GEA Group: Gehört die Aktie ins Depot?
Die GEA Group-Aktie (WKN: 660200) hat Anfang Mai mit deutlichen Abschlägen auf die Zahlen zum ersten Quartal reagiert. Nach einer Kursstabilisierung auf Höhe der 40-€-Marke kam es zum Ende des Monats zu weiteren Verkäufen und zum Rücklauf zur 200-Tage-Linie (SMA200). Seit einem Tief bei 38,40 € konnte die Aktie wieder um +4,4% zulegen. Sind jetzt höhere Kurse möglich?
Die GEA Group AG mit Sitz in Düsseldorf ist einer der weltweit größten Systemanbieter für die Nahrungsmittel-, Getränke- sowie Pharmaindustrie. Zum Portfolio zählen Maschinen und Anlagen, daneben aber auch Prozesstechnik, Komponenten und Servicedienstleistungen. Derzeit erreicht der Industriekonzern eine Marktkapitalisierung von 7,24 Milliarden €.
Finanzkennzahlen in Q1 besser als erwartet
Im ersten Jahresviertel haben sich die Geschäfte besser entwickelt als gedacht. Wie der Anlagenbauer Anfang Mai mitteilte, stiegen die Umsätze im Jahresvergleich um rund 12,4% auf 1,27 Milliarden €. Dabei trugen alle Divisionen zum Wachstum bei, überwiegend mit zweistelligen Wachstumswerten. Beim Auftragseingang verbuchten die Düsseldorfer einen Anstieg um etwa 2,6% auf einen neuen Rekordwert von 1,581 Milliarden €.
Das Book-to-Bill-Verhältnis lag somit bei 1,24. Eine Rate von über 1 signalisiert eine gute Auftragslage und deutet auf steigende Umsätze in der Zukunft hin. Analysten hatten im Vorfeld mit Umsätzen von 1,234 Milliarden € und einem Auftragsvolumen 1,54 Milliarden € gerechnet.
EBITDA-Marge auf 13,5% verbessert
Auf der Ertragsseite fielen die Zuwächse noch stärker aus. Das operative Ergebnis (EBITDA) verbesserte sich vor Restrukturierungsaufwendungen um 24,3% auf 171,8 Millionen €. Die entsprechende EBITDA-Marge stieg um 120 Basispunkte auf 13,5%. Zugute kamen dem Unternehmen dabei die hohen Volumina im Neumaschinengeschäft und ein höherer Service-Anteil.
Unter dem Strich stand ein Quartalsgewinn von 82 Millionen €, ein Plus von fast 14% gegenüber dem Vergleichsquartal 2022. Der Gewinn je Aktie erhöhte sich von 0,41 auf 0,47 €. Abstriche mussten die Düsseldorfer beim Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit machen. Hier erhöhte sich das Defizit zum Vorjahr von 14 auf 49 Millionen €.
Konzernchef Stefan Klebert kommentierte die Ergebnisse wie folgt:
Wir haben erneut einen sehr guten Start in das Jahr 2023 hingelegt. Dabei sind unsere Produkte, Lösungen und Services insbesondere für die Nahrungsmittel-, Getränke- und Pharmabranche sehr gefragt. Zu unseren besonderen Erfolgsfaktoren gehört nicht zuletzt, dass unsere Kunden vermehrt Wert auf energiesparende und ressourcenschonende Lösungen legen.
Gesamtjahresziele nach oben angepasst
Im Rahmen der Zwischenbilanz haben die Düsseldorfer auch die Guidance für das Gesamtjahr angehoben. Demzufolge sollen die Erlöse organisch nun um mehr als 8% wachsen. Bislang lag das prognostizierte Umsatzplus noch bei mindestens 5%.
Zudem kalkuliert der GEA-Vorstand mit einem EBITDA vor Restrukturierungsaufwendungen und zu konstanten Wechselkursen im oberen Bereich der bisherigen Prognosespanne von 730 bis 790 Millionen €. Die EBITDA-Marge soll einen Wert von mindestens 14,0% erreichen (vorher: mehr als 13,8%).
Bei der Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) traut sich das MDAX-Unternehmen nun einen Wert von 32% zu. Bislang war man diesbezüglich von 29% ausgegangen. Im ersten Quartal lag der ROCE aufgrund des deutlich verbesserten EBIT bei 33,1%.
Auch hat die mittelfristige Prognose weiterhin Bestand. Bis 2026 soll der Umsatz jährlich organisch um 4 bis 6% wachsen. Die EBITDA-Marge soll dann bei mehr als 15% liegen, im Jahr 2022 lag sie bei 13,8%.
Kursrücksetzer nicht überbewerten
Trotz der besser als erwarteten Zahlen und der Prognoseaufstockung kam es an der Börse zu einem deutlichen Kursrücksetzer. Ein Grund dürfte gewesen sein, dass die Aktie zuvor sehr gut gelaufen war. Seit dem Tief von Ende September bei 31,18 € ging es in der Spitze um mehr als +42% nach oben. Nach einer solchen Kursentwicklung sind Gewinnmitnahmen keine Seltenheit und im Sinne einer gesunden Aufwärtsbewegung auch zu begrüßen.
Möglicherweise wurde hier also wieder einmal die alte Börsenweisheit „Buy the rumours, sell the facts“ befolgt. Der Markt war demnach davon ausgegangen, dass GEA einen guten Quartalsbericht vorlegen und auch die Gesamtjahresziele nach oben anpassen würde. Als sich diese Fakten schließlich bewahrheiteten, wurden die zuvor erzielten Gewinne einkassiert.
Kommt die Aktie nun für einen Kauf in Frage?
Die Umkehrbewegung auf Höhe der 200-Tage-Linie spricht dafür, dass die Aktie für die Anleger nun wieder interessanter geworden ist. Allerdings gilt es zu bedenken, dass das durchschnittliche Kursziel der Analysten mit 43,39 € kein allzu großes Aufwärtspotenzial suggeriert und die meisten Analysten neutrale Positionen einnehmen. Derzeit gibt es 5 Buy-, 1 Overweight-, 10 Hold- und 3 Sell-Einstufungen für den MDAX-Titel.
Fundamental gesehen ist die Aktie auf Basis der Marktschätzungen für 2023 mit einem KUV von 1,29 und einem KGV von über 18 im Peergroup-Vergleich weder günstig noch besonders teuer. Was im Ergebnis ebenfalls auf eine Halteposition hindeutet.
Vor diesem Hintergrund kann ich mich nicht zu einer Kaufempfehlung durchringen. Mir fehlen persönlich auch die entscheidenden Wachstumstreiber, die aktuell einen Kauf rechtfertigen würden.
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