Horror-Szenario für Autoindustrie – trifft es VW?
Das Jahr 2030 werden nicht mehr alle deutschen Autohersteller erleben. Diese provokante These vertritt der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick. Es stellen sich die Fragen, warum das so sein könnte und trifft es vielleicht VW? Am Donnerstag startet die VW-Vorzugsaktie unverändert in den Handel und steht aktuell bei 95 €.
Horror-Szenario für Autoindustrie
Moritz Schularick, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), vertritt die These, dass nicht alle drei deutschen Autobauer dieses Jahrzehnt überleben. Das würde bedeuten, dass es mindestens einen Autohersteller in Deutschland bis dahin nicht mehr gibt.
Gemeint sind damit die Autokonzerne BMW, Mercedes-Benz und VW. Aus heutiger Sicht ist es nur schwer vorstellbar, dass einer davon seine Selbstständigkeit verliert.
Die Selbstständigkeit verlieren bedeutet jedoch nicht, dass die Produktion dieser Autos aus Deutschland wegbricht.
Moritz Schularick beschreibt diesen Prozess so:
Mindestens einer von denen wird in irgendeiner anderen Form das Jahrzehnt beenden – entweder aufgekauft oder aufgesplittet wird oder Joint Ventures eingeht.
E-Mobilität verschlafen
Deutschland war einst als führende Nation der Autobranche bekannt. Dies galt sowohl für Innovationen bei den Motoren als auch bei der Entwicklung neuer Modelle. Der VW-Konzern mit seinen zahlreichen Marken spielte hierbei eine zentrale Rolle. Mittlerweile sieht das anders aus.
Der Wandel hin zur E-Mobilität verpasste auch VW. Mit dem Wegfall der Kaufprämie für E-Fahrzeuge brach der Absatz auch bei VW ein. Mittlerweile fehlt es dem Konzern an günstigen E-Fahrzeugen. Marktführer in diesem Preissegment ist China.
Die Wolfsburger sind zwar dabei, den Rückstand aufzuholen, das günstige Einsteigermodell, der ID EVERY1 für 20.000 €, kommt jedoch erst 2027. Bis 2035 plant der Konzern, der größte Volumenhersteller bei E-Fahrzeugen zu werden.
Die Richtung stimmt, allerdings kommt die Initiative sehr spät.
Geringer Streubesitz vorhanden
Bei VW gibt es eine besondere Aktionärsstruktur. Größter Anteilseigner ist die Porsche Holding mit 31,9%. Institutionelle ausländische Anleger halten 18,3%, gefolgt von dem Bundesland Niedersachsen mit 11,4% sowie Qatar Holding mit 10,4%. Bei den Stimmrechten sieht es anders aus. Hier verfügt die Porsche Holding mit 53,3% die absolute Mehrheit. Niedersachsen verfügt über 20% und Qatar Holding über 17%. (Laut Konzernangaben, Stand 31.12.2024).
Bei der derzeitigen Aktionärsstruktur ist eine Übernahme des Konzerns nur sehr schwer vorstellbar. Keiner der Großaktionäre zeigt erkennbares Verkaufsinteresse. VW ist im Gegensatz zu den beiden anderen Konzernen politisch von Niedersachsen abhängig. Im damaligen VW-Gesetz war das ausdrücklich gewollt.
Aufspaltung als Möglichkeit denkbar
Der gesamte Wolfsburger Konzern ist sehr breit aufgestellt. Neben den einzelnen Automarken gehört auch der Motorradhersteller Ducati dazu. Ebenfalls ist VW mit 87,5 % der größte Einzelaktionär bei Traton. Hierbei handelt es sich um die Obergesellschaft für die Nutzfahrzeuge.
Der Anteil an Traton wurde zwar reduziert, hier könnte das Segment aber analog zu Daimler komplett ausgegliedert werden. Außerdem könnte der Motorradhersteller Ducati verkauft werden.
Insgesamt könnte der Konzern ohne diese Sparten neu ausgerichtet werden. Der Fokus läge dann nur noch auf den Autos. Mercedes-Benz kann hier als Blaupause dienen.
Länderübergreifende Kooperation als Alternative
Um bei der E-Mobilität deutlich schneller voranzukommen, wäre eine Kooperation beispielsweise mit einem chinesischen Hersteller von E-Fahrzeugen möglich. Eine denkbare Lösung wäre eine Überkreuzbeteiligung. Hierbei könnten beide Parteien profitieren. VW würde sich hohe Entwicklungskosten ersparen und könnte den europäischen Markt mit den E-Autos bedienen. Der chinesische Partner könnte zusätzlich zu seinen E-Fahrzeugen auch Autos mit innovativen Verbrennermotoren anbieten. Es wäre eine Win-Win-Situation für beide Partner.
Alternativ wäre eine Kooperation mit einem Hersteller von Batterien möglich. Auch hier könnten erhebliche Kosten eingespart werden.
Bei dem komplexen Wolfsburger Konzern bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Hierzu bedarf es jedoch des Einverständnisses der Großaktionäre. Dass VW vom Markt verschwindet, ist jedoch kaum vorstellbar.
Hier sei angemerkt: Unser exklusiver Report „Motoren-Machtkampf“ präsentiert eine kaum bekannte Aktie, die vom Wandel zur E-Mobilität enorm profitieren dürfte, und warnt vor Investments in ein gefährdetes Traditionsunternehmen.
VW in Kürze
- Die Volkswagen AG, kurz VW, (WKN: 766400) ist ein weltweit führender Hersteller von Automobilen und Nutzfahrzeugen mit einem Portfolio von zehn Auto-Marken. Neben der Kernmarke VW gehören unter anderem Audi, Skoda, Seat, Bentley und Porsche zum Konzern.
- Neben dem Hauptsitz in Wolfsburg unterhält der Konzern weltweit Produktionsstätten.
- Die Marktkapitalisierung der Vorzugsaktie liegt bei 19,6 Milliarden €.
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