Raiffeisenbank & Erste Group: Welche Aktie hat mehr Potenzial?

Beide österreichischen Großbanken haben ihre Halbjahresberichte veröffentlicht. Da beide gute Geschäftszahlen präsentierten, stehen Anleger vor einer schwierigen Wahl: Ist die Aktie der Erste Group (WKN: 909943) oder die der Raiffeisenbank International (WKN: A0D9SU) aussichtsreicher? Der Kurs der Erste Group hat zuletzt wieder angezogen, verliert heute -0,7% und steht bei 34,22 €. Die Aktie von Raiffeisenbank International verliert -4,3% und steht bei knapp 14,20 €, zuletzt hatte sie sich seitwärts bewegt.

Erste Group vorgestellt
Die österreichische Erste Group Bank AG, kurz Erste Group, ist eine Universalbank mit dem Hauptsitz in Wien. Sie kommt aus dem Sparkassensektor und kann als ihr Spitzeninstitut angesehen werden. Neben dem Hauptgeschäft in Österreich ist sie auch in Osteuropa sowie international tätig. Die Marktkapitalisierung beträgt 13,93 Milliarden €.

Die Geschäftszahlen im ersten Halbjahr sind solide und wie erwartet ausgefallen. Die Erlöse verbesserten sich um 24% gegenüber dem Vorjahresvergleich auf 5,16 Milliarden €. Diese Steigerung resultiert fast vollständig aus dem gestiegenen Zinsüberschuss.

Das Nettoergebnis verbesserte sich von 1,13 Milliarden € auf 1,49 Milliarden € – dies entspricht einem Anstieg von 31%. Die für Banken sehr wichtige Kennzahl der harten Kernkapitalquote liegt bei 14,9%, damit ist sie etwa gleichgeblieben.

Für das Gesamtjahr rechnet das Institut mit einem weiteren Zinsüberschuss von 20% sowie einem Anstieg des Provisionsüberschusses um 5%. Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung zufriedenstellend.

Raiffeisenbank International

Raiffeisenbank International vorgestellt
Die Raiffeisenbank International, kurz RBI, ist ein Gemeinschaftsinstitut der österreichischen Raiffeisenlandesbanken. RBI ist neben dem Geschäft in Österreich in Zentral-, Südost- und Osteuropa tätig. Die Geschäftstätigkeit erfolgt über Tochterbanken in den jeweiligen Ländern. Sitz des Institutes ist Wien. Die Marktbewertung beträgt 4,65 Milliarden €.

Auch hier fielen die Halbjahreswerte zufriedenstellend aus. Die Wachstumsraten sind aber deutlich geringer ausgefallen. Der Zinsüberschuss stieg zwar um 22%, das schlechtere Handelsergebnis ließ die Gesamteinnahmen aber nur um 6% auf 4,4 Milliarden € steigen.

Ohne den einmaligen Sonderertrag im Vorjahreszeitraum ist der Konzernüberschuss von 1,23 Milliarden € annähernd gleichgeblieben.

Ohne Russland und Belarus wird für 2023 ein Zinsüberschuss von 3,8 bis 4 Milliarden € erwartet sowie ein Provisionsüberschuss von 1,8 Milliarden €. Auch hier sind die Geschäftszahlen insgesamt zufriedenstellend ausgefallen.

Welche Aktie bietet mehr Potenzial?

Ein direkter Vergleich ist nicht möglich, da die Erste Group sehr stark in Österreich sowie Osteuropa tätig ist. Das Geschäft in Russland und Belarus ist laut Bankangaben überschaubar. Anders ist es bei der Raiffeisenbank International. Hier dominiert das Geschäft in Osteuropa, inklusive Russland und Belarus. Die Aktivitäten in Österreich sind kleiner.

Auffallend ist die sehr unterschiedliche Marktbewertung in Bezug zu den Gesamteinnahmen. Bei der Erste Group liegt diese über den Jahreseinnahmen; bei der RBI ist sie mit knapp der Hälfte des Jahreserlöses deutlich niedriger. Seit dem Ukraine-Krieg hat sich deren Aktienwert rund halbiert. Unter diesem Malus leidet der Kurs bis heute, das dürfte vorläufig auch so bleiben.

Bei einer kurz- und mittelfristigen Betrachtung bietet die Aktie der Erste Group mehr Potenzial. Die letzte Dividende mit 1,90 € entspricht einer aktuellen Rendite von 5,5%. Für 2023 soll sie laut Prognose auf 2,70 € erhöht werden. Bei der RBI wurde zuletzt keine Dividende gezahlt.

Mit größeren Kursanstiegen rechne ich bei keiner der beiden Aktien. RBI leidet unter dem fortgesetzten Ukraine-Krieg, das Geschäft mit Russland und Belarus dürfte auch bei einer Befriedung vorerst keine große Rolle spielen. Das Papier der Ersten Group bietet aufgrund der hohen Marktbewertung ebenfalls kein allzu hohes Potenzial.

Bei der Wahl würde ich mich für ein Investment bei RBI entscheiden. Der Ukraine-Konflikt dürfte früher oder später zu Ende gehen. Auch wenn das Russland-Geschäft dann weiterhin klein bleibt, fällt die psychologische Bremse weg. Die Folge dürfte ein deutlicher Kursanstieg sein. Bis dies geschieht, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen.

Mein Fazit: Renditebewusste Anleger sollten in das Papier der Erste Group investieren. Für risiko- und chancenorientierte Anleger eignet sich die RBI-Aktie eher, hier ist jedoch mit einem längeren Anlegezeitraum zu rechnen.

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