Heidelberger Druck: Aktie nach Ausblick zu Recht unter Druck?
Die Aktien der Heidelberger Druckmaschinen AG (WKN: 731400) stehen seit einigen Tagen unter großem Abgabedruck. Seit das Unternehmen vor gut einer Woche einen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023/24 gab, hat der Small Cap über -15% auf 1,432 € eingebüßt. Gegenüber dem 52-Wochen-Hoch von Anfang Februar betragen die Abschläge sogar knapp -30%. Müssen sich Anleger auf weitere Kursverluste einstellen?
Die Heidelberger Druckmaschinen AG, meist auch kurz nur Heideldruck oder Heidelberg genannt, ist ein Anbieter von Präzisionsmaschinen und der weltweit führende Hersteller von Bogenoffset-Druckmaschinen. Daneben ist das Unternehmen auch im Flexodruck für den Verpackungsmarkt und im digitalen Etikettendruck positioniert. Der Konzern beschäftigt über 9.500 Mitarbeitern und ist an 250 Standorten in über 170 Ländern vertreten, Hauptsitz ist Heidelberg. Derzeit erreicht die Gesellschaft eine Marktkapitalisierung von 433,94 Millionen €.
Dieser Ausblick gefällt den Anlegern überhaupt nicht
Mitte letzter Woche hat das SDAX-Unternehmen zusammen mit den endgültigen Zahlen für 2022/23 auch erstmals eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr gegeben, das am 31. März 2024 endet. Das Management geht davon aus, dass Umsatz und bereinigte EBITDA-Marge auf dem Niveau des abgelaufenen Geschäftsjahres liegen werden.
Für 2022/23 wiesen die Heidelberger Umsätze von 2,43 Milliarden € und eine bereinigte operative Marge auf EBITDA-Basis von 7,2% aus. Außerdem wurde ein Gewinnanstieg von 0,11 auf 0,30 € je Aktie gemeldet. Der Auftragseingang fiel von 2,45 auf 2,43 Milliarden €.
Mittelfristig will man besser werden
Vorstandschef Ludwin Monz erklärte, dass das für 2023/24 ausgegebene Margen-Ziel ein stabiler Wert sei, aber immer noch auf einem niedrigen Niveau liege. Mittelfristig wolle man besser werden und das Niveau steigern. Dann sagte der Unternehmenschef noch einen Satz, den Anleger gar nicht gerne hören:
Das neue Geschäftsjahr wird kein einfaches werden.
Er verwies dabei auf die Kostensteigerungen, mit denen der Druckmaschinenhersteller umgehen müsse.
Heidelberger Druck will Kosten senken
Um die Profitabilität zu steigern, sind auch Einsparungen vorgesehen. Ein entsprechendes Programm sei auf den Weg gebracht worden. Welche Maßnahmen im Einzelnen geplant sind, dazu wollte sich der Manager aber noch nicht äußern.
Vor allem gehe es darum, Investitionen in zukünftiges Wachstum aus eigener Kraft stemmen zu können. Im Bereich Druck, der im vergangenen Jahr für 97% des Geschäfts stand, wurden Wachstumschancen im Digital- und Verpackungsdruck ausgemacht. Auch Zukäufe seien Teil der Wachstumspläne, um auch weiterhin die Marktführerschaft zu behaupten.
Die Notwendigkeit, die Produktivität in den Druckereibetrieben zu steigern, sorgt derweil für einen großen Wettbewerbsdruck, wie Monz weiter ausführte. Mit der Folge, dass die bereits zu beobachtende Konsolidierung in der Branche sich weiter verstärken könnte. Es werde auf weniger kleine, dafür aber einige große Druckereien hinauslaufen.
Elektromobilität bleibt als neues Geschäftsfeld im Fokus
Auch im Zukunftsmarkt Elektromobilität sehen die Heidelberger weiterhin großes Potenzial. Das Geschäft mit Wandladestationen für Elektrofahrzeuge — sogenannte Wallboxen — hat sich im vergangenen Jahr zwar rückläufig entwickelt, dennoch bleibt man zuversichtlich. Belastet wurde das Geschäft durch das Auslaufen von KfW-Förderungen und die Lieferschwierigkeiten bei E-Autos.
Die Pläne der EU, den Individualverkehr bis 2035 vollständig auf Elektrowagen umzustellen, sollten auch die Nachfrage nach der dazugehörigen Ladetechnik ankurbeln. Dementsprechend will man das Geschäft mit Wallboxen auf dem Heimatkontinent weiter ausbauen. Auch in den USA und in China wird eine Expansion ausgelotet.
Konzernumbau trägt Früchte
Heidelberger Druck hat den Konzern seit 2020 radikal umgebaut. Dabei wurden unprofitable Geschäftsbereiche eliminiert, Arbeitsplätze gestrichen und der Fokus auf den Verpackungsdruck und Digitalisierung gelegt. Auch neue Geschäftsfelder wie die Elektromobilität wurden erschlossen. Die Entwicklungen in den letzten Jahren waren und sind sehr ermutigend.
Aktuell wird jedoch das zyklisch geprägte Geschäftsmodell deutlich, das sich bei einem schwächeren Konjunkturverlauf schnell bemerkbar macht. So rechnet man in diesem Jahr mit stagnierenden Resultaten bei Umsatz und operativem Ergebnis.
Aktie fundamental gesehen ein absolutes Schnäppchen
Schaut man sich die fundamentale Bewertung der Aktie an, ist diese aber auf einem sehr attraktiven Niveau. Für 2023 wird die Aktie mit einem extrem niedrigen KUV von 0,18 und einem KGV von etwas über 6 bewertet. Einziger Malus ist die fehlende Gewinnbeteiligung der Anleger. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass sich in diesem Punkt in Zukunft auch etwas ändern wird.
Die Kursziele von Warburg Research, Baader Bank und Berenberg liegen denn auch bei 2,20 und 2,40 € und suggerieren Kurspotenziale von +54 bzw. +68%.
Auch ich traue der Aktie zu, mittel- bis langfristig deutlich höher zu notieren. Vor einem Einstieg sollten Anleger aber auf positive Chartimpulse warten.
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