Gerresheimer-Aktie stürzt ab – zu Recht?
Die Aktie von Gerresheimer (WKN: A0LD6E) war zum Wochenstart mit einem Verlust von rund -18% der größte Verlierer im MDAX, am Dienstag verliert sie aktuell weitere -4% und steht bei 78,40 € €. Ursache für diesen Rückgang ist eine Senkung der Jahresprognose. Lohnt sich jetzt ein Einstieg?
Schwache Konjunktur belastet
Die schlechte Konjunktur geht auch an dem Düsseldorfer Konzern nicht vorbei. Die Kunden ordern weniger und sitzen noch auf hohen Lagerbeständen. Zudem fällt die Produktionsstätte in den USA für längere Zeit aus, hier führte der Hurrikan Helene zu einer Überflutung der Fertigungsanlage.
Demnach wird statt eines organischen Umsatzwachstums von 5 bis 10% jetzt nur noch ein Wert von 3 bis 4% erwartet. Beim bereinigten EBITDA stehen 415 bis 430 Millionen € auf dem Zettel, zuvor waren es 430 bis 450 Millionen €. Das bereinigte EPS-Wachstum (Gewinn pro Aktie) wird statt 8 bis 12% nur bei 2 bis 8% liegen.
Auch die Werte für 2025 wurden reduziert. Das organische Umsatzwachstum wurde von 10 bis 15% auf 7 bis 10% gesenkt. Die EBITDA-Marge soll bei rund 22% liegen – zuvor wurden mehr als 22% erwartet. Die mittelfristige Prognose wurde beibehalten. Eine genauere Prognose dürfte mit der Vorstellung des Jahresberichtes im Februar nächsten Jahres erfolgen.
Konzernchef Dietmar Siemssen kommentierte die Notwendigkeit der Senkung so:
Wir hatten mit einer deutlich stärkeren Wachstumsbelebung gerechnet.
Im Hinblick auf die derzeitige Wirtschaftslage in Deutschland sowie anderen Ländern kam diese Anpassung nicht überraschend. Allerdings sind die angepassten Werte immer noch zufriedenstellend. Sowohl beim Umsatz als auch beim EBITDA werden die Vorjahreswerte übertroffen. Das erwartete Wachstum verlangsamt sich nur.
Beruhigtes Wachstum im ersten Halbjahr
Diese Tendenz des geringeren Wachstums zeigte sich bereits im Halbjahresbericht vom 11. Juli. Hier wurde jedoch noch von einem stärkeren zweiten Halbjahr aus gegangen. Diese Erwartungen erfüllten sich bisher nicht.
Der Umsatz legte um 1,2% auf 968,5 Millionen € zu. Das bereinigte EBITDA stieg analog um 1,6% auf 188,2 Millionen €. Die daraus resultierende EBITDA-Marge lag mit 19,5% leicht über dem der im Vorjahreszeitraum.
Insgesamt fiel die Geschäftsentwicklung in den ersten sechs Monaten gut aus. Das Unternehmen sprach von einer Resilienz des Geschäftsmodells.
Überreaktion der Marktteilnehmer
Fast jede Senkung von Prognosewerten führt zu Kurssenkungen, entscheidend ist jedoch das Ausmaß. Hier wurde meiner Meinung nach übertrieben. Ein Rückgang von rund einem Fünftel spiegelt nicht die stabile Geschäftsentwicklung des Unternehmens wider.
Meiner Meinung nach macht dies die Aktie derzeit sehr interessant. Nach dem ersten Schock dürfte wieder Normalität einkehren und zu höheren Kursen führen. Was jetzt wieder für die Aktie spricht, ist die gestiegene Dividendenrendite. Sollte die Dividende mit 1,25 € beibehalten werden, entspräche das einer Rendite von aktuell 1,6%.
Die Analysten sehen das unisono ebenfalls so. Zwar wurden alle Einschätzungen vor der Prognosesenkung erstellt, das mittlere Kursziel liegt bei rund 128 €. Sollte es jetzt zu Anpassungen kommen, dürften diese Einschätzungen immer noch deutlich über 100 € liegen.
Mein Fazit: Hier wurde übertrieben, das bietet wieder günstige Einstiegskurse.
ℹ️ Gerresheimer in Kürze
- Die Gerresheimer AG stellt Spezialprodukte in den Bereichen Glas und Kunststoff insbesondere für die Pharma- sowie Healthcare-Industrie her und gilt als weltweit führender Schlüssellieferant für diese Branchen. Die Produkte reichen vom Insulin-Pen bis zu Ampullen, aber auch schnöde Parfümflakons gehören zum Portfolio.
- Der Hauptsitz ist in Düsseldorf, daneben ist der Konzern weltweit mit Standorten in Europa, Asien und Amerika vertreten.
- Die Aktie ist im MDAX gelistet, die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 2,7 Milliarden €.
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