Funkwerk: Vollständige Übernahme durch Hörmann?
Funkwerk (WKN: 575314) aus dem thüringischen Kölleda ist einer der Überlebenden des Neuen Marktes. War die Aktie seinerzeit noch ein absoluter Highflyer, ist es in den letzten Jahren recht still um die Gesellschaft und in der Folge auch die Aktie geworden. Dabei hat CEO Kerstin Schreiber das Unternehmen mit Beharrlichkeit wieder zurück in die Erfolgsspur geführt. Kein Wunder daher, dass die Aktie inzwischen auf den höchsten Stand seit 2007 klettern konnte.
Allerdings hat sich seit den Hoch-Zeiten des Neuen Marktes einiges getan. Nicht nur, dass seit dem Jahr 2013 eine Frau das Unternehmen leitet, was generell, aber besonders in der Technologiebranche noch immer eher unüblich ist. Vielmehr hält heutzutage die Hörmann Industries, über ihre Tochtergesellschaft Hörmann Finance GmbH, knapp 78% des Aktienkapitals von Funkwerk.
Schon deshalb wird immer wieder über ein Übernahmeangebot für Funkwerk durch Hörmann spekuliert. Zumal der Großaktionär ja im Zuge eines solchen Übernahmeangebots im Jahr 2014 (damals über nur 2,55 Euro je Aktie; aktueller Kurs: 17,80 Euro!) seine Beteiligung schon einmal ausgebaut hat. So könnte Hörmann im Zuge eines solchen Übernahmeangebots heute seinen Anteil an Funkwerk auf bis zu 95% erhöhen.
Frisches Geld für Hörmann durch Begebung einer Unternehmensanleihe
Anschließend wäre dann die Einleitung eines sogenannten Squeeze Out-Verfahrens möglich, was dann in der Komplettübernahme von Funkwerk münden würde. Gerade heute erhalten die schon länger am Markt kursierenden Gerüchte dabei neue Nahrung. Denn heute beginnt die Zeichnungsfrist für eine neue Unternehmensanleihe, mit deren Hilfe sich die Hörmann Industries 50 Mio. Euro an frischem Kapital besorgen möchte.
Die Unternehmensanleihe (WKN: A2TSCH) soll über fünf Jahre (bis 2024) laufen und ist mit einem Mindestzinssatz von 4,5% p.a. ausgestattet. Der Nennbetrag liegt bei 1.000 Euro, so dass auch interessierte Kleinanleger investieren können. Die Zeichnungsfrist endet voraussichtlich am kommenden Dienstag, dem 28. Mai 2019 um 10:00 Uhr. Eigentlich ist die Begebung einer solchen Unternehmensanleihe "business as usual".
Jedoch würde das angestrebte Emissionsvolumen in Höhe von 50 Mio. Euro durchaus gut passen, wenn Hörmann Funkwerk wirklich vollständig übernehmen möchte. Denn dazu müsste der Großaktionär seine Beteiligung in einem ersten Schritt ja "nur" auf 95% des Aktienkapitals erhöhen. Dazu wäre, Stand: heute, der Erwerb von rund 1,39 Mio. Aktien nötig, was auf Basis des aktuellen Aktienkurses ein Transaktionsvolumen in Höhe von knapp 24,75 Mio. Euro implizieren würde.
Faires, realistisches Übernahmeangebot bei 21,50 Euro?
Natürlich wäre im Rahmen eines ernsthaften Übernahmeangebots noch ein gewisser Aufschlag auf den aktuellen Aktienkurs notwendig. Dieses sogenannte "Premium" dürfte jedoch bei maximal rund +20% liegen, so dass ein Übernahmeangebot über 21,50 Euro je Funkwerk Aktie realistisch erschiene. Damit würde sich das Transaktionsvolumen dann auf knapp 30 Mio. Euro erhöhen. Damit hätte Hörmann in finanzieller Hinsicht anschließend immer noch genug Luft zur Einleitung und einem letztlich erfolgreichen Abschluss eines Squeeze Outs.
Auch wenn das Management von Funkwerk um CEO Kerstin Schreiber laut eigener Aussage bisher keinerlei Kenntnis von einem möglichen Übernahmeangebot durch den Großaktionär Hörmann hat, kann ich solche Spekulationen an der Börse durchaus nachvollziehen. Auch ich glaube, dass sich Hörmann früher oder später Funkwerk komplett einverleiben möchte, zumal damit gewisse Synergien gehoben werden könnten.
Vor diesem Hintergrund halte ich die Aktie von Funkwerk zu Kursen unterhalb von 18,00 Euro für sehr interessant. Klar, noch schöner wäre gewesen, wenn man hier bereits vor vier oder fünf Jahren eingestiegen wäre und die seitdem laufende Kursrally mitgemacht hätte. Aber selbst ohne ein solches Übernahmeangebot von Hörmann halte ich die Aktie mit einem KUV 2019e von ca. 1,65 sowie einem KGV 2019e von knapp 15 für recht günstig bewertet. Daher kann man die Aktie bis 18,00 Euro kaufen mit einem Kursziel (auf Sicht von 6-12 Monaten) von mindestens 21,00 Euro.