Evotec: Warten auf den großen Knall – kommt die Übernahme?
Im Juni wurde bekannt: Evotec (WKN: 566480) soll sich in Gesprächen mit Finanzinvestoren hinsichtlich einer Übernahme befinden. Seitdem sind mehrere Monate vergangen und es herrscht eine auffällige Ruhe vor dem Sturm. Die Aktie bewegt sich seitwärts und wartet auf die nächsten größeren Impulse.
Flattern erste Angebote rein?
Noch hat sich das Unternehmen nicht offiziell zu möglichen Offerten geäußert. Neu-CEO Dr. Christian Wojczewski kündigte indes an, den Hamburger Wirkstoffforscher wieder auf nachhaltig profitablen Wachstumskurs bringen zu wollen.
Mittlerweile fortgeschrittene Verhandlungen mit Übernahmeinteressenten sind alles andere als ausgeschlossen. Der gegenwärtig sehr günstige Aktienkurs von unter 6 € könnte sowohl Finanz- als auch strategische Investoren anlocken. Zum Zeitpunkt der ersten Gerüchte hatte der Kurs noch deutlich höher notiert.
Im Falle eine Übernahmeofferte dürften Aktionäre vermutlich deutlich zweistellige Erlöse je Aktie erwarten.
Geschäft gewinnt wieder an Dynamik
Die „Neuausrichtung für nachhaltiges profitables Wachstum aufbauend auf Kernkompetenzen gewinnt an Dynamik“, hieß es vom Unternehmen bereits letzten Monat. CEO Wojczewski erwarb selbst Evotec-Aktien im größeren Stil, zahlte hierfür bis zu 6,67 € je Anteil. Dies wiederum spricht dafür, dass sich Verhandlungen mit möglichen Übernahmeinteressenten zu diesem Zeitpunkt zumindest noch nicht konkretisiert hatten.
Bereits im laufenden zweiten Halbjahr sollen die Zahlen bei Evotec wieder eine positive Entwicklung verzeichnen. Nach 390,8 Millionen € Umsatz in den ersten sechs Monaten des Jahres, sollen es in der zweiten Jahreshälfte 399 bis 429 Millionen sein. Das bereinigte Konzern-EBITDA soll in diesem Jahr nach enttäuschenden -0,5 Millionen € bis Ende Juni noch auf 15 bis 35 Millionen € steigen.
Heißer Herbst
Immer mehr Experten, so wie aktuell die US-Investmentbank Stifel, sehen Anzeichen für ein starkes Comeback des Biotech-Sektors. Diese Ansicht teilen auch unsere Branchen-Profis.
Die zu Jahresbeginn noch rund 20 € teure Evotec-Aktie ist derzeit für nur noch weniger als 6 € zu haben. Der schräge Abgang des Ex-CEOs, ein schwacher Jahresstart und eine zurückgezogene Prognose haben den Markt völlig verunsichert. Doch immer mehr spricht dafür, dass die Turbulenzen bei Evotec höchstens temporärer Natur sind. So verfügt das Unternehmen über marktführende Technologieplattformen und hat gerade erst einen hochmodernen neuen Biologika-Produktionsstandort im französischen Toulouse eröffnet, mit dem Potenzial, weitere signifikante Aufträge zu generieren.
Nach dem abgesagten Capital Markets Day im Oktober gehen wir davon aus, dass Evotec im Zuge seines kommenden Quartalsberichts am 6. November auch einen neuen Mittelfristausblick wagen wird – oder zumindest einen Zeitpunkt für diesen kommuniziert. Das Deutsche Eigenkapitalforum zwischen dem 25. und 27. November böte sicher hierfür ebenfalls an.
Aktie ein klarer Kauf
Klar ist: Die Evotec-Aktie bleibt auf dem aktuellen Niveau extrem attraktiv bewertet. Gelingt es dem neuen Unternehmenslenker das Sentiment wieder zu beflügeln, winken schnell wieder zweistellige Kurse. So erwarte auch ich schon ab 2025 ein EBITDA im deutlich dreistelligen Millionenbereich und einen nachhaltigeren Wachstumskurs. Kurse um und unter 6 € betrachte ich als exzellentes Einstiegsniveau. Kurzfristige Volatilitäten möchte ich durch aktives Traden zur Gewinnoptimierung nutzen.
Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des hier besprochenen Unternehmens Evotec in signifikantem Umfang. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.