotechunternehmen Epigenomics (WKN: A11QW5) seine aktuellen Halbjahreszahlen. Diese fielen so ernüchternd aus, dass nicht nur die Aktie unter starkem Abgabedruck steht. Vielmehr scheint über kurz oder lang nicht einmal mehr eine Pleite des Unternehmens ausgeschlossen zu sein. Um diese Spekulation jedoch nachvollziehen zu können, müssen wir uns das vorgelegte Zahlenwerk zunächst einmal gemeinsam in aller Ruhe anschauen.
So vermeldete Epigenomics für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres 2019 einen Umsatzrückgang um knapp -12% auf nur noch 679.000 Euro. Zwar gelang es den Berlinern ihre Produktumsätze um +84% auf 660.000 Euro zu steigern. Zugleich reduzierten sich jedoch die Lizenzumsätze durch das Ende der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Lizenzpartner von 413.000 auf zuletzt nur noch 19.000 Euro. Angesichts dieser wenig erbaulichen Geschäftsentwicklung, sind die zuletzt stark gestiegenen Kosten somit sehr kritisch zu beurteilen.
Denn zwar ist es für ein forschendes Biotechunternehmen geradezu essentiell in Forschung und Entwicklung zu investieren. Aber wenn zugleich auf der anderen Seite die Einnahmen sinken, kann das irgendwann brandgefährlich werden. Noch kritischer ist, dass neben den Kosten für Forschung und Entwicklung (von zuvor gut 3,04 Mio. Euro auf nunmehr knapp 3,87 Mio. Euro) zuletzt jedoch auch die Verwaltungskosten geradezu explodierten. So stiegen diese von zuvor gut 3,88 Mio. auf zuletzt knapp 4,86 Mio. Euro.
Kapitalerhöhung oder Pleite?
Die hohen Kosten stehen dabei im Zusammenhang mit dem Versuch den vom Unternehmen selbst entwickelten Krebstest Epi proColon in den USA zu etablieren. Daran arbeitet Epigenomics jedoch schon lange, ohne dass man bis dato besonders erfolgreich gewesen wäre. Zwar macht das Management den Anteilseignern heute neue Hoffnungen. Nach den zahlreichen Enttäuschungen in der Vergangenheit bleiben Anleger aber zu Recht zurückhaltend.
Zumal der Bestand an liquiden Mitteln bei Epigenomics zuletzt arg geschrumpft ist. So weist das Unternehmen per 30. Juni nur noch liquide Mittel von 9,1 Mio. Euro (inkl. marktgängiger Wertpapiere) aus, nach 17,1 Mio. Euro per 31. Dezember 2018. Im ersten Halbjahr hat sich der Bestand an liquiden Mitteln daher um sage und schreibe 8,0 Mio. Euro reduziert und somit nahezu halbiert.
Jeder kann sich daher leicht ausrechnen, dass es bei einer anhaltend hohen Cash Burn Rate spätestens im ersten Quartal 2020 eng werden könnte. Natürlich hat der Vorstand noch die Möglichkeit Kosten zu senken. Nur wo möchte er da ansetzen? In letzter Konsequenz läuft es daher wohl eher auf die Frage hinaus, wann das Unternehmen eine Kapitalerhöhung ankündigen wird. Diese muss aber auch funktionieren, da die Alternative sonst wohl die Insolvenz wäre.
Prognosesenkung zeigt Skepsis des Managements – rette sich, wer (noch) kann!
Letztlich muss man auch die Frage stellen, in wie weit das Management um CEO Greg Hamilton selbst noch Hoffnung hat. Denn einerseits wird auf positive Entwicklungen in den USA bzgl. Epi proColon verwiesen, andererseits aber senkt man die eigenen Umsatz- und Gewinnprognosen. So erwartet der Vorstand für 2019e nun nur noch einen Jahresumsatz zwischen 2,0 und 4,0 Mio. Euro (anstatt bisher: 3,0 bis 6,0 Mio. Euro) sowie ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen -12,5 und -14,0 Mio. Euro.
Zugleich soll der Finanzmittelverbrauch zwischen 13,5 und 15,0 Mio. Euro liegen. Demnach würde die Gesellschaft am Ende des laufenden Geschäftsjahres bestenfalls noch über liquide Mittel in Höhe von knapp vier Millionen Euro verfügen. Auch dies zeigt die höchst angespannte Situation. Ich rate daher jedem Anleger dringend dazu bei dieser Aktie nicht mehr auf das Prinzip Hoffnung zu setzen. Ein Ende mit Schrecken erscheint mir jedenfalls sinnvoller als ein Schrecken ohne Ende. Oder mit anderen Worten: Rette sich, wer (noch) kann!