Henkel: Deshalb gehört die Aktie jetzt ins Depot

Redaktion
07.12.22

Nach einer zweimonatigen Erholungsrallye hat die Aktie von Henkel (WKN: 604840) diese Woche korrigiert: Fast -4% fiel der CDAX-Titel innerhalb von drei Tagen. Die letzten Unternehmenszahlen haben jedoch gezeigt, dass seine Preissetzungsmacht den Mischkonzern in einem schwierigen operativen Umfeld auffängt. Im Folgenden erklären wir, warum wir die kürzlich angehobene Prognose immer noch für zu konservativ halten, und nennen weitere Gründe, warum Anleger bei den Düsseldorfern zuschlagen sollten.

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Die Henkel AG & Co. KG mit Hauptsitz in Düsseldorf ist im Konsumgüter- und Industriegeschäft in drei Segmenten tätig: Laundry & Home Care, Beauty Care und Adhesive Technologies. Der Konzern beschäftigt über 50.000 Mitarbeiter in rund 80 Ländern. An der Börse hat das CDAX-Unternehmen einen Wert von 27 Milliarden €.

Nachdem Henkel in seinem letzten Quartal die Konsenserwartungen übertroffen hat, wurde der Ausblick für das Gesamtjahr angehoben, was ein Zeichen für das Vertrauen in die zugrunde liegenden Fundamentaldaten ist. Es bleibt jedoch wahrscheinlich ein gewisses Maß an Konservatismus in der Prognose, da der Vorstand für das Schlussquartal eine Verlangsamung bei den Geschäften in Aussicht gestellt hat.

Selbst angesichts inflationärer Kosten hat die Preissetzungsmacht von Henkel die Margen über die Zyklen hinweg geschützt. Während die Bären auf die jüngste Volumenschwäche in den Verbrauchersparten hinweisen werden, gibt es mit den Sparmaßnahmen des Unternehmens  reichlich Raum für Margensteigerungen.

Da auch die Rohstoffpreise für das kommende Jahr Anzeichen für eine Abschwächung zeigen, ist die vorläufige Bewertung (KGV: 16) gegenüber Konkurrenten wie Reckitt Benckiser und Unilever äußerst attraktiv.

Henkel demonstriert seine Preissetzungsmacht

Henkel übertraf im 3. Quartal die Konsenszahlen, angeführt von einem organischen Umsatzwachstum von +11,3% und einer außergewöhnlich starken Preisgestaltung mit Zuwächsen von +14,7 %. Die Volumina waren schwächer, wenn auch mit -3,4% um einen viel geringeren Prozentsatz als die Preise, wobei die Verbrauchersparten durchaus erhebliche Rückgänge verzeichneten.

Der Volumenrückgang mag besorgniserregend erscheinen, muss aber im Kontext betrachtet werden: Henkel befindet sich mitten in einer Portfolioumstrukturierung, um höhere Margen zu erzielen, und der Abbau unrentabler Mengen als Teil dieser Strategie hat zu dem Ergebnis beigetragen.

Noch wichtiger ist, dass der Marktanteil von Henkel intakt ist und das Unternehmen nicht an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Positiv ist auch die fortschreitende Integration der Unternehmensbereiche Laundry & Home Care und Beauty Care. Die neue Organisationsstruktur ist nun weitgehend etabliert und ebnet den Weg für die Realisierung weiterer Kosteneinsparungen.

Umsatzprognose für das Gesamtjahr angehoben, aber weiterhin konservativ

Nach einem starken Quartal hat Henkel die Prognose für das organische Umsatzwachstum auf 7-8% angehoben (von zuvor 5,5-7,5%). Bei näherer Betrachtung wird das Delta durch positive Währungseffekte im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich begünstigt, während Fusionen und Übernahmen mit einem niedrigen bis mittleren einstelligen negativen Wert belastend wirken. Vor dem Hintergrund eines organischen Umsatzwachstums von ~10% im letzten Jahr impliziert die revidierte Jahresprognose von Henkel jedoch eine deutliche Verlangsamung des Umsatzes im vierten Quartal zwischen -1% und +3%.

Die Preisentwicklung bei den Klebstoffen wird sich verständlicherweise aufgrund der schwierigeren Vergleichszahlen im 4. Quartal verlangsamen, aber die Verbraucherseite bleibt stark, und die Volumina sollten die Talsohle erreichen, wenn die Umstrukturierung des Portfolios in ihre Endphase eintritt.

Unterm Strich scheint mir die Umsatzaktualisierung ein wenig konservativ, wahrscheinlich als Puffer gegen das, was das Management als ein volatiles externes Umfeld ansieht. Bislang gibt es jedoch keine Trends, die auf ein solches Ergebnis hindeuten - die Veröffentlichungen vom Oktober zeigen zum Beispiel ein anhaltendes Wachstum in allen Kerngeschäften von Henkel.

