Haching-Aktie explodiert weiter: Drittligist jetzt 53 Millionen wert
Die Haching-Aktie (WKN: A2TR91) feierte gestern erfolgreich ihre Börsenpremiere mit einem Kursanstieg um +32% auf 10,69 Euro. Heute explodiert die Fußballaktie weiter auf bis zu 13,70 Euro. Geschäftsführer Schwabl zeigt sich zuversichtlich, dass "ein Börsengang der richtige Weg ist" und "ein ambitionierter und schuldenfreier Drittligist auch für Anleger interessant sein kann."
Nach dem gestrigen 2:2 beim KFC Uerdingen liegt die Spielvereinigung nach drei Spielen ungeschlagen auf dem vierten Tabellenplatz knapp hinter den Aufstiegsplätzen zur 2. Bundesliga und lässt damit einen großen Teil der hochgehandelten Konkurrenz hinter sich. In unserer Erstvorstellung zeigten wir die wichtigsten Eckpunkte zum IPO. Heute beleuchten wir die möglichen Kurschancen in der Haching-Aktie.
Von der Bundesliga bis zur vierten Liga war in den zurückliegenden 19 Spielzeiten für die SpVgg Unterhaching alles drin. In der letzten Bundesliga-Saison 2000/2001 schlug Haching zuhause gar den FC Bayern mit 1:0. Die Liga-Zugehörigkeit ist es auch, die entscheidend über das Kurspotenzial der Haching-Aktie bestimmen dürfte.
Bei einem Aufstieg explodieren die Einnahmen
Der TV-Geldtopf in der 2. Bundesliga wie auch die Einnahmen durch Sponsoring und Ticketing sind um ein Vielfaches größer als jeweils in der dritthöchsten Spielklasse. Die TV-Einnahmen würden sich im Aufstiegsfall verzehnfachen auf dann 10 Millionen Euro. Die Kosten für die erste Mannschaft würden ebenfalls sprunghaft steigen, allerdings bei weitem nicht so stark wie die Einnahmenseite. In der dritten Liga sind die Spieler mit stark leistungsbezogenen Verträgen ausgestattet.
Sportlich bewertet bei Drittliga-Verbleib
Nach eigenen Angaben seien in der dritten Liga Aufstiegsambitionen und finanzielle Nachhaltigkeit schwer in Einklang zu bringen. Das belegen auch die Geschäftszahlen. Wirft man einen Blick auf die Bilanz der börsennotierten KGaA schaut es wie folgt aus. Im Zeitraum von 1. Juli 2018 bis 31. März 2019 verbuchte Haching ein Ergebnis von -3,9 Millionen Euro – bei Einnahmen in Höhe von 2,9 Millionen Euro. Für das "Wirtschaftsjahr 2019/2020" rechnet die Spielvereinigung mit einem Verlust von rund 4 Millionen Euro.
Damit ist Haching aber keineswegs allein. Nach Angaben der Gesellschaft sei es "für die meisten Mannschaften ausgesprochen schwer, den laufenden Finanzbedarf in der 3. Liga überhaupt zu decken." Auch die Suche nach einem spendablen Großsponsor für Haching gestaltete sich schwer – bis schließlich der Tiefkühlkost-Anbieter frostkrone zu wohl guten Konditionen gewonnen werden konnte.
Haching an der Börse jetzt 53 Millionen Euro wert
Fest steht: Im Falle eines dauerhaften Verbleibs in Liga 3 wäre die Aktie bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von 53 Millionen Euro bei einem Kurs von 13,70 Euro sportlich bewertet – an einen Abstieg garnicht zu denken. Aus diesem Grund ist der Aufstieg in die 2. Bundesliga bis 2022 das erklärte Ziel des Managements.
Ein Plus ist sicher, dass die Muttergesellschaft der Spielvereinigung schuldenfrei ist im Sinne von Kreditschulden. Eine hohe Fremdkapitalaufnahme könnte sich der chronisch klamme Verein wohl auch kaum erlauben. Eine Finanzierungsalternative, auf die deutsche Fußballklubs gerne zurückgreifen sind Fan-Anleihen, deren Ablösung jedoch vielerorts wieder mit neuen Schulden refinanziert wird. Ohne die Einnahmen aus dem Börsengang – insgesamt plant man mit rund 11 Millionen Euro nach Kosten (inklusive vorbörslicher Finanzierungsrunde) – würde die Finanzlage verhalten ausschauen.
Nachwuchs spielt entscheidende Rolle
Ob Haching wirtschaftlich erfolgreich sein wird, hängt auch von der Entwicklung der vorwiegend jungen Spieler ab, die zu großen Teilen aus dem eigenen Nachwuchs stammen. Eine zentrale Rolle spielt diesbezüglich das vom DFB ausgezeichnete Nachwuchsleistungszentrum. Präsident Schwabl kommentiert:
In den vergangenen Jahren haben wir ein solides strukturelles und sportliches Fundament mit dem Nachwuchsleistungszentrum als Herz des Vereins geschaffen.
Teuerster Spieler des Teams ist laut Transfermarkt.de der 30-jährige Ex-Bundesliga-Profi Stephan Hain mit einem Marktwert von 450.000 Euro. Uns ist kein Transfer von einem Spieler bekannt, der von Unterhaching in den letzten Jahren teuer gewechselt wäre, zumindest nicht für eine Millionensumme.
Mehr Identifikations- als Anlageobjekt
Ähnlich wie das bei vielen BVB-Fans beim Börsengang der Aktie von Borussia Dortmund im Oktober 2000 der Fall war, dürften bei vielen Zeichnern des Haching-IPOs keine ernsthaften Renditeabsichten dahinter stecken. Umso größer ist nun die Freude bei Anlegern, dass sie ausgehend vom Platzierungspreis bei 8,10 Euro in der Spitze +59,12% im Gewinn liegen.
Es bleibt spannend – GBC-Analyst sieht Kursziel bei 8,94 Euro
Es bleibt eine Frage der Liga-Zugehörigkeit, wie erfolgreich Haching an der Börse abschneiden wird. Solange die Spielvereinigung die hochgehandelte Konkurrenz erfolgreich hinter sich lässt und wie jetzt auf einem Tabellenplatz liegt, der einen Aufstieg in die 2. Bundesliga wahrscheinlich erscheinen lässt, dürfte sich die Aussicht auf die dicken Geldtöpfe in den Kursen spiegeln.
Haching ist in der Wahrnehmung von Fußballfans, und das wohl deutschlandweit, ein sympathischer Verein, der eine gewisse Fußballromantik verkörpert, aber unserer Überzeugung nach ist die Aktie zu teuer. Wir erwarten perspektivisch billigere Einstiegskurse. Anleger sollten realistisch bleiben, auch vor dem Hintergrund der kommenden Kapitalmaßnahme. Die Spielvereinigung will die übrigen Aktien der IPO-Platzierung voraussichtlich im Herbst bei Investoren platzieren. Vermutlich werden diese erst zu tieferen Kursen zugreifen.
Anleger können die IPO-Euphorie zu Gewinnmitnahmen nutzen. Bei einem Aufstieg ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Haching-Aktie auf einem höheren Niveau stabilisiert. Das Researchhaus GBC sieht den fairen Wert für die Haching-Aktie bei 8,94 Euro.