Facebook: Das Smart Money kauft – der kritischen Presse zum Trotz!
Erinnern Sie sich noch an Yahoo!? Klar, die Website gibt es schließlich auch heute noch. Allerdings wird sie inzwischen von Verizon betrieben, die das ehemalige operative Kerngeschäft des Unternehmens gekauft haben. Aus dem Yahoo!-Konzern wurde schließlich Altaba – und Altaba konzentriert sich in erster Linie auf die Verwaltung der beiden Beteiligungen an Alibaba und Yahoo! Japan. Jetzt soll es aber in diesem Artikel um Facebook (WKN: A1JWVX) gehen, warum beginne ich dann mit Yahoo!?
Nun, ganz einfach! Weil Yahoo! zwar grundsätzlich mit seiner Beteiligung an Alibaba einen Volltreffer gelandet hat, im Laufe der Zeit aber leider zu viele Chancen ungenutzt verstreichen ließ. So hätte Yahoo! den heutigen Marktführer im Bereich der Internetsuche, Google (Alphabet), gleich zwei Mal kaufen können. Doch 1998 war man nicht bereit dafür eine Milliarde US-Dollar auf den Tisch zu legen, 2002 wollte man dann nur drei anstatt fünf Milliarden US-Dollar bezahlen. Doch damit nicht genug!
So hätte Yahoo! nämlich im Jahr 2006 auch den heutigen Social Media-Giganten Facebook für 1,1 Milliarden US-Dollar übernehmen können. Statt dessen wollte man sich jedoch 100 Mio. US-Dollar sparen und nur eine Milliarde US-Dollar berappen. Wenn man bedenkt, dass man dann 2013 Tumblr für eben jene 1,1 Milliarden US-Dollar gekauft hat (inzwischen vollständig abgeschrieben), kann man sich als Anteilseigner von Yahoo! wohl nur noch an den Kopf fassen. Aus heutiger Sicht wäre es dann wahrscheinlich besser gewesen, wenn sich Yahoo! im Jahr 2008 für 44,6 Mrd. US-Dollar an Microsoft verkauft hätte (anstatt 2016 für gut 4,8 Mrd. US-Dollar an Verizon).
Mark Zuckerberg: "Ein guter Tag um eine Milliarde US-Dollar abzulehnen!"
Damit jetzt aber endgültig genug zu Yahoo! Respektive Altaba und zum eigentlichen Thema des Artikels, nämlich Facebook. Als Yahoo! seinerzeit eine Milliarde US-Dollar für die Übernahme bot, stellte sich Gründer und CEO Mark Zuckerberg vor seinen Aufsichtsrat, in dem unter anderem sein Investor Peter Thiel saß, und sagte: "Heute ist ein guter Tag um eine Milliarde US-Dollar abzulehnen!". Dann erläuterte er das Übernahmeangebot von Yahoo! und warum er es als zu niedrig ansah.
Insbesondere Peter Thiel, der ja eine Menge Geld im Feuer hatte, fragte nach, ob er sich da wirklich absolut sicher sei. Schließlich sei eine Milliarde US-Dollar eine Menge Geld. Als Zuckerberg dies jedoch ohne lange nachzudenken bejahte, stimmte er schließlich zu Yahoo! abzusagen. Auch diese Erfahrung war es wohl, die Zuckerberg später davon träumen ließ, dass er "sein Unternehmen" erst zu einem Marktwert von mindestens 100 Mrd. US-Dollar an die Börse bringen wollte. Im Jahr 2012, genauer am 18. Mai 2012, kam es dann zum Börsengang (IPO) – zu einem Börsenwert von 104 Mrd. US-Dollar.
Aktie nach Börsendebüt zunächst monatelang auf Talfahrt
Im Zuge des Börsengangs nahm Facebook ca. 16 Mrd. US-Dollar ein. Dies lag daran, dass natürlich nicht das ganze Unternehmen an die Börse gebracht worden war. Obwohl die Aktie zunächst freudig empfangen worden war, begann sie jedoch schon in den ersten Handelstagen zu fallen. Da seinerzeit viele Anleger daran zweifelten, dass es Facebook gelingen würde den seinerzeit auf Hochtouren laufenden Switch der Werbegelder von Desktop-Computern auf mobile Endgeräte wie Smartphones erfolgreich zu bewältigen, fiel die Aktie in den folgenden Monaten sogar auf ein Allzeittief von weniger als 18,00 US-Dollar.
Doch wie es eben so oft ist: Als die Nacht am dunkelsten erschien, war der nächste Morgen nicht mehr fern. So legte die Aktie seit diesen Tiefstkursen eine unglaubliche, mehrjährige Kursrally aufs Börsenparkett. Dies gipfelte schließlich in einem Allzeithoch von 217,50 US-Dollar Ende Juli vergangenen Jahres. Vom Tief unter 18,00 US-Dollar bis zu diesem Hoch hatte sich die Aktie also innerhalb von nur sechs Jahren in der Spitze mehr als verzwölffacht. Kein Wunder also, dass auch Gründer, CEO und Großaktionär Mark Zuckerberg davon profitierte und zu einem der reichsten Menschen der Welt wurde.
