Heidelberger Druck: Schluss mit lustig - 60-Cent-Alarm-Kursziel!

19.07.19

Rendez-Vous mit der 1-Euro-Marke: Die Heidelberg-Aktie (WKN: 731400) touchiert heute den Euro und macht erst kehrt bei 1,003 Euro. Damit schrammt der Traditionskonzern haarscharf an der Pennystock-Blamage vorbei. Das letzte Mal, dass der SDAX-Titel mit Kursen von unter 1 Euro Bekanntschaft machte, war im Dezember 2012. 

Heute packt das Researchhaus Warburg den Analysten-Hammer aus. In einer aktualisierten Studie sieht Warburg den fairen Wert der Heidelberg-Aktie bei gerade einmal 0,60 Euro. Das Bankhaus Metzler zieht nach und senkt sein Kursziel von 1,10 auf 0,90 Euro. Ausschlagebend ist eine große Enttäuschung nach Vorlage der vorläufigen Halbjahres-Zahlen am Mittwoch.

Quartalszahlen sorgen für Schock - Impulse aus China

Das erste Quartal des Geschäftsjahres - vom 1. April 2019 bis 30. Juni - stand laut Heidelberger Druck unter einer "zunehmenden Investitionszurückhaltung" aufgrund konjunktureller Entwicklungen.

Im "traditionell schwächsten Jahresquartal" weist Heidelberg einen Umsatz von 502 Millionen Euro aus nach 541 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Positiv: Der Anteil wiederkehrender Umsätze erhöht sich sukzessive und das China-Geschäft brummt beim Auftragseingang weiter.

Nach Steuern weist Heidelberg ein Minus von 31 Millionen Euro aus - eine Verdopplung des Fehlbetrags gegenüber dem Vorjahr. Das EBITDA (ohne Restrukturierungsergebnis) liegt mit 14 Millionen Euro unterhalb des Vorjahreswerts von 20 Millionen Euro.

Quelle: Heidelberger Druckmaschinen AG

Guidance: Umsatz bestätigt, Gewinn nach unten korrigiert

Während der Umsatzausblick für 2019 bestätigt wurde, muss das Gewinnziel angepasst werden. Im laufenden Geschäftsjahr wird Heidelberg - bedingt durch Investitionszurückhaltung - vorwiegend Geschäfte mit einem Produktmix mit vergleichsweise geringen Gewinnmargen machen. Aufgrund dieser Faktoren wird das EBITDA für 2019 nun vorausichtlich bei 6,5 bis 7% des Umsatzes liegen - bislang war eine Spanne von 7,5 bis 8,0% in Aussicht gestellt worden.

Positiv ist, dass Heidelbergs "treue" Kunden einen immer höheren Anteil am Umsatz ausmachen. Mittelfristig soll der Umsatzanteil aus dem wiederkehrendem Vertragsgeschäft auf rund ein Drittel des Gesamtumsatzes erhöht werden.

Der Vorstand hat bereits umfangreiche Maßnahmen zur Senkung der Kostenstruktur implementiert. Dazu gehören weniger Investitionen wie bisher geplant und eine Senkung der zu Produktionszwecken im Umlauf befindlichen Gegenstände. Ob das allerdings zum gewünschten Erfolg führt, bleibt fraglich.

Investoren werfen reihenweise ihre Anteile, wohl auch, weil sie Heidelberg nach langer Durststrecke keine Trendwende mehr zutrauen.

Landet der traditionsreiche Konzern vielleicht bald ganz in chinesischer Hand?

Ein Knackpunkt ist wohl die Entwicklung beim Cashflow. Der Barmittelfluss ist mit minus 83 Millionen Euro viel negativer als ein Jahr zuvor mit minus 45 Millionen Euro - aus Investorensicht ein No-Go.

Im den ersten drei (!) Monaten flossen damit mehr Mittel aus dem Konzern wie die Geldspritze der Chinesen (69 Mio. Euro) zu Jahresbeginn eingebracht hat. Die Masterwork Group zeichnete zu Jahresbeginn die neuen Aktien zu jeweils 2,68 Euro - 166% über dem aktuellen Niveau. Das Platzierungsniveau liegt sogar über dem Jahreshoch der Heidelberg-Aktie von 2,658 Euro (intraday) vom 9. August vergangenen Jahres. Das heißt, die Chinesen kauften die Aktien zu einem Preis, der an der Börse in den letzten 12 Monaten kein einziges Mal bezahlt wurde.

Fakt ist: Die chinesischen Investoren sind nicht irgendwer und haben hier - auch im Eigeninteresse - zu hohen Kursen gezeichnet. Auch wenn die Absichten nicht völlig klar sind, können wir uns vorstellen, dass Masterwork erneut Hilfe anbietet. Nicht auszuschließen, dass die Chinesen irgendwann die großen Stücke vom Kuchen wollen.

Die Heidelberg-Aktie führt am Freitag mit einem Minus von -8,13% das Verlierer-Ranking im SDAX an, kein ungewohntes Bild in diesem Jahr.

Auf der nächste Woche am Donnerstag (25. Juli) anstehenden Hauptversammlung dürfte für Gesprächsstoff gesorgt sein.

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