Der römische Philosoph und Dichter Lucius Annaeus Seneca (4. v. Chr. bis 65. v. Chr.) hat dereinst gesagt: „Halte Dir die rasende Schnelligkeit der Zeit vor Augen.“ Vermutlich hat Andreas Bernstein das nie gelesen – er lebt einfach jeden Tag so, zumindest beruflich.
Manchmal sind es nur Bruchteile von Sekunden, in denen er einen Trade absolviert. Dieses sogenannte „Scalping“ ist aber nicht die Normalität. Sondern Andreas Bernstein legt in der Regel seinen Tradingfokus auf 5 bis 30 Minuten aus. Kurzfristig zu handeln im Stile eines Sprinters, liegt ihm einfach mehr als geduldiges Investieren wie ein Marathonläufer. „Große Tanker sind unflexibel, Schnellboote nicht“, sagt der 45-Jährige (Stand: 2023) selbst dazu. Zudem sei man als Investor ständig den Marktrisiken ausgesetzt.
Schon mit 14 Jahren losgelegt
Schon im Alter von 14 Jahren unternahm der gebürtige Thüringer seine ersten Gehversuche an der Börse. Damals kaufte er noch Staatsanleihen mit einem Anlagehorizont von mehreren Jahren. Während der Abitur-Zeit folgten erste Investitionen in Fonds und Aktien.
Mit Anfang 20 entdeckte Bernstein dann das Thema Trading für sich und saugte lern- und wissbegierig alles dazu auf, was er finden konnte. Da es zur damaligen Zeit wenig Fachliteratur gab, hieß das Motto eher learning by doing.
Daraus entwickelte sich eine Leidenschaft, die bis zum heutigen Tag anhält. Dass er sich mit dem Börsenhandel das komplette Studium der Betriebswirtschaftslehre (BWL) finanzieren konnte und das erworbene Diplom nach eigenem Bekunden „nie gebraucht“ hat, lässt ihn rückblickend ein wenig schmunzeln. Immerhin lernte er, was es heißt, sich zu fokussieren.
Autor und Moderator
Was soll man noch über einen Mann erzählen, der seit vielen Jahren als Autor und Moderator bei zahlreichen Börsenportalen wie Ariva oder Wallstreet Online mitwirkt, der unentwegt in Trading-Communitys und auf YouTube, Instagram oder Twitch unterwegs ist, der von Blue Chips über Futures bis hin zu Optionsscheinen und Zertifikaten alles schon rauf und runter gehandelt hat, der Börsenhändler beim Handelshaus Lang & Schwarz interviewt hat, sprich, dessen unfassbare Trading-Kenntnisse eigentlich jeder kennt, der sich für das Thema interessiert?
Übers Geldverdienen an der Börse muss man mit Andreas Bernstein wohl nicht diskutieren. Er weiß exakt, wie das geht, schließlich demonstriert er es tagtäglich einem immer größer werdenden Publikum. Er sagt es zwar nicht explizit, aber er hat mit Sicherheit auch für sich und seine Familie bereits mehr als genug Profit erwirtschaftet. Jedenfalls freut er sich darüber, unabhängig zu sein und gleichwohl immer etwas zu tun zu haben.
Was den Trading-Profi antreibt
Eines betont der derzeit in Potsdam lebende Trader auf Nachfrage dann doch: Bei seinen Aktivitäten seien „Millionensummen nicht das Ziel“. Was treibt ihn denn dann an? Bernstein muss nicht lange überlegen. „Trading ist kein Spiel. Schlauer zu sein als der Markt, ist es auch nicht“, sagt er. „Es ist immer eine Herausforderung, der innere Kampf mit sich selbst ist für mich dabei der Reiz.“
Eiserne Disziplin und die konsequente Umsetzung von Chancen seien beim Trading erforderlich, der Trader dürfe nicht in den Hoffnungsmodus verfallen. Ob das gelinge, erfahre er praktisch bei jedem Trade aufs Neue, denn er bekomme sofort Feedback. Dazu müsse er mental und im Idealfall auch körperlich fit sein. „Wie sagten schon die alten Römer: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.“
Andreas Bernstein unternimmt eine ganze Menge, um nicht nur selbst immer besser zu werden, sondern auch weniger versierte Anleger auf ihrem Weg zu unterstützen und ihnen zu größeren Erfolgen zu verhelfen. Allein sein Trading-Blog Bernecker1977 ist eine wahre Fundgrube für, wie es dort heißt, „Trader, Börsianer und alle, die es werden möchten“. Kein Wunder, dass der 45-Jährige mittlerweile bekannt ist wie ein bunter Hund. Kürzlich hat er zufällig im Fitnessstudio in Potsdam Modeschöpfer Wolfgang Joop getroffen. Der hat ihn sogar angesprochen. Allerdings auf Mode und nicht auf die Börse.
Philosoph Seneca hatte bei seiner Aussage „Halte Dir die rasende Schnelligkeit der Zeit vor Augen“ mit Sicherheit keine Börse im Sinn, denn die gab es damals nicht. Für Daytrader Andreas Bernstein ist der schnelle Handel jedoch eine lebenslange Passion geworden.