Hapag-Lloyd-Aktie wegen hoher Dividende kaufen?
Die Aktie der Reederei Hapag-Lloyd (WKN: HLA647) ist mit einem Plus von +1,61% in die Woche gestartet und notiert aktuell bei 182,90 €. Seit dem Hoch im April mit 320 € beträgt der Gesamtrückgang mittlerweile rund -43%. Wie ist dieser Abschwung zu erklären? Und was bedeutet das für die weitere Entwicklung?
ℹ️ Hapag-Lloyd vorgestellt
Mit einer Flotte von 258 modernen Containerschiffen ist Hapag-Lloyd die fünftgrößte Reederei der Welt. Neben dem Hauptsitz in Hamburg ist der Konzern mit 339 Büros weltweit vertreten. An der Börse wird das Unternehmen mit 32,1 Milliarden € bewertet.
Corona-Gewinner und Rekordjahr 2022
Die Reedereien gehörten zu den größten Gewinnern während der Corona-Pandemie, dies galt insbesondere für das Jahr 2022. Der Kurs des Hamburger Unternehmens ist seit dem Tief 2021 bei 51 € bis auf rund 450 € im Mai 2022 gestiegen.
Das Geschäftsjahr 2022 war das mit Abstand beste Jahr in der Unternehmensgeschichte. Der Grund war, dass die Frachtrate (Preis pro Standardcontainer) explosionsartig auf rund 2.800 € gestiegen war. Da viele Schiffe vor den Häfen festlagen, waren die verfügbaren Frachtkapazitäten knapp geworden.
Das ist allerdings vorbei, jetzt zählt wieder das Tagesgeschäft.
Zweitbestes Halbjahresergebnis erzielt
Obwohl die Lage der Containerschifffahrt sich wieder beruhigt hat, wurde dennoch das zweitbeste Halbjahresergebnis erzielt. Dabei verlief das zweite Quartal deutlich schlechter als das erste Quartal. Hier machte sich die rückläufige Konjunktur bemerkbar. Die Frachtraten sind wieder deutlich gesunken.
In den ersten sechs Monaten erzielte der Konzern einen Umsatz von 10 Milliarden € – gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 41%. Neben geringeren Frachtraten hat auch das Frachtvolumen abgenommen.
Beim Vergleich der Ertragslage mit dem Vorjahreszeitraum wird die Normalisierung besonders deutlich. Das operative EBIT liegt bei 2,6 Milliarden €, ein Jahr zuvor lag es bei 8,65 Milliarden €. Dementsprechend reduzierte sich die operative EBIT-Marge von 53% auf 25%.
Ein Vergleich der Halbjahreswerte mit den Vorjahreswerten macht wenig Sinn, ein Vergleich zu den Ergebnissen vor der Pandemie ist wesentlich aussagefähiger. Hier ist eine deutliche Verbesserung beim Umsatz und Ertrag eingetreten.
Der Vorstandschef von Hapag Lloyd, Rolf Habben Jansen, kommentierte die Entwicklung so:
Die schwächere Nachfrage und die niedrigeren Frachtraten wirken sich sehr deutlich auf unsere Erträge aus.
Jahresprognose bestätigt
Das Halbjahresergebnis liegt voll in den Erwartungen, daher wurde die Jahresprognose bestätigt. Im zweiten Halbjahr wird weiterhin mit einer angespannten Lage gerechnet. Das operative EBIT soll daher bei 2 bis 4 Milliarden € liegen.
Die große Spanne zeigt, wie unsicher die Lage ist. Mit dem jetzigen Ergebnis ist der unterste Wert bereits erreicht. Im dritten Quartal wird sich zeigen, wo das EBIT in dieser Range liegt.
Mit der Strategie 2030 soll eine deutliche Dekarbonisierung erfolgen. Im Vergleich zu 2019 soll sich der Co2-Ausstoß um 30% reduzieren. Neben der Anschaffung moderner Schiffe sollen auch 150 Schiffe innerhalb der nächsten fünf Jahre umgerüstet werden. Dieses Vorhaben dürfte auch die Transportkosten weiter verringern.
Wie ist der Kursrückgang zu werten?
Mit dem Einbruch der Aktie war zu rechnen. Der letzte Kursanstieg basierte auf den Rekordwerten in 2022. Das Unternehmen hatte frühzeitig kommuniziert, dass das laufende Geschäftsjahr deutlich schlechter ausfällt.
Mit dem bisherigen Kursrückgang dürfte ein großer Teil der Konsolidierung abgeschlossen sein. Das bedeutet nicht, dass es nicht weiter abwärts gehen kann. Die Marktkapitalisierung ist im Verhältnis zum erwarteten Jahresumsatz immer noch sehr hoch.
Ich gehe von einem weiteren moderaten Kursrückgang aus, den Tiefpunkt sehe ich bei rund 145 €. Dies entspräche einer Marktbewertung von 25,5 Milliarden €. Dieser Einschätzung sind auch die Analysten der Deutschen Bank, deren fairer Kurs liegt bei 150 €. Die Berenberg Bank ist optimistischer und erwartet 190 €.
Was für die Aktie spricht, ist deren hohe Dividendenrendite. Im letzten Rekordjahr wurde die Dividende von 35 auf 63 € erhöht. Ob diese so beibehalten wird, ist ungewiss. Die letzte Dividende entspricht einer Rendite von 35%.
Mein Fazit: Momentan eignet sich die Aktie nicht zum Kauf, die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung in der Schifffahrt ist zu groß. Hinzu kommt, dass der Streubesitz extrem gering ist.
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