Datenskandale sorgen für Absturz und negative Presse
Wenn Sie sich etwa ein Jahr zurück erinnern, werden sie sicherlich an den Datenskandal um die britische Big Data-Analysefirma Cambridge Analytica erinnern. Wahrscheinlich werden Sie auch noch an die Auftritte von Mark Zuckerberg vor dem US-Senat bzw. dem Europäischen Parlament denken. Der Datenskandal um Cambridge Analytica tobte also vor rund einem Jahr, im März 2018. Das Allzeithoch der Aktie jedoch datiert, wie eben geschrieben, von Ende Juli 2018. Grund für den seinerzeitigen Absturz der Aktie war also nicht in erster Linie der Datenskandal an sich.
Es waren vielmehr die Folgen. Wobei es zumindest kurzfristig noch nicht einmal finanzielle Folgen waren. Denn Facebook legte auch nach dem Datenskandal gewohnt phantastische Quartalszahlen vor. Nur sah man sich ob dieses Datenskandals eben dazu gezwungen mehr Geld in Sicherheit zu investieren, was die zukünftigen Gewinne belasten dürfte. Dies war denn auch der Grund für den seinerzeitigen "Crash" der Aktie und die bis heute anhaltend negative Presse. Aber schon Kostolany wusste, dass zumeist nicht die Nachrichten die Kurse, sondern die Kurse die Nachrichten machen.
Umsatz- und Gewinnentwicklung: darum kauft das Smart Money!
In der Bilanz von Facebook stehen zurzeit Assets im Gesamtwert von über 97 Mrd. US-Dollar. Darunter sind gut 10 Mrd. US-Dollar an Cash bzw. Cash äquivalenten Mitteln sowie gut 31 Mrd. US-Dollar kurzfristig monetarisierbare Investments (wie z.B. US-Staatsanleihen). Demgegenüber stehen gerade mal 13 Mrd. US-Dollar an Verbindlichkeiten, wovon aber nur ca. 7 Mrd. US-Dollar aktuell sind. Eine viel gesündere Bilanz gibt es also kaum. Keinen Deut schlechter sieht das Umsatz- und Gewinnwachstum aus.
So konnte der Konzern seinen Umsatz von 2015 bis 2018 mehr als verdreifachen, er lag zuletzt bei knapp 56 Mrd. US-Dollar. Noch besser sah es beim Nettogewinn aus, der sich in der gleichen Zeit sogar versechsfachte. Dies führte zu der etwas absurd anmutenden Situation, dass der Nettogewinn von Facebook in 2018 höher war als noch 2015 der Jahresumsatz. Auch wenn Facebook vor einem zukünftig etwas geringeren Gewinnwachstum warnte, ist davon bisher noch nicht so viel zu sehen gewesen.
Aber selbst wenn dem so wäre, so erscheint die Aktie mit einem KGV 2019e von ca. 21 nicht übermäßig teuer. Kein Wunder also, dass das sogenannte Smart Money der Aktie weitestgehend die Treue hält. Zwar gab es einige, wenige große Fonds, die die Aktie zuletzt verkauft haben. Dafür haben die verbliebenen ihre Positionen jedoch zum Teil ausgebaut. Darunter befinden sich so illustre Namen wie Renaissance Technologies, der erfolgreichste Hedgefonds der Welt (ohne ein einziges Verlustjahr seit 1998, trotz Finanzkrise 2007/2008!).
Fazit: Langfristig war, ist und bleibt Facebook weiterhin eine Top-Aktie
Kurzfristig hat sich die Presse auf Facebook eingeschossen. So machen die Medien jenseits und diesseits der Atlantiks tatsächlich Facebook zumindest mitverantwortlich für die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Ich möchte ja an dieser Stelle gar nicht abstreiten, dass Facebook durchaus seinen – kleinen – Anteil daran hat. Aber es ist doch völliger Blödsinn zu glauben, dass ein paar Bots und/oder Werbeanzeigen bei Facebook den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl komplett verdreht haben könnten. Trotzdem ist es gut und richtig, dass Mark Zuckerberg die Kritik akzeptiert und versucht solche Dinge in Zukunft zu unterbinden.
Denn auch wenn das kurzfristig viel Geld kosten mag, kommt er nur so aus der Defensive und kann seinen Konzern zusammen halten. Kurzfristig wird man daher mit einem etwas geringeren Gewinnwachstum und der schlechten Presse leben müssen. Auf längere Sicht aber sollte dies die Wachstumsstory von Facebook nicht wirklich tangieren. Mit einem KGV 2019e von ca. 21 ist die Aktie zudem sehr günstig, es handelt sich um den günstigsten der sogenannten FANG-Aktien. Daher war, ist und bleibt die Aktie ein langfristiger Kaufkandidat mit nochmaligem Verdopplungspotenzial! So unglaublich das auch klingen mag...
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