Hapag-Lloyd-Aktie: Wo geht die Reise hin?
Bei Reedereien ist derzeit nicht viel zu holen. Das spürt auch das deutsche Unternehmen Hapag-Lloyd (WKN: HLA647). Einerseits drückt die Wachstumsschwäche in vielen Teilen der Erde auf die Nachfrage. Andererseits spielt der allgemeine Trend zu einer grüneren bzw. elektrifizierten Gesellschaft Hapag-Lloyd in die Karten. Ist die Aktie, auch wenn momentan die Impulse fehlen und die Margen vernichtet wurden, auf dem aktuellen Niveau eher ein Kauf als ein Verkauf?
ℹ️ Hapag-Lloyd vorgestellt
Mit einer Flotte von 264 modernen Containerschiffen und einer Gesamttransportkapazität von 2,0 Millionen TEU ist Hapag-Lloyd die fünftgrößte Reederei der Welt. Das Unternehmen verfügt über einen Containerbestand von 2,9 Millionen TEU – inklusive einer der größten und modernsten Kühlcontainerflotten. Neben dem Hauptsitz in Hamburg ist der Konzern mit 400 Büros in 135 Ländern mit insgesamt knapp 13.500 Mitarbeitern vertreten. An der Börse wird das Unternehmen mit 21,5 Milliarden € bewertet.
Rekordjahr 2022 durch hohe Frachtraten
Reedereien haben in der Corona-Pandemie ordentlich Kasse gemacht. 2022 war das beste Jahr in der Geschichte von Hapag-Lloyd. Der Aktienkurs der Hamburger Firma stieg von 51 € im Jahr 2021 auf etwa 450 € im Mai 2022. Warum? Weil damals die Preise für den Transport von Containern sprunghaft bis 2.800€ gestiegen sind. Viele Schiffe saßen vor den Häfen fest, und es gab nicht genug freie Kapazitäten.
Das ist nun schon länger vorbei und damit auch die hohen Margen!
77% weniger Nettogewinn
Hapag-Lloyd gab am 9. November Zahlen für das dritte Quartal 2023 bekannt. Die Reederei verzeichnete in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Nettogewinn von 3,2 Milliarden €. Das ist ein Rückgang um 77% im Vergleich zum Vorjahr. Das Management hat daraufhin seine Gewinnprognosen für das gesamte Jahr gesenkt.
Der Nettogewinn lag im Jahr 2022 bei beeindruckenden 13,8 Milliarden €. Damals boomte die Schifffahrtsbranche aufgrund der Erholung nach der Pandemie und logistischer Probleme, die die Preise für Verbraucher nach oben trieben. Die Frachtraten sanken jedoch in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 45% auf 1.604 US$ pro TEU, was zu einem Umsatzrückgang von 46% auf 14,1 Milliarden € führte.
Rolf Habben Jansen, CEO der Hapag-Lloyd AG, kommentierte:
Die Frachtraten liegen unter dem Niveau des Vorjahres und haben, wie erwartet, auch im dritten Quartal nochmals nachgegeben – was sich in spürbar niedrigeren Erträgen zeigt. Deshalb arbeiten wir konsequent daran, unsere Kosten weiter zu senken – beispielsweise durch Einsparungen auf der Beschaffungsseite und Anpassungen in unserem Servicenetzwerk. In dem eingetrübten Marktumfeld könnten jedoch einige herausfordernde Quartale auf uns zukommen, sollten sich die Spotraten nicht wieder erholen.
Berenberg passt Kursziel an
Die Privatbank Berenberg hat das Kursziel für Hapag-Lloyd von 190 € auf 130 € heruntergeschraubt. Dennoch belassen Sie die Einstufung auf „Hold“. Warum? Nun, obwohl die Reederei mehr Geschäft macht, sind die Preise für den Transport der Waren stärker gefallen als erwartet. Das bedeutet, dass Hapag-Lloyd nicht so viel Gewinn erzielen konnte wie geplant. Trotzdem könne das Unternehmen immer noch seine Jahresziele erreichen, erläuterte Analyst Benjamin Thielmann in einer aktuellen Studie.
Fazit: Fall für die Watchlist
Ich denke, der Aktienkurs wird wahrscheinlich weiterhin leicht fallen und der Tiefpunkt könnte bei etwa 85 € liegen. Dies ist auch die Einschätzung der Analysten der Deutschen Bank, die den fairen Kurs auf 90 € schätzen. Die Berenberg Bank, die zuvor optimistisch 190 € prognostizierte, hat inzwischen auch ihre Einschätzung angepasst.
Die Aktie dürfte weiterhin eine attraktive Dividendenrendite vorweisen können. Im letzten Rekordjahr wurde die Dividende von 35 € auf 63 € erhöht, das entsprach einer Dividendenrendite von 35%. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass sie auf diesem extrem hohen Niveau bleiben wird.
Aus meiner Sicht ist die Aktie derzeit ein Fall für die Watchlist. Von einem Kauf würde ich momentan noch abraten.
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