Evotec-Aktie: Geht es jetzt endlich richtig voran?
Die Zeiten bleiben schwierig für den Wirkstoffforscher Evotec (WKN: 566480). Das wird an den Ergebnissen für das erste Quartal deutlich, die das Unternehmen präsentiert hat. Enttäuschte Anleger quittieren sie zunächst mit Verkäufen, die Aktie rutscht am frühen Mittwochmorgen um -6% unter 9 € ab. Inzwischen notiert sie gut im Plus. Gibt es also wieder Hoffnung für die Evotec-Aktie?
Schwacher Jahresauftakt
Die Bodenbildung bei der Evotec-Aktie scheine abgeschlossen, schrieben wir vor wenigen Tagen in diesem Artikel. Aber auch das: „Natürlich könnte es im Fall weiterer schlechter Nachrichten schnell wieder eine Etage tiefer gehen.“ Genau das passiert zunächst am Mittwochmorgen.
Die Hamburger haben Zahlen fürs erste Quartal präsentiert, die man als mies bezeichnen muss. Und die Aktie sackt im frühen Handel auf Tradegate erneut stark ab, weil die Konsenserwartungen der Analysten meilenweit verfehlt wurden. So fiel bei Evotec in Q1 das bereinigte Konzern-EBITDA von 34,3 Millionen auf 7,8 Millionen €. Die Analysten hatten hier 15 Millionen € auf dem Zettel, also mehr als das Doppelte.
Auch der Umsatz sank, um 2% von 213,6 auf 208,7 Millionen €. Die Analysten hatten hier 195 Millionen € erwartet.
Hintergrund des schwachen Jahresauftakts sind nach Angaben des Unternehmens vor allem Schwächen im Development-Bereich des Shared R&D-Geschäfts. Hier sanken die Erlöse um 23% auf 155,2 Millionen €. Der Rückgang sei „auf ein herausforderndes Marktumfeld im transaktionalen Geschäft zurückzuführen“, heißt es zur Begründung.
Ein positiver Lichtblick sind die Umsatzerlöse von Just – Evotec Biologics. Sie sind sehr deutlich um 383% auf 53,5 Millionen € gestiegen.
Finanzchefin Laetitia Rouxel kommentiert:
Evotecs robuste Performance im ersten Quartal, die durch die Schwäche im Development-Bereich unseres Shared R&D-Geschäfts beeinträchtigt wurde, ist ein Beweis für unsere Resilienz in einem herausfordernden Umfeld. Unsere Stakeholder werden sehen, dass die von uns eingeleiteten Effizienzmaßnahmen im zweiten Halbjahr dieses Jahres Ergebnisse zeigen werden.
Ausblick bestätigt
Schlimmer als im ersten Quartal dürfte es im weiteren Jahresverlauf nicht mehr kommen, im Gegenteil, der Wirkstoffforscher bekräftigt, dass er das Ruder herumreißen will. Evotec prognostiziert ein Wachstum des Konzernumsatzes im zweistelligen Prozentbereich (2023: 781,4 Millionen €) und stellt beim bereinigten Konzern-EBITDA ein Plus im mittleren zweistelligen Prozentbereich in Aussicht (2023: 66,4 Millionen €).
Evotec wertet es als positiv, dass die Aufträge im Bereich Discovery um 70% gestiegen seien, das sei ein Frühindikator für eine Erholung Ende 2024. Zur Einordnung: Das Discovery Geschäft macht etwa 70% des Segments Shared R&D aus.
Eine konkretisierte Prognose soll mit dem neuen CEO Christian Wojczewski evaluiert werden, der am 1. Juli sein Amt antritt, und im Rahmen der Veröffentlichung des Halbjahresberichts vorgelegt werden. Das Pre-Boarding des neuen Chefs habe bereits begonnen.
Strategische Maßnahmen
Interessant sind die Ankündigungen zu einer strategischen Neuausrichtung des Unternehmens. Evotec will Anpassungen bei der Größe und bei Standorten vornehmen, um einen jährlichen positiven EBITDA-Beitrag von mehr als 40 Millionen € zu erreichen. Zudem wollen die Hamburger aus der Gentherapie aussteigen und den Standort im österreichischen Orth schließen.
In einer ersten Einschätzung nach den Quartalszahlen hat die kanadische Bank RBC ihre Einstufung für Evotec auf „Outperform“ belassen mit einem Kursziel von 16 €.
Schwaches Chartbild
Das Chartbild der Evotec-Aktie sieht weiterhin düster aus. Kurz-, mittel- und langfristig ist der Trend fallend. Die wichtige Unterstützung bei 9,16 € muss unbedingt halten, wenn es nicht eine Etage tiefer gehen soll.
Auf der Oberseite wartet ein starker Widerstand bei 11,39 € auf das Papier.
Langfristig denken
Aus meiner Sicht zeigen die Zahlen vor allem eins: Evotec dürfte das Schlimmste hinter sich haben. Nach dem schwachen ersten Quartal erwartet das Unternehmen bis Jahresende wieder steigende Umsätze und Gewinne. Langfristig gesehen formuliert Finanzchefin Laetitia Rouxel es treffend so: „Wir sind weiterhin vom langfristigen Potenzial von Evotecs hochgradig skalierbaren Geschäftsmodell überzeugt.“
Anleger, die das ebenso sehen, können sich meiner Meinung nach hier auf jeden Fall engagieren. Der Weg wird allerdings weiter steinig sein, man muss deshalb bei der Aktie mit einer hohen Volatilität rechnen.
ℹ️ Evotec vorgestellt
- Evotec mit Sitz in Hamburg ist ein international tätiges Unternehmen im Bereich der pharmazeutischen Wirkstoffforschung.
- In Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften mit Biotech-Unternehmen und Pharmakonzernen weltweit erforscht und entwickelt Evotec Wirkstoffkandidaten für Therapieansätze in verschiedensten medizinischen Richtungen.
- Evotec ist Mitglied im deutschen Nebenwerteindex MDAX und im Technologie-Index TecDAX und aktuell ca. 1,66 Milliarden € wert.
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