Höhere Margenprognose aufgrund nachlassender Inflation der Inputkosten

Die Margenprognose für das Gesamtjahr wurde ebenfalls auf 10-11% angehoben (von zuvor 9-11%), während das Management für das Ergebnis je Aktie nun einen moderateren Rückgang von 15-25% erwartet (von zuvor 15-35%), einschließlich Restrukturierungskosten in Höhe von 450-500 Mio. €.

Die jüngste Ergebnisverbesserung könnte unseres Erachtens die erste von vielen sein, die noch kommen werden. Selbst in einem Umfeld schwächerer Volumina, in dem sich die Industrie- und Verbrauchernachfrage vor dem Hintergrund eines schwierigen makroökonomischen Umfelds abschwächt, hat Henkel noch reichlich Margenmöglichkeiten.

Ein wichtiger Faktor sind die Kosten. Für das Geschäftsjahr 2002 wurde die Prognose eines durchschnittlichen Anstiegs um +25% für das Gesamtjahr bekräftigt, was in absoluten Zahlen einer Inflation von etwa 2 Mrd. € entspricht. Dennoch hat die Gruppe in den USA und Asien einen Rückgang der wichtigsten Inputkosten wie Speiseöle und einige petrochemische Rohstoffe verzeichnet.

Dies deutet auf einen gewissen Konservatismus in der Margenprognose hin, sodass wir reichlich Spielraum für eine weitere Steigerung bei den kommenden Q4-Ergebnissen sehen. Selbst in einem Bären-Szenario, in dem die Spotpreise für Rohstoffe steigen, sollte die Preissetzungsmacht von Henkel dazu beitragen, die inflationären Herausforderungen auszugleichen.

M&A zur Wertsteigerung nutzen

Wie bei der Präsentation auf dem diesjährigen Capital Markets Day dargelegt, wird Henkel bei der Kapitalallokation vorerst auf M&A setzen. Angesichts der Erfolgsbilanz des Unternehmens scheint dies ein vernünftiger Schritt zu sein – die Plattform für Verbrauchermarken ist bereits in allen Regionen außerhalb Europas in Betrieb, und die Umsetzung verläuft schneller als geplant.

Ein erfolgreicher Zusammenschluss würde sich deutlich positiv auf die Gewinn- und Verlustrechnung auswirken – Henkels Prognose sieht nach dem Zusammenschluss Einsparungen in Höhe von ca. 500 Mio. € vor, von denen ca. 250 Mio. € 2023 und der Rest bis zum Jahr 2024 freigesetzt werden sollen.

Darüber hinaus konzentriert sich Henkel auch auf Desinvestitionen als Quelle der Wertschöpfung. Derzeit werden verwässernde Geschäfte mit einem Nettoumsatz von bis zu 1 Mrd. € geprüft, und ein erfolgreicher Ausstieg oder Abbau würde das gesamte Margenprofil verbessern. Ein Beispiel dafür ist die Depriorisierung des Türkeigeschäfts im vergangenen Jahr, die es dem Unternehmen ermöglichte, Investitionsmittel in nicht verwässernde Bereiche umzuleiten, was zu einer vorteilhaften Verschiebung des Geschäftsmixes führte.

Als Nächstes steht der Ausstieg aus Russland Ende 2022 oder Anfang 2023 auf der Agenda. Das Russland-Geschäft hat nicht unbedingt zu einer Verwässerung geführt, erhöht aber das Risiko geopolitischer Risiken für Henkel. Es ist zu erwarten, dass der fehlende Beitrag aus Russland ab dem nächsten Jahr das Ergebnis belasten wird, auch wenn zusätzliche Einsparungen durch Portfoliomaßnahmen in anderen Bereichen diesen Effekt ausgleichen könnten.

Anhaltende Preissetzungsstärke über den Konjunkturzyklus hinweg

Die Preissetzungsstärke von Henkel hat sich im dritten Quartal erneut gezeigt und zu einem rekordverdächtigen nominalen Quartalsumsatz in allen Unternehmensbereichen und Regionen geführt. Der einzige Schönheitsfehler war die Schwäche im Verbrauchergeschäft, wobei anzumerken ist, dass der Beitrag der laufenden Portfoliomaßnahmen den Rückgang noch verstärkte.

Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir wahrscheinlich das Schlimmste hinter uns. Die Rationalisierung des Portfolios wird bald abgeschlossen sein, während die moderaten Rohstoffpreise und die Realisierung von Einsparungen in Höhe von 500 Mio. € aus Fusionen für ein fitteres, strukturell margenstärkeres Geschäft sprechen.

Unterm Strich denken wir, dass die Bedenken der Anleger hinsichtlich der Fortschritte von Henkel übertrieben sind. Mit einem KGV von 16 und einer Dividendenrendite von ~3% ist die Aktie eine solide Portfolio-Beimischung.

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