Evotec -17%: Aktie wegen geplatztem Bayer-Deal auf Talfahrt

04.02.22

In den vergangenen fünf Jahren haben Investoren den Aktienkurs von Evotec (WKN: 566480) verzehnfacht. Nun hat der Wirkstoffentwickler bei einer Zusammenarbeit mit der Bayer AG einen Dämpfer hinnehmen müssen, auf den die Anleger empfindlich reagiert haben: Der Titel rutschte bis Handelsschluss um -16,57% ab auf 30,29 € ab. Einstiegschance oder lieber abwarten?

Das traditionsreiche Hamburger Biotech-Unternehmen Evotec erforscht in vielen Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften verschiedene Therapieansätze. Der Pharma-Hersteller hat eigene Wirkstoffkandidaten in der klinischen sowie in der präklinischen Entwicklung. Seit November ist Evotec an der US-Tech-Börse Nasdaq notiert und kommt auf einen Börsenwert von 5,4 Milliarden €.

Bayer stellt gemeinsame Forschung an Hustenmittel ein

Am heutigen Freitag musste der Wirkstoffentwickler bei einer Kooperation mit dem Chemie- und Pharmariesen Bayer einen Rückschlag hinnehmen. Wie das Hamburger Unternehmen am frühen Nachmittag bekanntgab, hat Bayer die gemeinsame Entwicklung vom Medikamentenkandidaten Eliapixant beendet. Bei dem Mittel handelt es sich um einen sogenannten P2X3-Rezeptor-Antagonisten, der bei Patienten mit refraktärem chronischem Husten untersucht wurde.

So sei der Leverkusener Konzern zur Einschätzung gekommen, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis für Eliapixant nicht mehr positiv sei. Evotec erhalte nun die Rechte an sämtlichen P2X3-Assets zurück. Die Hamburger Biotech-Schmiede betonte dabei, dass die Entscheidung keinerlei Einfluss auf die Unternehmensziele des Aktionsplans 2025 habe.

Anleger reagierten empfindlich

Das Aus des Wirkstoffkandidaten hat die Evotec-Aktie stark unter Druck gesetzt. In der Spitze sackte der Kurs nach einer minutenlangen Handelsunterbrechung um 17% ab. Zunächst sah es so aus, als würde sich der Preis der Anteilsscheine schnell wieder stabilisieren. Doch kurz vor Handelsschluss notierte das Evotec-Papier wieder mit einem Tagesminus von 16,57% bei 30,29 €.

Laut des Analysehauses Frankfurt Main Research wären an diesem Punkt für Evotec Meilensteinzahlungen von bis zu 580 Millionen € möglich gewesen. Die Investmentbank Jefferies hatte Ende November zu Eliapixant eine Studie veröffentlicht. Demnach hatte der Wirkstoffkandidat in der Spitze ein Umsatzpotenzial von 1,6 Milliarden US-Dollar. Einer Marktzulassung des Medikaments maß der Analyst Peter Welford damals eine Wahrscheinlichkeit von 65% zu.

Die Entscheidung von Bayer dürfte für Evotec und seine Investoren überraschend gekommen sein. Im vergangenen Herbst attestierte die Dosisfindungs-Studie für Eliapixant noch ein positives Nutzen-Risiko-Profil.

Viele aussichtsreiche Kandidaten

Dass der Rückschlag für die langfristigen Planung von Evotec zu verschmerzen ist, scheint glaubwürdig. Schließlich hat der Hamburger Konzern weitere Wirkstoffkandidaten mit interessantem Potenzial in der Pipeline.

So ist das Biotech-Unternehmen jüngst eine millionenschwere Partnerschaft mit dem US-Konzern Eli Lilly eingegangen. Geplant ist die Entwicklung von fünf neuen Wirkstoffen gegen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder chronisches Nierenleiden.

Evotec erhielt sofort eine Abschlagszahlung in nicht genannter Höhe. Es winken zudem Meilensteinzahlungen von 180 Millionen US$ je Programm. Außerdem beteiligt Eli Lilly die Hamburger am Umsatz aller Produkte, die aus der Kooperation hervorgehen. Der mögliche Gesamtwert der Zusammenarbeit, die zunächst auf drei Jahre ausgelegt ist, liegt über einer Milliarde US$.

Zudem ist Evotec eins von drei Unternehmen, dass vom Bundesforschungsministerium für die Entwicklung von Medikamenten gegen Covid-19 gefördert wird. So unterstützt die Behörde eine klinische Dosisfindungs-Studie des Pharmakonzerns mit gut 7,5 Millionen €.

Zuvor hatte das von den Hamburgern identifizierte Molekül in Laborversuchen eine hohe Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 gezeigt. Das Unternehmen teilte dazu mit:

Die frühe Verabreichung dieses Biopharmazeutikums kann damit das Risiko eines schweren Verlaufs einer Covid-19-Erkrankung, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig macht, möglicherweise signifikant senken.

Fazit: Neubewertung abwarten

Mit den vielen aussichtsreichen Partnerschaften befindet sich Evotec auf einem soliden Wachstumspfad. Der Umsatz wächst seit Jahren zweistellig. Analysten rechnen im Konsens in den kommenden 3 bis 4 Jahren damit, dass sich das Wachstumstempo sogar noch steigert. 2025 könnten die Hamburger bei den Einnahmen dann die 1-Milliarde-€-Marke knacken.

Das Betriebsergebnis (Ebit) wird sich in den kommenden Jahren nach einhelliger Expertenmeinung in einem ähnlichen Tempo weiterentwickeln und für eine stabile Umsatzrendite zwischen 8 und 10% sorgen.

Günstig ist die Evotec-Aktie jedoch wahrlich nicht. Trotz der jüngsten Verluste liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Titels deutlich über 150. Ich rechne damit, dass es bald zu einer Neubewertung kommt, bei der der Biotech-Titel um weitere 10 bis 15% abrutscht. Für langfristig orientierte Anleger könnte es daher Sinn machen, mit einem Einstieg abzuwarten, bis das neue Plateau erreicht ist.

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