Hensoldt-Aktie: Warum Anleger nicht begeistert sind
Die Hensoldt-Aktie (WKN: HAG000) rutscht um -2% auf 28,05 €, nachdem der Rüstungshersteller vorläufige Ergebnisse für 2022 bekanntgegeben hat sowie ein Guidance-Update für das laufende Jahr. Die vorgelegten Zahlen können die Anleger genauso wenig beeindrucken wie die vorgeschlagene Dividendenerhöhung. Dafür gibt es Gründe.
Die Hensoldt AG ist aus ehemaligen Geschäftsbereichen des Luftfahrtkonzerns Airbus entstanden. Die Rüstungsfirma mit Sitz in Taufkirchen bei München ist spezialisiert auf Radar- und Sensortechnologien sowie elektronische Ausstattung für Kampfjets. Seit September 2020 ist die Aktie an der deutschen Börse notiert, Großaktionäre sind die Bundesregierung und der italienische Rüstungshersteller Leonardo mit jeweils 25,1%. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt derzeit bei gut 3 Milliarden €.
Dividende soll dank starker Zahlen um ein Fünftel steigen
Am Donnerstagmorgen hat Hensoldt vorläufige Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2022 bekanntgegeben, die die Erwartungen erreicht oder übertroffen haben. Der Umsatz kletterte demnach gegenüber dem Vorjahr um +16% auf 1,71 Milliarden €, und das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um +12% auf 292 Millionen €.
Die bereinigte EBITDA-Marge – wohlgemerkt vor dem Geschäftsvolumen mit geringem Wertschöpfungsanteil – legte ebenfalls deutlich zu auf 20,4% (Vorjahr: 19,4%) und übertraf die Erwartungen (17,1%) deutlich.
Angesichts der positiven Ergebnisse hat der Hensoldt-Vorstand die Ausschüttung einer Dividende von 0,30 € je Aktie vorgeschlagen, was gegenüber dem Vorjahr einer Erhöhung von 20% entspricht.
Weitere Dividendenerhöhungen in Aussicht
Der Auftragsbestand der Taufkirchener, der sich gegenüber 2019 bereits verdoppelt hat, ist laut Mitteilung nun auf einen Rekordwert von 5,36 Milliarden € gestiegen. Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen den Angaben nach weiterhin damit, von weltweit höheren Rüstungsausgaben zu profitieren sowie von den ersten Bestellungen aus dem Sondervermögen der Bundeswehr. Allein aus diesem Budget erwartet Hensoldt in den nächsten vier Jahren ein Auftragsvolumen „im hohen einstelligen Milliardenbereich“.
Die im Dezember erhöhten Prognosen wurden damit bestätigt. So erwartet der Radar-Spezialist für 2023 weiterhin ein Umsatzwachstum von 7 bis 10% sowie eine EBITDA-Marge (vor dem Effekt von weniger profitablen Durchleitungsgeschäften) von 19%.
Aktionäre sollen von den erwarteten Gewinnzuwächsen ebenfalls profitieren. So plant der Rüstungshersteller künftig bis zu 40% vom bereinigten Überschuss als Dividende auszuschütten, nach 20% im Vorjahr.
Übernahmen geplant
Seine Verschuldung, die sich im vergangenen Jahr auf 336 Millionen € belief, hat Hensoldt weiteren Angaben nach dank „starkem“ Cashflow deutlich reduziert. Das gebe dem Konzern nun Spielraum für Akquisitionen, sagte Finanzvorstand Christian Ladurner und fügte hinzu:
Wir halten eine Konsolidierung der europäischen Rüstungsindustrie für notwendig. Daran kommen wir mittelfristig nicht vorbei. Und wir sehen uns nicht als ein Unternehmen, das geschluckt werden wird.
Rüstungsaktien: Hensoldt nicht mein Favorit
An der Börse haben Hensoldts vorläufige Zahlen keine Begeisterungsstürme ausgelöst: Nach leichten anfänglichen Gewinnen drehte die Aktie mit über 2% ins Minus bei einem Kurs von 28,05 €.
Verantwortlich für die eher reservierte Reaktion der Anleger dürfte die Tatsache sein, dass der Rüstungskonzern seine Prognose für das Umsatzwachstum bei nur 7 bis 10% belassen hat. Analysten hatten im Schnitt zunächst mit 12% gerechnet. JPMorgan etwa bezeichnete die Guidance schon im Dezember angesichts des Ausmaßes des geplanten Anstiegs der deutschen Verteidigungsausgaben als eher enttäuschend.
Die Hensoldt-Aktie war nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine vor einem Jahr in wenigen Tagen von 12 auf 30 € hochgeschossen. Mitglieder des exklusiven No Brainer Clubs konnten damals dank des Tipps von NBC-Chefanalyst Jens Lion schnelle bis zu +43% Rendite einfahren. Lion hatte selbst voll investiert und im Anschluss einen großen Teil seiner Kursgewinne an die Nothilfe Ukraine gespendet.
Durch neue Eskalationen im ostslawischen Bruderkrieg in den vergangenen Wochen ist der Rüstungstitel wieder auf Tuchfühlung gerückt zum damaligen Hoch. Auf diesem Niveau ist mir das Hensoldt-Papier einfach zu teuer, im Rüstungssektor gibt es deutlich günstigere Alternativen – zumal die Finanzziele der Taufkirchener die Markterwartungen noch nicht ganz erfüllen können.
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