Fielmann-Aktie: Ist die Luft jetzt raus?
Nach einem schwachen Jahresstart hat die Fielmann-Aktie (WKN: 577220) Ende Februar neuen Schwung aufnehmen können. Rund um die jüngste Zwischenbilanz schaffte der Titel einen weiteren Ausbruch nach oben. Die vorgelegten Zahlen kamen an der Börse gut an. In den letzten Wochen tendierte der Kurs wieder etwas schwächer und ist seit dem Hoch von Mitte Mai bei 49,20 € um fast -5% gesunken. Bereiten die Bullen nun den nächsten Anstieg vor?
Die Fielmann AG mit Sitz in Hamburg ist ein deutscher Augenoptiker und Hörakustiker, der neben dem Hauptmarkt Deutschland auch in anderen Märkten wie der Schweiz, Österreich und Spanien aktiv ist. Im vergangenen Jahr erreichte das Unternehmen in Deutschland mit 614 Niederlassungen einen Absatzmarktanteil von 53% und einen Umsatzmarktanteil von 22%. An der Börse erreicht die Gesellschaft derzeit eine Marktkapitalisierung von 3,93 Milliarden €.
Fielmann schafft den operativen Turnaround
Nachdem das vergangene Jahr sowohl operativ als auch bezogen auf die Kursentwicklung sehr enttäuschend verlaufen ist, haben Anleger gehofft, dass Fielmann in diesem Jahr die Trendwende schafft. Und tatsächlich deutet die Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten darauf hin, dass es operativ wieder deutlich aufwärts geht.
Wie das Unternehmen mitteilte, sind die Erlöse im Berichtszeitraum um 15% auf 478 Millionen € geklettert. Neben einer Absatzsteigerung bei Korrektionsbrillen um 8% profitierte Fielmann von einer besseren Verkaufsstruktur bei Gleitsichtbrillen.
Daneben trugen aber auch die erstmalige Konsolidierung der spanischen Medical Óptica Audición sowie der Einmaleffekt einer Reparaturpauschale für Hörsysteme in Deutschland zur starken Umsatzentwicklung bei.
Auch im vergangenen Jahr wuchsen die Umsätze in einem herausfordernden Marktumfeld, durch die gestiegenen Kosten blieb davon ergebnisseitig aber nicht viel übrig. Im ersten Quartal waren die Dinge anders gelagert. Sowohl das operative Ergebnis (EBITDA) als auch der Vorsteuergewinn stiegen um jeweils 18% und schafften damit zweistellige Zuwächse. Zugute kam dem Optiker dabei auch das Kosteneinsparprogramm, das im vergangenen Jahr aufgelegt wurde.
Gesamtjahresziele sorgen für gute Laune
Die Zahlen des ersten Quartals kamen bei den Marktteilnehmern bereits gut an. Und auch die Gesamtjahresziele für 2023 konnten die Anleger überzeugen. So sollen die Erlöse um 7 bis 10% auf 1,88 bis 1,94 Milliarden € steigen.
Beim operativen Ergebnis (EBITDA) kalkulieren die Hamburger mit einem Wert zwischen 370 und 410 Millionen €. Das entspräche einem Wachstum von 9 bis 21%. Die EBITDA-Marge würde damit einen Wert zwischen 20 und 21% erreichen nach 19,3% in 2022.
Preissensitivität der Kunden als Umsatztreiber
Zugute kommt den Norddeutschen auch das derzeit schwache Konsumklima, das sich infolge der hohen Inflation und des Zinsanstiegs auf einem historisch niedrigen Niveau bewegt. In einem solchen Marktumfeld spielen Preis-Leistungs-Vergleiche eine noch größere Rolle.
So ist es der Fielmann-Gruppe als Preisführer mit seiner bewährten Qualität gelungen, die Marktanteilsgewinne aus dem Vorjahr weiter auszubauen. Dieser Trend dürfte sich weiter fortsetzen, da sich an dem makroökonomischen Umfeld so schnell nichts ändern wird.
Zudem investieren die Hamburger in den Ausbau der digitalen Vertriebskanäle. Durch den Roll out der sogenannten Omnichannel-Plattform ist hier auch für 2023 mit zweistelligem Wachstum zu rechnen. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 33%.
Auch das internationale Geschäft wächst. Außerhalb Deutschlands kletterte der Umsatz im ersten Quartal um 24% gegenüber dem Vergleichsquartal 2022. Hier kommen die Investitionen im Rahmen der Vision 2025 bereits deutlich zu tragen.
Mit der Übernahme von Medical Óptica Audición ist in Spanien mit deutlichem Umsatzsteigerungen zu rechnen, mittelfristig streben die Hamburger auch hier die Marktführerschaft an.
Ziele im Rahmen der Vision 2025
In Deutschland wird bereits mehr als jede zweite verkaufte Brille über die unterschiedlichen Kanäle von Fielmann veräußert. Europaweit liegt die Zahl der aktiven Kunden bei 27 Millionen. 2025 will man die Kundenzahl auf 30 Millionen steigern, zudem soll jede vierte in Europa verkaufte Brille aus dem Hause Fielmann kommen.
Beim Außenumsatz, der Mehrwertsteuer und Bestandsveränderungen enthält, kalkulieren die Hamburger mittelfristig mit 2,3 Milliarden €.
2022 betrug der Außenumsatz 2.031,8 Millionen €. Damit wurde erstmals die 2-Milliarden-€-Schwelle überschritten. Darüber hinaus will man auch wieder deutlich profitabler werden. Im Rahmen der Vision 2025 wurde das Ziel einer EBT-Marge von mindestens 16% ausgegeben. Letztes Jahr lag diese noch bei 9,13%.
Gute Fortschritte, Aktie dennoch zu teuer
Fielmann ist nach dem herausfordernden Jahr 2022 wieder auf Kurs. Die eingeleiteten Sparmaßnahmen tragen Früchte, zudem wächst das Unternehmen im digitalen und im internationalen Geschäft. Ob das allerdings ausreicht, um ein für 2023 erwartetes KGV von über 30 und ein KUV von über 2 zu rechtfertigen, wage ich dann doch zu bezweifeln.
Insofern muss das Unternehmen erst mal den Beweis antreten, ob die Margen so dynamisch gesteigert werden können wie in den Zielen zur Vision 2025 formuliert. Hinzu kommt, dass die Dividende für das vergangene Jahr um 50% gekürzt wurde und Anleger nach der Hauptversammlung Mitte Juli nur 0,75 € je Aktie erhalten sollen. Auf Basis des aktuellen Kursniveaus ergibt sich somit eine Dividendenrendite von 1,6%.
So verwundert es mich auch nicht, dass das durchschnittliche Kursziel der Analysten unter dem aktuellen Aktienkurs angesiedelt ist. Um für einen Kauf wieder interessant zu werden, müsste daher meines Erachtens noch eine deutliche Korrektur geschehen.
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