Gilead Sciences: Einfach kein entscheidender Durchbruch!

Sascha
22.04.20

Die Aktie von Gilead Sciences (WKN: 885823) steht zuletzt, aufgrund der Covid-19-Pandemie, immer wieder im Mittelpunkt des Anlegerinteresses (wir berichteten). So beflügelte die Aktie kürzlich sogar den gesamten Markt, nachdem es in den USA Meldungen gab, dass der Medikamentenkandidat Remdesivir im Einsatz gegen Covid-19 sehr erfolgreich sei.

Im Zuge der kurzfristigen Euphorie griffen natürlich auch viele Anleger bei der Aktie des Biotechgiganten zu, was hier kurzfristig zu Kursgewinnen von mehr als +15% führte. Hätte die Aktie diese Zugewinne verteidigen können, wäre es hier sogar zu einem starken charttechnischen Kaufsignal gekommen. Dieses Kaufsignal wiederum hätte Kursziele im dreistelligen USD-Bereich impliziert. Aber wie Sie anhand des von mir verwendeten Konjunktivs schon bemerkt haben werden, war und ist dem leider nicht so.

Remdesivir – wirklich der Hoffnungsträger?

Doch warum fiel die Kursrally letzten Endes wieder weitestgehend in sich zusammen? Wo doch die Meldungen aus den USA besagten, dass an einer Klinik in Chicago (Illinois, USA) 115 Covid-19-Patienten mit Remdesivir behandelt wurden und sage und schreibe 113 von diesen nach wenigen Tagen die Klinik als geheilt verlassen konnten? Nun, so toll sich diese Ergebnisse auch anhören mögen, leider konnten sie nicht wirklich verifiziert werden.

Selbst wenn sie jedoch richtig sein sollten, ist der Einsatz in Chicago eben noch keine klinische Studie, auf deren Basis die Zulassungsbehörden über eine Marktzulassung entscheiden könnten. Dazu wäre auch die Patientenauswahl schon zu willkürlich. Darüber hinaus wäre jedoch ohnehin die Entwicklung eines Impfstoffs wichtiger, um die nach wie vor weltweit grassierende Pandemie endlich nachhaltig und wirksam eindämmen zu können.

Last but not least wären die finanziellen Auswirkungen einer Marktzulassung von Remdesivir als Medikament gegen Covid-19 für Gilead Sciences doch sehr überschaubar. Die positivsten Auswirkungen für den Konzern wäre wohl eine deutliche Verbesserung des in der Vergangenheit teilweise stark ramponierten Images. Zudem wäre Remdesivir, das ja ursprünglich mal gegen Ebola zum Einsatz kommen sollte, dann am Ende doch nicht ganz gescheitert.

Aktie ist langfristig interessant, aber...

Wie komme ich zu der Aussage, dass Remdesivir eher überschaubare finanzielle Auswirkungen auf Gilead Sciences haben würde? Nun, zwar gibt es weltweit inzwischen weit über eine Million mit dem SARS-CoV-2-Virus infizierte Menschen. Aber bei rund 80 Prozent treten keine oder nur leichte Symptome auf. Das Medikament käme daher wohl nur in den ganz schweren Fällen, die – zum Glück – sogar nur knapp fünf Prozent ausmachen sollen, zum Einsatz.

Zugleich dürfte der Druck in vielen Ländern sehr hoch sein das Medikament nicht zu Mondpreisen zu verkaufen. Insofern würde es am Ende zwar wohl durchaus für einen zusätzlichen Milliardenumsatz sorgen, nicht jedoch für Milliardengewinne. Dies sehen inzwischen auch schon einige Analysten so, die daher in jeglicher Hinsicht vor zu viel Euphorie warnten und warnen. Dem würde ich mich anschließen wollen.

Charttechnisch jedenfalls würde es erst zu einem Kaufsignal kommen, wenn die Aktie nachhaltig über die Marke von 85/86 USD ausbrechen könnte. Dann läge das Kursziel für die Aktie zunächst zwischen 100 und 105 USD, ehe es später in Richtung 120 bis 125 USD weiter gehen könnte. Schafft es die Aktie jedoch weiterhin nicht den genannten charttechnischen Widerstand aus dem Weg zu räumen, kann sie auch sehr schnell wieder abverkauft werden – dann aber mit Kursziel 65-68 USD!

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