Ford-Aktie -18%: Nach Mega-Rückschlag jetzt kaufen?

Qualitätsprobleme
26.07.24 um 9:52

Die Ford-Aktie (WKN: 502391) stürzt am Donnerstag um -18% ab und rutscht damit unter den wichtigen 50-, 100- und 200-Tage-Durchschnittswerten. Die neuesten Quartalszahlen und anhaltende Sorgen um Garantiekosten verunsichern Anleger enorm. Aber ist der Einbruch vielleicht sogar eine Kaufgelegenheit?

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Qualitätsprobleme belasten Ford

Ford hat im zweiten Quartal 2024 die Erwartungen für Gewinn und Umsatz verfehlt.

Wie aus dem am Donnerstag vorgelegten Halbjahresbericht hervorgeht, ging der bereinigte Gewinn im zweiten Quartal von 72 Cent auf 47 Cent pro Aktie zurück und verfehlte damit die Analystenerwartungen von 68 Cent meilenweit – der Primärgrund für den eklatanten Kursturz.

Den Angaben zufolge sind gestiegene Garantiekosten und Verluste im Bereich der Elektrofahrzeuge dafür verantwortlich. Während die gestiegene Liquidität und Stärke im klassischen Fahrzeugsegment die Verluste etwas abmildern konnten, bleibt das Problem der Garantiekosten im Vordergrund und bereitet Anlegern offenbar große Sorgen.

CEO Jim Farley räumte ein, dass die Kosten für Reparaturen aufgrund von inflationären Druck und Maßnahmen im Bereich der Field-Service-Actions (FSAs) gestiegen sind. Ford wurde im dritten Jahr in Folge zum am meisten zurückgerufenen Autohersteller in den USA.

Abgesehen von den Qualitätsproblemen war die Performance von Ford im zweiten Quartal nicht so schlecht. Der Autobauer verzeichnete gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Umsatzwachstum von 7% im klassischen Fahrzeugsegment (Ford Blue) und ein Volumenwachstum von 3%. Der Bereich Ford Pro, der sich auf kommerzielle Fahrzeuge konzentriert, zeigte ebenfalls positive Entwicklungen mit einem Umsatzwachstum von 9%.

Ford ergreift Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung

Die Führungsriege von Ford betonte nochmal, einige Maßnahmen ergriffen zu haben, um die Qualitätsprobleme in den Griff zu bekommen. So wurden die Einführungen der Modelle Bronco, Explorer und Maverick verschoben, um zusätzliche Qualitätskontrollen durchzuführen. Diese Verzögerungen sind schmerzhaft, aber notwendig, um die Garantieausgaben zu senken.

Langfristig plant Ford, Qualitätsprobleme durch den Einsatz vernetzter Daten und Over-the-Air-Updates zu beheben. Dies soll die Kosten zukünftiger Rückrufe senken. Zudem sollen strengere Tests vor der Markteinführung helfen, Qualitätsprobleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

Kampf im E-Auto-Markt

Ford hat bei Elektroautos schwer zu kämpfen: mit einer nachlassenden Nachfrage, einer Verlagerung auf Hybridfahrzeuge und starker Konkurrenz durch Tesla und chinesische Rivalen.

Die Entwicklung und der Bau der E-Fahrzeuge kosten zudem viel Geld. Zuletzt wurde die Markteinführung des neuen Elektro-Crossovers verschoben, und das Werk in Kanada wird nun für größere, benzinbetriebene Pickups der F-Serie genutzt.

Das Ford-Management erklärte zuletzt, dass die nächste Generation an E-Autos erst dann auf den Markt kommen solle, wenn damit Geld zu verdienen sei. Diese Strategie zeigt die Herausforderungen und den Kostendruck, dem sich Ford im Bereich der Elektromobilität gegenüber sieht.

Attraktive Bewertung trotz Herausforderungen

Trotz der Probleme sind die mittelfristigen Aussichten von Ford alles andere als übel.

Eine gute Nachricht ist, dass Ford seine EBIT-Prognose von 10 bis 12 Milliarden US$ für das laufende Geschäftsjahr beibehalten hat. Eine noch bessere Nachricht war, dass das Unternehmen die Prognose für den freien Cashflow um 1 Milliarden US$ sogar anhob. Nichts davon konnte jedoch den Ausverkauf am Markt stoppen, da der Fokus der Anleger fest auf dem glanzlosen Quartalsergebnis lag, das das Unternehmen gemeldet hatte.

Die kurzfristigen Herausforderungen durch gestiegene Garantiekosten und Verzögerungen bei neuen Modellen sind nicht zu leugnen. Doch langfristig könnte Ford von den ergriffenen Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und den Investitionen in Elektrofahrzeuge profitieren. Die starke Position im klassischen Fahrzeugsegment und das Wachstum im kommerziellen Bereich bieten zusätzliche Stabilität.

Sobald die Qualität der Fahrzeuge verbessert ist und die Garantieausgaben gesenkt werden, könnten sich die Margen signifikant erhöhen. Dadurch würde voraussichtlich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von aktuell 6 auf ein viel höheres Niveau steigen, da die Marktteilnehmer wieder Vertrauen in die Fähigkeit des Unternehmens gewinnen, nachhaltig profitabel zu sein.

Darüber hinaus könnte die Fokussierung auf profitable Elektrofahrzeuge und die Expansion in wachstumsstarke Segmente wie kommerzielle Fahrzeuge (Ford Pro) das Potenzial haben, die Umsatzbasis und die Margen weiter zu steigern. Sollte es Ford gelingen, die EBIT-Marge auf 8-10% zu erhöhen, wie es bei Konkurrenten wie General Motors der Fall ist, könnte der Aktienkurs ebenfalls stark profitieren.

Fazit: Ja, eine Kaufchance!

Für risikobewusste Anleger ist die derzeitige Schwäche aus meiner Sicht eine gute Einstiegsgelegenheit.

Mit einer Dividendenrendite von knapp 5% und einem historisch niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 6 ist die Aktie überaus attraktiv bewertet.

Die langfristigen Aussichten für Ford bleiben trotz der aktuellen Herausforderungen positiv. Mit den richtigen Maßnahmen könnte der Traditions-Autobauer seine Position stärken und das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen, was zu einer beträchtlichen Ausweitung der Bewertungsmultiplikatoren führen könnte.

Wer auf eine Erholung setzt, sollte die Entwicklung der Garantiekosten und die Fortschritte bei der Qualitätsverbesserung allerdings genau im Auge behalten.

ℹ️ Ford vorgestellt

  • Die Ford Motor Company mit Sitz in Detroit im US-Bundesstaat Michigan ist einer der ältesten, traditionsreichsten und größten Autohersteller der Welt.
  • Mit einem Absatz von 4,4 Millionen Fahrzeugen (2023) ist Ford der siebtgrößte Autobauer weltweit.
  • Gegründet 1903 durch Henry Ford, sorgte der Autohersteller durch die Einführung der Fließbandproduktion im Jahr 1913 für eine Revolution in der Automobilproduktion.
  • Ford ist Mitglied im US-Aktienindex S&P 500 und derzeit an der Börse ca. 42 Milliarden US$ wert.

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