Evotec - «Fühlen uns technologisch sehr gut aufgestellt»
An der Börse entwickelte sich der im TecDax notierte Pharmaforscher Evotec (WKN: 566480) zuletzt deutlich schwächer als die meisten seiner Index-Kollegen. Mit ihrem "Aktionsplan 2016" stecken sich die Hamburger jedoch hochambitionierte Ziele und möchten ihren Umsatz bei deutlich steigender Profitabilität verdoppeln. Erwartet wird eine weiter fortgeschrittene Pipeline in zentralen Gebieten wie Diabetes, Alzheimer, Depressionskrankheiten, Schmerz und Onkologie. Vorstandschef Dr. Werner Lanthaler, der sein Unternehmen als „technologisch sehr gut aufgestellt“ sieht, stand unseren Kollegen von Privat-Anleger.info Rede und Antwort zu den wichtigsten Themen und nannte drei gute Gründe für ein Investment in Evotec.
Im Jahr 2012 wurde “Der Aktionsplan 2016 – Effiziente Innovationslösungen” implementiert, mit dem die Evotec AG Marktführer im Bereich der Wirkstoffforschungslösungen werden möchte. Können Sie uns die drei Bausteine dieses Aktionsplans (EVT Execute, EVT Integrate und EVT Innovate) ein wenig genauer erklären?
Dr. Werner Lanthaler: EVT Execute ist unser Servicegeschäft. Hier werden höchstwertige Forschungsleistungen wie u.a. Screening, Medizinalchemie, Substanzverwaltung und Substanzprofilierung angeboten. Wir haben hier zwar eine solide Gewinnmarge, aber die Projekte im Servicegeschäft bergen für uns kein Risiko und wir haben langfristig wiederkehrende Kundenaufträge, die uns den Ausbau der besten Forschungsinfrastruktur ermöglichen. Unter EVT Integrate fallen integrierte Wirkstoffforschungsallianzen auf Wirkstoffkandidaten von Partnern. In EVT Integrate-Allianzen erhalten wir Forschungszahlungen sowie bei Erfolg Meilensteine und Umsatzbeteiligungen. EVT Innovate beinhaltet ProduktEntwicklungsPartnerschaften und Cure X- und Target X-Initiativen auf unseren eigenen Forschungsprojekten. Hier investieren wir zuerst, um langfristig noch höherwertige Partnerschaften zu entwickeln. Ziel unserer Strategie ist es, eine Pharmapipeline aufzubauen, bei der wir jeweils die Upside an Produkten haben, ohne dabei das Risiko vom Scheitern in klinischen Phasen selbst finanzieren zu müssen. Entscheidend ist in unserem Geschäftsmodell, dass wir über Meilensteine und langfristig über Lizenzeinnahmen unsere Profitabilität erzielen. Das Modell erlaubt es uns, viele Optionen zu generieren, um das biologische Ausfallsrisiko bestmöglich auszugleichen. Dies hebt uns von vielen anderen Biotechnologieunternehmen ab.
Wenngleich der Umsatz von 2011 auf 2012 um knapp 9 Prozent auf 87,3 Millionen Euro gesteigert werden konnte, rutschte das Betriebsergebnis der Evotec AG zeitgleich von 5,2 Millionen Euro in 2011 auf -3,2 Millionen Euro für 2012 in den negativen Bereich. Auch das Nettoergebnis verschlechterte sich von 6,7 Millionen Euro (2011) auf 2,5 Millionen Euro (2012). Was waren die Gründe für diesen Ergebnisrückgang?
Dr. Werner Lanthaler: Dies ist im Wesentlichen auf eine Wertminderung in Höhe von 3,5 Mio. € als Folge der Beendigung eines Projekts zurückzuführen. Das bereinigtes operative Ergebnis von 1,4 Mio. € ist positiv. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass wir im Jahr 2011 eine einmalige Vorabzahlung von 6,9 Mio. € für ein Programm, das heute mit Roche verpartnert ist, erhalten haben. Darüber hinaus hatten wir parallele Mietzahlungen in Höhe von 2,3 Mio. € im Jahr 2012 aufgrund eines Umzugs.
Auch im ersten Quartal des laufenden Jahres hielt dieser Trend an. Die Umsatzerlöse sanken von 20,1 Millionen Euro auf 17,1 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis verschlechterte sich von -1,3 Millionen Euro auf -2,7 Millionen Euro und das Nettoergebnis ging von -2 Millionen Euro auf -2,9 Millionen Euro zurück. Was sind Ihre Erwartungen für das Geschäftsjahr 2013 und gibt es vielleicht sogar Prognosen darüber hinaus?
Dr. Werner Lanthaler: Wichtig ist immer wieder zu betonen, dass wir ein Forschungsunternehmen sind und dass wir in Forschung und den Aufbau der Forschungsinfrastruktur pro Jahr ca. 10–20 Mio. € investieren. Profitabilität wird dann erreicht, wenn wir Meilensteine in unseren Kooperationen erreichen. Das heißt, eine gewisse Umsatzvolatilität, die vom Erreichen von Meilensteinen bestimmt wird, ist gegeben. Wir haben hier für 2013 immer betont, dass wir erwarten, dass die Profitabilität durch im zweiten Halbjahr erreichte Meilensteine beeinflusst sein wird. Unsere langfristige Strategie "Aktionsplan 2016" ist klar formuliert und lässt auf der Basis von ersten möglichen Lizenzeinnahmen im Jahr 2016 eine Verdopplung des Umsatzes von 2011, eine deutlich steigende Profitabilität und vor allem eine noch weiter fortgeschrittene Pipeline in zentralen Gebieten wie Diabetes, Alzheimer, Depressionskrankheiten, Schmerz und in der Onkologie erwarten.
Auf der anderen Seite rechnet das Management von Evotec innerhalb der kommenden 18 Monate mit dem Eintritt von mindestens drei Produktkandidaten aus bestehenden Forschungsallianzen in die klinische Entwicklung. Um welche Produktkandidaten, welche Partner und welche Meilensteinzahlung handelt es sich hier?
Dr. Werner Lanthaler: Drei neue klinische Projekte in diesem Zeitraum wären sicher ein sehr großer Schritt nach vorne und wir sind optimistisch, dass das möglich ist. Meilensteine können wir leider nicht vorab kommunizieren.
Evotec profitiert von der vermehrten Auslagerung der F&E-Aktivitäten in der Biotech- und Pharmabranche. Einer der größten Kunden ist hierbei Boehringer Ingelheim. Wie muss man sich so eine Partnerschaft vorstellen und vor allem: Wie lange dauert so ein Partnerschaft im Durchschnitt, sprich wie planungssicher sind die Umsätze in der Zukunft?
Dr. Werner Lanthaler: Im Allgemeinen laufen unsere Allianzen für ein Target in der Discovery-Phase über einen Zeitraum von 3-5 Jahren. Mittlerweile verfügen wir über 10 strategische Partnerschaften mit deutlich mehr als 30 Zielmolekülen. Gerade in einer Welt, die von sich rasch verändernden Ausrichtungen von Pharmaunternehmen geprägt ist, ist diese Ausweitung für uns sehr wichtig gewesen.
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