Fitbit: Greift die Google-Mutter Alphabet wirklich zu?
Einer der größten Gewinner an der NASDAQ war zuletzt die Aktie von Fitbit (WKN: A14S7U). Das Unternehmen, das sich auf die Entwicklung, Produktion sowie den Verkauf von sogenannten Fitness-Trackern spezialisiert hat, kann man bis dato nicht gerade als Erfolgsgeschichte bezeichnen.
So wurde die Aktie von Fitbit einst beim Börsengang des Unternehmens zu 20 US-Dollar emittiert. Selbst nach dem Kurssprung um über +30% zuletzt notiert der Titel heute jedoch deutlich unterhalb der Marke von sechs US-Dollar, ergo mehr als -70% unter dem damaligen IPO-Preis.
Allerdings gab es natürlich einen guten Grund warum die Aktie plötzlich um mehr als +30% nach oben sprang. So hatte nämlich die Nachrichtenagentur Reuters vermeldet, dass sich der Google-Mutterkonzern Alphabet in Gesprächen über eine Übernahme von Fitbit befinde. Eine solche Übernahme würde dabei durchaus einer gewissen Logik folgen. Denn schließlich gelten Smartwatches beziehungsweise Wearables, wie beispielsweise die Apple Watch, als ein langfristiger Wachstumsmarkt – und Fitbit hat neben seinen Fitnesstrackern inzwischen auch eine eigene solche Smartwatch entwickelt.
Hinzu kommt, dass Alphabet (Google) in diesem Marktsegment zwar mit dem, inzwischen von Android Wear in Wear OS umbenannten, Betriebssystem über ein eigenes Angebot verfügt, dies jedoch aktuell am Markt keine Chance hat. Insofern würde eine Übernahme von Fitbit zu diesem, aktuell ja immer noch vergleichsweise niedrigen Preis durchaus Sinn ergeben. Zumindest wenn Alphabet (Google) diesen Markt nicht Apple überlassen und Wear OS über kurz oder lang einstellen möchte.
Die aktuelle (finanzielle) Situation des Unternehmens
Vor den durch Reuters ins Spiel gebrachten Gerüchten dümpelte die Aktie von Fitbit zwischen vier und 4,50 US-Dollar herum, was einer Marktkapitalisierung von rund einer Milliarde US-Dollar entsprach. Demgegenüber stand zuletzt ein Jahresumsatz von gut 1,5 Mrd. US-Dollar bei einem Nettoverlust von gut -185 Mio. US-Dollar. Dabei verzeichnete Fitbit jedoch in den vergangenen beiden Jahren einen deutlichen Umsatzrückgang um (kumuliert) gut -30%. Immerhin konnte man allerdings im Geschäftsjahr 2018 auch den Nettoverlust um knapp -35% reduzieren.
Im laufenden Geschäftsjahr 2019e dürfte, auf Basis der bisher vorliegenden Quartalszahlen, ein relativ konstanter Jahresumsatz von erneut rund 1,5 Mrd. US-Dollar bei einem wohl ebenfalls relativ konstantem Nettoverlust (ich schätze ihn auf gut -150 Mio. US-Dollar in 2019e) in den Büchern stehen. Von einem wirklichen Turn-Around kann man daher bei der Gesellschaft noch nicht sprechen, bestenfalls wohl von einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau.
Allerdings verfügt man im Hause Fitbit über Cash bzw. Cash-äquivalente Mittel inkl. kurzfristiger Investments von rund 700 Mio. US-Dollar. Inklusive offener Forderungen und Lagerbestände kommt man sogar auf Assets im Gesamtwert von rund 1,3 Mrd. US-Dollar. Demgegenüber stehen Verbindlichkeiten von "nur" rund 800 Mio. US-Dollar. Mit anderen Worten: Zwar laufen die Geschäfte nicht rund, die finanzielle Basis für einen Turn-Around wäre aber gegeben.
Wie hoch könnte ein Übernahmeangebot ausfallen?
Ein Jahresumsatz von rund 1,5 Mrd. US-Dollar bei einem Nettoverlust von über 150 Mio. US-Dollar sowie einer Netto-Cashposition von etwa 500 Mio. US-Dollar, was könnte ein solches Unternehmen wert sein? Nun, das kommt natürlich ganz auf die Aussichten an. Würde es dem Management gelingen sein Unternehmen wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zu führen, so dass der Umsatz wächst und der Break-Even-Punkt zumindest in Reichweite wäre, könnte man wohl ein KUV von bis zu zwei rechtfertigen.
Aktuell ist dem aber noch nicht so, weshalb ich im "Best Case" ein KUV von eins ansetzen würde. Wobei das auch schon nur ein Käufer wie Alphabet (Google) bezahlt, weil es eine strategische Investition für diesen Konzern ist. Demnach dürfte sich Alphabet (Google) Fitbit kaum mehr als 1,5 Mrd. US-Dollar respektive 5,80 US-Dollar je Aktie kosten lassen. Sollte die Aktie von Fitbit daher, aufgrund der Übernahmespekulationen, auf sechs US-Dollar oder mehr steigen, würde ich verkaufen. Denn viel mehr dürfte hier kurzfristig nicht mehr gehen!