FREYR Battery-Aktie: Chance auf Erholung?
Nach dem Komplettabsturz vor einer Woche konnte sich die Freyr Battery-Aktie (WKN: A3CT9J) in den vergangenen Tagen etwas erholen. Die verheerenden Signale des Managements geben allerdings wenig Hoffnung auf einen operativen Turnaround. Wurde hier tiefgestapelt oder ist die Lage wirklich so ernst?
ℹ️ Freyr Battery vorgestellt
Freyr Battery ist ein norwegischer Hersteller von Batteriezellen. Das 2018 gegründete Unternehmen baut derzeit im norwegischen Mo i Rana eine Giga-Factory zur Herstellung von Batterien auf. Darüber hinaus plant FREYR den Bau weiterer Fabriken in Finnland und den USA. Die für 2025 geplante Produktionskapazität von 50 GWh soll bis 2030 vervierfacht werden. Das Unternehmen ist derzeit mit 290 Millionen US$ an der Börse bewertet.
Zukunft völlig ungewiss
Anleger von Freyr Battery stehen vor einem Scherbenhaufen. Die Aktie des Unternehmens ist vergangene Woche an der New Yorker Börse innerhalb von zwei Tagen von 3,50 auf 1,50 US$ hinabgerauscht. Ein zarter Erholungsversuch tags darauf ließ das Papier ein paar Prozente zurückgewinnen, doch ein Ende des Abwärtstrends ist vorerst nicht in Sicht.
Der Grund dafür liegt auf der Hand: Freyr hat mit seinem Finanzbericht zum dritten Quartal ein erschreckendes Bild seiner Geschäftsaussichten gemalt. Insbesondere die vollkommen unklaren Produktionsaussichten, die während der anschließenden Telefonkonferenz besprochen wurden, setzen ein großes Fragezeichen hinter die Zukunft des Unternehmens.
Ein verheerendes Signal
Freyr braucht dringend Geld, um die Produktionsprozesse, die in den Werken Giga Arctic und Giga America zum Einsatz kommen sollen, in kleinem Maßstab erfolgreich zu demonstrieren.
Das Management hat bereits erhebliche Mittel in das Projekt investiert und musste nun einräumen, dass sich die Inbetriebnahme der Gieß- und Zellenmontageanlage verzögern wird. Ein Signal für Investoren, dass das Unternehmen die Komplexität der Produktion von Batterien auf der Grundlage der 24M-SemiSolid-Technologie unterschätzt hat.
Giga America hingegen wird in zwei Produktionslinien aufgeteilt: Die erste wird weiterhin auf die Produktion der 24M-SemiSolid-Batterien warten. Für die zweite hat das Unternehmen mit der Suche nach einem Partner begonnen, um eine konventionelle und einfacher zu produzierende Technologie zu lizenzieren. Ein weiteres Indiz, dass das Unternehmen von der Massenproduktion mit seinem Vorzeigeprojekt noch weit entfernt ist.
Wenig finanzieller Spielraum
Das dritte Quartal hat Freyr mit einem Verlust von 9,8 Millionen US$ abgeschlossen sowie Barreserven von 327,9 Millionen US$. Das Management rechnet damit, das Jahr mit einer Liquidität von rund 250 Millionen US$ zu beenden.
Der Unternehmensleitung ist bewusst geworden, dass der Gürtel von nun an enger geschnallt werden muss. Ein Kostensenkungsprogramm wird eingeführt, mit dem die Norweger beabsichtigen, ab 2024 nicht mehr als 30 Millionen US$ pro Quartal zu verbrauchen. Die Kürzungen werden hauptsächlich Giga Arctic betreffen, wobei es auch in anderen Bereichen des Unternehmens zu Entlassungen kommen wird.
Dieses Cash-Burn-Tempo würde dem Batteriehersteller einen Liquiditätsspielraum von zwei Jahren verschaffen. Dann wäre das Polster aufgebraucht, Freyr müsste am Kapitalmarkt aktiv zu werden und die Anteile bestehender Aktionäre verwässern.
Schlimmer geht's immer
Obwohl die Freyr Battery-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten bereits knapp 90% seines Werts verloren hat, liegt die Marktkapitalisierung noch bei vergleichsweise hohen 230 Millionen US$, was allein auf die Firmenkasse zurückzuführen ist.
Die Barmittel werden in den kommenden Quartalen jedoch weiter unerbittlich dahinschmelzen, was für das gecrashten Tech-Papier weiteres Abwärtspotenzial bedeutet – zumal es derzeit höchst unwahrscheinlich erscheint, dass die Norweger von der EU oder der ihrer eigenen Regierung für die Entwicklung von Giga Arctic Fördermittel erhalten.
Nachdem das Management zugeben musste, dass es im operativen Geschäft vor massiven Herausforderungen steht, ist die Aktie aus meiner Sicht ein gefundenes Fressen für Leerverkäufer.
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