Evotec: Aktie fällt trotz neuer Kooperation – was ist da los?
Obwohl Evotec (WKN: 566480) heute früh die nächste Kooperationsvereinbarung vermelden konnte, fällt die Aktie heute leicht zurück. Anscheinend schaffen es die Bullen nicht mehr die Aktie über die runde 20 Euro Marke zu hieven. Dies ist prinzipiell ein klares Zeichen von sogenannter relativer Schwäche. Allerdings hat diese relative Schwäche durchaus ihre Gründe. Zwar gehört Evotec, neben MorphoSys, weiterhin zu den wenigen guten deutschen Biotechunternehmen respektive Biotechaktien. Allerdings ist darum auch deren Bewertung dementsprechend hoch.
Aber zunächst zu den Fakten. Denn wie Evotec heute früh bekanntgab, hat man eine Kooperationsvereinbarung mit der US-amerikanischen Celmatix Inc. unterzeichnet. Demnach möchten die beiden Biotechunternehmen bei der Entwicklung präklinischer Programme für zwar verbreitete, jedoch unterversorgte Erkrankungen, die die reproduktive Gesundheit von Frauen beeinträchtigen, zusammen arbeiten. Konkret geht es dabei um die Bekämpfung von Krankheiten wie das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Endometriose oder gar Unfruchtbarkeit.
Celmatix stellt dabei seine proprietäre Multi-Omics-Plattform Reproductive Atlas (TM) zur Verfügung, wohingegen Evotec die Verantwortung für die Medizinalchemie sowie in vitro- und in vivo-Pharmakologie übernimmt. Durch diese Verbindung erhoffen sich die beiden Unternehmen die Entwicklung neuartiger Therapien beziehungsweise Wirkmechanismen, die letzten Endes das Potenzial besitzen das Leben von Millionen Frauen, die heute mit diesen Erkrankungen leben, zu verbessern.
Konkurrenz für den Pharmagiganten Bayer?
Die Endometriose ist eine, zwar meistens gutartige, oft jedoch sehr schmerzhafte chronische Erkrankung von Frauen, bei welcher der Gebärmutterschleimhaut ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle vorkommt. Aufgrund der Häufigkeit dieser Erkrankung arbeiten auch bereits große Pharmakonzerne wie Bayer schon lange an entsprechenden Medikamenten bzw. Therapien, wenngleich bisher noch ohne durchschlagenden Erfolg. Insofern kann man zunächst einmal die Sinnhaftigkeit dieser Forschungskooperation hinterfragen.
Allerdings heißt der Kooperationspartner von Bayer im Bereich dieser Forschung: Evotec. Insofern könnte die neue Forschungskooperation mit Celmatix durchaus die Kooperation mit Bayer befruchten. Alles in allem sollte man die heute bekannt gewordene Forschungskooperation mit Celmatix daher nicht unbedingt als Durchbruch oder Meilenstein betrachten, grundsätzlich ist sie jedoch positiv zu bewerten.
Fundamentale Bewertung der Aktie ist aktuell dennoch (zu) hoch!
Die neue Foschungskooperation mit Celmatix ist also kein Durchbruch oder Meilenstein, könnte dies jedoch mittelfristig noch werden. Größere finanzielle Auswirkungen auf Evotec hat dieser Deal jedoch somit vorerst nicht. Insofern verwundert es auch nicht, dass die Aktie heute nicht mit einem Kurssprung auf diese Neuigkeit reagiert. Doch zuletzt war (sowohl) bei Evotec (als auch bei MorphoSys) ohnehin etwas der Wurm drin, (beide) Aktie(n) kamen deutlich zurück. Dies deutet daraufhin, dass es einen anderen Grund für den/die Kursrücksetzer geben muss.
Und diese Gründe gibt es in der Tat. Denn ganz generell sind Biotechaktien derzeit (noch) nicht wieder sonderlich gefragt, wie man unschwer am NASDAQ Biotechnology Index ablesen kann. Deshalb haben wohl auch in Deutschland einige Anleger die Bewertungen dieser Aktien hinterfragt. So weist Evotec aktuell eine Marktkapitalisierung von ziemlich genau 3,0 Mrd. Euro auf. Demgegenüber stand 2018 ein Jahresumsatz von gut 375 Mio. Euro sowie Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 93,0 Mio. Euro.
Für 2019e erwartet das Management – gemäß der, zuletzt erst im August erhöhten, unternehmenseigenen Prognose – inzwischen ein Jahresumsatz 2019e von mehr als 430 Mio. Euro sowie ein EBITDA von deutlich über 100 Mio. Euro. Somit weist die Aktie ein KUV 2019e von knapp sieben sowie ein KGV 2019e von circa 62 auf. Dies sind, gerade für den deutschen Aktienmarkt, exorbitant hohe Werte, die man zum Teil heute nicht mal mehr in den USA vorfindet. Insofern ist die zuletzt deutliche Korrektur der Aktie, die sich entweder kursmäßig oder zeitlich noch ausdehnen sollte, durchaus verständlich.