Gerresheimer: Ist die Aktie unterbewertet?
Die Aktie von Gerresheimer (WKN: A0LD6E) profitierte von der allgemeinen Börsenaufhellung Ende 2023 kaum. Aktuell steht sie bei 90,50 € und befindet sich damit auf dem Niveau von März 2023. Seit dem Hoch Ende August bei rund 121 € beträgt der Kursverlust insgesamt -25%. Ist das Papier jetzt ein Schnäppchen?
ℹ️ Gerresheimer vorgestellt
Die Gerresheimer AG stellt Spezialprodukte in den Bereichen Glas und Kunststoff insbesondere für die Pharma- sowie Healthcare-Industrie her und gilt als weltweit führender Schlüssellieferant für diese Branchen. Die Produkte reichen vom Insulin-Pen bis zu Ampullen, aber auch Parfümflakons gehören zum Portfolio. Seinen Hauptsitz hat das MDAX-notierte Unternehmen mit Standorten in Europa, Asien und Amerika in Düsseldorf. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit 3,1 Milliarden €.
Nachfrage weiterhin gering
Es ist ein Phänomen, unter dem derzeit viele Unternehmen leiden: Im Zuge der Lieferkettenproblematik haben sie sehr hohe Lagerbestände aufgebaut. Das Ziel war, die Lieferfähigkeit zu gewährleisten – so auch für die Kunden von Gerresheimer. Erkennbar ist dies an dem Umsatzanstieg im Geschäftsjahr 2022. Hier stieg der Konzernumsatz um 21% auf 1,8 Milliarden €.
Als sich dann im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 die Konjunktur verschlechterte, begannen die Unternehmen mit dem Abbau der hohen Lagerbestände. Die Folge aus diesem Verhalten ist eine geringere Nachfrage.
Bei dem erwarteten Jahresumsatz für 2023 geht das Düsseldorfer Unternehmen von einem Gesamtbetrag von rund 1,8 Milliarden € aus. Das entspricht nominell dem Vorjahresumsatz. Werden die Preiserhöhungen herausgerechnet, bedeutet dies einen Rückgang beim Volumen.
Spannend wird daher die Prognose für das neue Geschäftsjahr. Erwartet wird, dass sich der Lagerbestand bei den Kunden wieder dem Normalzustand nähert und somit die Nachfrage wieder anzieht. Zusammen mit höheren Absatzpreisen sollte dann wieder mit einem deutlichen Umsatzanstieg gerechnet werden.
Ertragsverbesserung erwartet
In dem am 5. Oktober veröffentlichten Quartalsbericht wurden die Ertragsziele für das laufende Geschäftsjahr bestätigt. Danach soll das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) bei 350,9 Millionen € liegen – ein Jahr zuvor lag es bei 338 Millionen €. Beim bereinigten Gewinn pro Aktie (EPS) wird mit 4,63 € gerechnet.
Bernd Metzner, CFO der Gerresheimer AG, kommentierte die EPS-Prognose so:
Es sollte besser werden, als das, was wir bisher in der Guidance haben.
Ein Vergleich mit dem EPS von 2022 mit 4,61 € ist zu relativieren. Grund hierfür ist die zwischenzeitliche Kapitalerhöhung, die Anzahl der Aktien wurde dabei um 3,14 Millionen erhöht. Ohne diese Kapitalerhöhung läge das vergleichbare EPS bei 5,13 €.
Potenzial vorhanden
Insgesamt war das abgelaufene Geschäftsjahr für das Unternehmen sehr anspruchsvoll. Im Hinblick auf die verbesserte Ertragslage bei gleichem Umsatz ist die Gesamtentwicklung als sehr solide zu bezeichnen. Für das neue Geschäftsjahr rechne ich wieder mit einer besseren Geschäftsentwicklung, sowohl beim Umsatz als auch beim Ertrag.
Unter diesem Aspekt halte ich die Aktie für unterbewertet. Dennoch bleibe ich mit meiner Einschätzung vorsichtig und sehe ein erstes Kursziel von 105 €. Entscheidend für eine weitere Einschätzung wird die Prognose für das laufende Geschäftsjahr sein. Die Dividendenrendite von momentan 1,3% ist zwar nicht allzu hoch, dennoch als akzeptabel zu bezeichnen.
Die Analysten stimmen bezüglich der Unterbewertung der Aktie insgesamt zu. Deren Zielkurse liegen allerdings deutlich über meinen Erwartungen. Sehr zuversichtlich ist JP Morgan mit einem Zielkurs von 139 €. Jefferies und Barclays erwarten jeweils 120 €. Deren Annahmen basieren darauf, dass die Lagerbestände sich normalisieren und die Nachfrage wieder deutlich anzieht.
Mein Fazit: Bei dem jetzigen Kursniveau ist die Aktie unterbewertet, vorerst erwarte ich jedoch keinen allzu starken Kursanstieg.
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