Geratherm-Aktie: Was bedeutet der Segmentwechsel?

Als Nebenwert ist die Aktie von Geratherm (WKN: 549562) eine Analyse wert. Nach dem Kursrückgang von -4% am Montag steht sie aktuell unverändert bei 7 €. Im letzten Jahr haben sich gravierende Veränderungen ergeben. Was bedeuten diese für die weitere Kursentwicklung?

Aktionärsstruktur geändert

Aufgrund eines Übernahmeangebotes des bisherigen Großaktionärs hat sich die Aktionärsstruktur wesentlich verändert. Vor der Ankündigung betrug der Streubesitz rund 62%. Mit dem Einstieg der JotWe GmbH, dahinter steckt der Glasfabrikant Joachim Wiegand, ist der Streubesitz auf 30% gesunken. Eine vollständige Übernahme kam nicht zustande.

Gleichzeitig wurde ein Wechsel im Börsensegment durchgeführt. Statt im Prime-Standard erfolgt nun eine Notierung im Scale-Segment an der Frankfurter Börse. Hierbei handelt es sich um ein Segment für mittelständische Unternehmen, es gelten weniger strenge Anforderungen bezüglich der Offenlegungspflichten.

Geschäftsentwicklung verbessert

Durch den Segmentwechsel ist die vierteljährliche Offenlegungspflicht entfallen, somit ist der letzte Geschäftsbericht 2022 Grundlage dieses Artikels. Insgesamt ist eine deutliche Ertragssteigerung gegenüber dem Geschäftsjahr 2021 eingetreten.

Die Umsätze sind von 23,9 auf 27,7 Millionen € gestiegen. Hierzu haben alle Segmente und Märkte beigetragen. Sehr erfreulich hat sich die Ertragslage entwickelt. Das operative EBIT mit 2,07 Millionen € hat sich fast verdreifacht. Das Konzernergebnis lag bei 1,08 Millionen €, was ein Gewinn pro Aktie (EPS) von 0,20 € bedeutet.

Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation gut und knüpft wieder an die erfolgreichen Jahre vor 2021 an.

Dr. Christian Frick, Vorstandsvorsitzender der Geratherm Medical AG, beschreibt das Jahr so:

Trotz der schwierigen Marktbedingungen war es ein gutes Jahr für die Geratherm Medical AG. Wir konnten den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr steigern und unsere EBIT-Marge nach Aufgabe des Bereiches medizinische Wärmesysteme deutlich verbessern.

Ausblick uneinheitlich

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Management keine gravierenden Veränderungen. Beim Umsatz wird mit einem leicht niedrigeren Wert gerechnet, beim operativen EBIT soll der Gewinn leicht über dem des Vorjahres liegen.

Auch wenn kein weiteres Wachstum erwartet wird, ist die Prognose positiv zu werten. Die Kernaussage ist, dass die gute Entwicklung in 2022 kein Ausreißer war.

Womit müssen Anleger rechnen?

Der starke Anstieg zum Jahresbeginn bröckelt wieder, der Kursrückgang seit dem damaligen Hoch von 8,10 € beträgt mittlerweile rund -15%. Trotz dieses Rückganges ist der Abwärtstrend für mich noch nicht beendet. Bis Ende Juni fanden regelmäßige Aktienrückkäufe statt, diese konnten den Abwärtstrend jedoch nicht stoppen. Wenn die Rückkäufe künftig wegfallen, kann dies sich negativ auf die Kursentwicklung auswirken.

Der Segmentwechsel führt dazu, dass noch weniger Aktionäre auf diesen Wert aufmerksam werden. Somit können schon geringe Handelsvolumen für erhebliche Schwankungen sorgen, sowohl im Positiven als auch im Negativen.

Die Nachfrage nach Fieber- und Blutdruckgeräten ist kein boomender Zukunftsmarkt, er dürfte sich weiterhin eher stabil entwickeln.

Für die Aktie spricht, dass der neue Großaktionär damals 8,50 € pro Aktie geboten hatte. Sollte der Kurs weiter rückläufig sein, könnte ein neues Angebot erfolgen. Derzeit gibt es diesbezüglich aber keine Anhaltspunkte.

Ebenfalls positiv war die bisherige Dividendenpolitik, zuletzt wurden 0,16 € ausgeschüttet. Die Dividende könnte sich zukünftig weiter verbessern und wieder an das Niveau von 2020 mit 0,52 € anknüpfen.

Mein Fazit: Durch den Segmentwechsel ist die Aktie für normale Anleger uninteressant geworden.