Hensoldt-Aktie: Sorgen die Zahlen für neuen Schub?
Die Hensoldt-Aktie (WKN: HAG000) hat am Freitag sehr volatil auf die Zahlen zum ersten Halbjahr reagiert. Anleger taten sich schwer damit, die Ergebnisse einzuordnen. Die Aktie suchte lange Zeit nach einer Richtung und wechselte gleich mehrfach das Vorzeichen. Zum Handelsende stand jedoch ein deutliches Minus von -2,6% auf 31,36 €. Was können Anleger in den kommenden Sitzungen erwarten?
Hensoldt mit Sitz in Taufkirchen bei München ist ein deutsches Rüstungsunternehmen und spezialisiert auf Radar- und Sensortechnologien sowie elektronische Kampfführung. Die Firma ist aus Geschäftsbereichen des Luftfahrtkonzerns Airbus hervorgegangen und seit September 2020 an der deutschen Börse notiert. Etwa 50% der Aktien befinden sich im freien Handel, daneben sind die Bundesregierung und der italienische Rüstungskonzern Leonardo S.p.A. mit jeweils 25,1% beteiligt. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung bei 3,32 Milliarden €.
Halbjahreszahlen mit Licht und Schatten
Am Freitagmorgen hat Hensoldt seine Halbjahresbilanz vorgelegt. Die Zahlen zeigen, dass die Nachfrage nach Rüstungsgütern weiterhin auf einem hohen Niveau liegt. So erhöhte sich der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr um 13% auf 1,07 Milliarden €. Die Umsätze entwickelten sich dagegen nicht ganz so dynamisch und stiegen lediglich um 6,4% auf 726 Millionen €. Analysten hatten diesbezüglich etwas mehr erwartet.
Fortschritte machte das MDAX-Unternehmen dagegen in Sachen Profitabilität. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) verbesserte sich um gut ein Drittel auf 82 Millionen €. Das führte zu einem Anstieg der operativen Rendite um 2,4 Prozentpunkte auf 11,3%.
Abstriche mussten die Süddeutschen beim Konzernergebnis machen. Hier stand für den 6-Monats-Zeitraum unter dem Strich ein Verlust von 16 Millionen € zu Buche. Grund dafür ist ein schwächeres Finanzergebnis.
Nichtsdestotrotz gab sich Konzernchef Thomas Müller zufrieden:
Mit unserer erneut positiven Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2023 zeigen wir einmal mehr, dass wir den hohen Erwartungen an uns als Technologieführer für Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen gerecht werden.
Umsatzziel wurde konkretisiert
Für das Gesamtjahr wurde das Umsatzziel präzisiert. Hier steuert der Spezialist für Rüstungselektronik nun einen Wert von 1,85 Milliarden €. Das wäre ein Anstieg von gut 8% gegenüber den im Jahr 2022 erzielten Erlösen von 1,71 Milliarden €. Bislang lag das Wachstumsziel noch zwischen 7 und 10%.
Das bereinigte EBITDA, das 2022 bei 292 Millionen € lag, soll weiterhin moderat steigen. Gleiches gilt für den Auftragseingang, der sich im letzten Jahr auf knapp 2 Milliarden € belief.
JPMorgan äußert sich als Erstes
In einer ersten Reaktion bezog die US-Großbank JPMorgan Stellung. Analyst David Perry erklärte, dass Hensoldt solide Zahlen vorgelegt habe und sich positiv entwickle. Zudem sei das operative Ergebnis im zweiten Quartal höher ausgefallen als geschätzt.
Gleichwohl betonte der Experte, dass die Aktie die teuerste der von ihm beobachten Rüstungswerte in Europa sei. Demnach hielt er an seiner Einstufung „Hold“ und einem Kursziel von 32 € fest.
Aktie ist kein Schnäppchen mehr
Die hohe Bewertung ist in der Tat ein Problem. Auf Basis der Marktschätzungen für 2023 liefert Hensoldt ein KUV von 1,82 und ein KGV von knapp 27. Dazu kommt eine eher überschaubare Dividendenrendite von 1,56%. Die Rheinmetall-Aktie ist im Vergleich dazu mit einem KUV von 1,47 und einem KGV von knapp 18 wesentlich günstiger bewertet. Auch die Dividendenrendite fällt mit gut 2% höher aus.
Das Unternehmen hat weiterhin Probleme, die starke Nachfrage zu bedienen und Aufträge abzuarbeiten. So ist der Auftragsbestand per Ende Juni auf ein neues Rekordniveau von 5,67 Milliarden € angeschwollen. Grundsätzlich sind prall gefüllte Orderbücher eine gute Sache, doch scheint es Hensoldt an den nötigen Kapazitäten zu fehlen, um die vielen Bestellungen auch als Umsätze verbuchen zu können.
Mein Fazit: Hier besteht meines Erachtens großes Nachholpotenzial. So ist die Aktie langfristig gesehen aufgrund der Zeitenwende und der Auf- und Ausrüstung westlicher Staaten weiterhin ein interessantes Investment. Kurzfristig sehe ich jedoch andere Rüstungstitel im Vorteil.
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