Forvia oder Hella: Welche Aktie bietet mehr Potenzial?

Mutter und Tochter

Die Aktien der Muttergesellschaft Forvia (WKN: 867025) und deren Tochter Hella (WKN: A13SX2) entwickeln sich total gegensätzlich. Die Aktie von Forvia befindet sich seit 2018 in einem langfristigen Abwärtstrend, am Montag verbessert sie sich aktuell um +8,5% auf 8,70 €. Der Kursverlust beträgt seit dem damaligen Hoch von 65 € rund -87%. Die Hella-Aktie steigt seit Anfang 2020 stetig, der Kurs legte von 27 € auf aktuell knapp 88 € zu. Wie sind die weiteren Aussichten?

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Hella

Der deutsche Automobilzulieferer ist seit 2022 im Mehrheitsbesitz von Forvia, wird aber weiterhin als eigenständiges Unternehmen an der Börse gehandelt.

Schwache Autokonjunktur belastet

Die schwache Autokonjunktur im laufenden Geschäftsjahr macht sich immer mehr bemerkbar. Hiervon sind die vorläufigen Neunmonatszahlen vom 17. Oktober geprägt. Der Umsatz ist mit 5,9 Milliarden € nahezu konstant gegenüber dem Vorjahreszeitraum geblieben. Der Rückgang im Segment Elektronik konnte weitestgehend durch den Anstieg im Segment Licht ausgeglichen werden. Zum Ergebnis wurden keine Angaben gemacht. Im ersten Halbjahr lag die operative Gewinnmarge mit 6,2% auf Vorjahresniveau. Hier dürfte eine Verschlechterung zu erwarten sein.

Jahresprognose gesenkt

Bereits Ende September wurden die Erwartungen gesenkt, dies wurde erforderlich, da mit keiner Erholung der Autokonjunktur zu rechnen ist. Demnach wird der Umsatz zwischen 7,9 und 8,1 Milliarden € liegen, zuvor standen 8,1 bis 8,6 Milliarden € auf dem Zettel. Bei der operativen Marge werden statt 6 bis 7% jetzt nur noch 5,5 bis 6% erwartet.

Bernard Schäferbarthold, Vorsitzender der Geschäftsführung von FORVIA HELLA, begründet dies so:

Wir befinden uns bereits seit Beginn des Geschäftsjahres in einem sehr anspruchsvollen Branchenumfeld. Vor allem seit Mitte des Jahres verschlechtern sich jedoch die Rahmenbedingungen weitaus stärker als erwartet.

Insgesamt befindet sich Hella trotz der schwachen Autokonjunktur in einer soliden Verfassung.

Forvia

Der französische Autozulieferer ist wie viele Autozulieferer von der schwachen Automobilkonjunktur besonders betroffen. Als Erstausrüster verfügt er über kein robustes Service-Geschäft.

Schwache Prognose

Ebenfalls am 27. September senkte der französische Autozulieferer seine Prognose erneut, davor wurde sie bereits im Juli gesenkt. Dies zeigt, dass der Einbruch beim Umsatz und Ertrag viel größer ausfiel als damals erwartet.

Der Umsatz soll jetzt nur noch bei 26,8 bis 27,2 Milliarden € liegen – zuvor wurden noch 27,5 bis 28,5 Milliarden € erwartet. Die operative Marge wurde von 5,6 bis 6,4% auf 5 bis 5,3% reduziert.

Höhere Zinsen belasten Nettogewinn

Die Expansion von Forvia wurde größtenteils über Fremdkapital finanziert. Die Schulden erhöhten sich von 12,7 Milliarden € Ende 2019 auf 24,3 Milliarden € Ende 2023. Die steigenden Zinsen führten zu einem deutlich schlechteren Finanzergebnis.

Operativ lief es in den ersten sechs Monaten besser. Der Umsatz erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,7% auf 13,5 Milliarden €. Der operative Gewinn stieg von 674 auf 700 Millionen €. Der Nettogewinn reduzierte sich jedoch massiv von 28,4 auf 4,8 Millionen €.

Insgesamt leidet der Konzern unter einer schwachen Ertragskraft. Geplant ist bis 2027 ein Abbau von insgesamt 10.000 Stellen, davon sollen 2.800 bis Ende 2024 erreicht werden. Die geringe Ertragskraft dürfte auch die Reduzierung der Schulden erschweren.

Das Hauptproblem des Konzerns ist die geringe Ertragskraft.

Welche Aktie bietet mehr Potenzial?

Die Gemengelage ist sehr kompliziert. Forvia als Muttergesellschaft und Mehrheitsaktionärin kann bei Hella durchregieren, und zwar ohne ihren Anteil zu erhöhen. Dass der Kurs der Hella-Aktie stetig steigt, dürfte mit den Hoffnungen auf eine hohe Übernahmeofferte für die restlichen Aktien zusammenhängen.

Dies ist meiner Meinung nach vorerst nicht zu erwarten. Bei dem heutigen Kurs müsste Forvia dafür rund 1 Milliarde € aufbringen. Angesichts der hohen Schuldenlast und der schwachen Ertragslage dürfte das kaum möglich sein. Das Kursniveau ist aus meiner Sicht derzeit völlig überhöht. Das sehen auch die Analysten der Deutschen Bank und JP Morgan so, sie halten Kurse von 70 € für realistisch.

Die Aktie von Forvia ist kurzfristig ebenfalls problematisch. Allerdings ist sie mittlerweile an einem Niveau angelangt, in dem viel Negatives eingepreist ist. Mittelfristig gehe ich daher von höheren Kursen aus. Sobald die Autokonjunktur sich wieder erholt, wird sich auch die Ertragskraft verbessern. Die Senkung der Kosten dürfte sich ab 2025 ebenfalls positiv auswirken. Der Anteil an Hella ist bei dem derzeitigen Kurs rund 7,7 Milliarden € wert.

Mein Fazit: Forvia bietet mittelfristig die besseren Chancen.

ℹ️ Forvia in Kürze

  • Forvia SE, vormals Faurecia, ist ein führender Automobilzulieferer. Die Segmente des Konzerns sind Autositze, Innenraumausstattung, Antriebstechnik und Beleuchtung.
  • Die im SDAX gelistete Aktie wird aktuell mit rund 391 Millionen € bewertet.
  • Der Konzern ist in 37 Ländern mit 248 Standorten weltweit vertreten. Der Hauptsitz befindet sich in Nanterre bei Paris.
  • Forvia wird an der Börse aktuell mit rund 1,7 Milliarden € bewertet und Hella mit 9,7 Milliarden €.

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